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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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zur Hüttentür. Sie war abgesperrt, doch es gab keinen Riegel, und das Schloss ließ sich einfach aufbrechen.
    Edie holte tief Luft und richtete sich auf. Die beiden wechselten einen Blick.
    Derek sagte: «Ich fange im Schlafzimmer an.» Sie lächelte ihm dankbar zu. Nach allem, was sie bereits über Tommy Schofield wusste, war sein Schlafzimmer kein Ort, an dem sie sich aufhalten wollte.
    Sie machte sich im Wohnzimmer an die Arbeit, hinten bei der winzigen Küchenzeile, drehte alles um, was auf dem Boden stand, zog Schubladen auf und öffnete Schränke, spähte unter Stühle und ließ die Finger über die nackten Holzdielen gleiten, um etwas zu ertasten, irgendwas, das von Bedeutung sein könnte, doch sie fand nichts. Sie arbeitete sich systematisch durch den Raum, bis sie in einer Ecke zu einem alten, abgewetzten ledernen Liegesessel kam. Auf der einen Seite des Sessels stand ein Souveniraschenbecher von Kodiak Island, und darin lag ein Zigarrenstummel. Edie nahm den Aschenbecher in die Hand. Darunter lag die Bauchbinde der Zigarre. Sammy hatte während ihrer Ehe auch immer geraucht, und sie räumte immer noch ganz automatisch den Abfall weg. Als sie merkte, was sie tat, stellte sie den Aschenbecher wieder hin.
    Derek tauchte auf. Er hielt etwas in der Hand und gab es ihr. Es war ein Jahrbuchfoto der Abschlussschüler an der Homer Highschool. Edies Augen glitten über die Reihen mit jungen Gesichtern, bis sie an einem hängen blieb, das sie kannte.
    TaniaLee Littlefish.
    Plötzlich war es, als wäre sie aus dem Wald getreten und hätte unvermittelt freien Blick über die Tundra. Ihr Herz schlug schneller, es schnürte ihr die Kehle zu, und sie spürte, wie ihr auf der Stirn der Schweiß ausbrach. Sie ging zurück zum Aschenbecher, zog die Bauchbinde darunter hervor und musterte prüfend den Aufdruck.
    «Derek? Ich glaube, ich habe was.»
    Der Polizist trat zu ihr und nahm ihr die Bauchbinde aus der Hand.
    «Da laust mich doch der Affe!» In roter Schrift stand da auf goldenem Hintergrund das Wort «Fonseca».
    «Kubanisch», sagte er. «Ziemlich selten.»

    Als sie nach Homer zurückfuhren, wurde das Licht schon wieder fahl. Die letzten Sonnenstrahlen beschienen rosarot den Westen der Stadt, und eine östliche Brise wehte Fichtennadeln durch die orangefarbenen Staubpartikel unter den Straßenlaternen.
    Auf der anderen Seite der Kachemakbucht lagen glitzernd Halibut Cove und Jakolof Bay, und das Meereis reflektierte funkelnd die Lichter von Homer Spit und verlieh der schmalen Landzunge ihren ganz eigenen Glanz.
    Chris Taluak erwartete sie bei sich zu Hause mit einer Schale klebrigem Lachsrogen, ein paar Flaschen eiskaltem Bier und diversen Dosen Limonade. Das Haus des Mannes von der Küstenwache war schlicht, aber gemütlich. Im Ofen glimmten Holzscheite vor sich hin. Taluak hatte sein Zedernholzhaus selbst gebaut, als Homer noch eine winzige Pionierstadt gewesen war.
    «Wie war die Jagd?»
    «Wir haben gefunden, was wir gesucht haben», sagte Edie.
    Derek warf ihr einen warnenden Blick zu und wechselte schnell das Thema. «Hat sich die Sache von heute Morgen eigentlich schon aufgeklärt?»
    Taluak zuckte die Achseln. «Wir haben es der Polizei übergeben.» Er füllte die folgende Gesprächspause, indem er sich laut auf die Schenkel klopfte und fragte, ob noch jemand was zu trinken wollte. Ein paar Minuten später kam er mit eisgekühlten Henkelgläsern zurück und stellte sie vor seine Besucher auf den Tisch.
    «Keine Ahnung, wo meine Manieren geblieben sind!», sagte Taluak. Edie goss ihre Limonade in ein Glas, schlang die rechte Hand um den Humpen und genoss das Brennen der schmelzenden Eiskristalle auf ihren Fingern.
    «Und? Geht’s morgen zurück nach Nome?» Zach Barefoot war unterwegs, um Verwandte zu besuchen, doch er wollte zurück nach Hause.
    «Wahrscheinlich», sagte Derek.
    Ein Holzscheit schlug knisternd Funken. Taluak ging zum Ofen und stocherte darin herum.
    «Das Rennen ist dieses Jahr ganz schön aufregend», sagte er, um Konversation zu machen. «Ich habe mir gerade ein bisschen was im Fernsehen angesehen. Ich habe zwanzig Scheine auf Steve Nicols gesetzt. Vor ein paar Tagen dachte ich noch, das wäre eine todsichere Wette. Nicols lag überragend in Führung. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Sieht so aus, als hätte er irgendwie keinen Biss mehr. Wenn er nicht aufpasst, hat Duncan Wright ihn bald eingeholt.»
    Er plapperte weiter, aber Edie hörte nicht mehr zu. Sie nahm den

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