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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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rosafarbene mit den weißen Tupfen.« Sie lachte auf. »Becci findet Rosa doof. Sie sagt, es sei peinlich. Etwas für kleine Mädchen. Früher mochte sie es genauso wie damals Annika. Jetzt muss alles kräftig lila und brombeerfarben sein.« Eine Träne lief über Lenes Wange. »Ich habe Annika verboten, das Kleid anzuziehen. Es war doch so ein kühler Abend. Sie hat geweint und ist in ihrer roten Hose und einem weißen Pullover raus … Und jetzt, jetzt … Becci und Marius … Ich ertrage es nicht.«
    Ihre Hand schloss sich fest um Günthers. »Steht in Ihren Akten auch, was mit uns passiert ist?«, fragte er. All die Erinnerungen wirbelten in seinem Kopf umher. Die Ereignisse, die er nicht länger verdrängen konnte.
    Der Alptraum.
    »Was meinen Sie?« Ehrlinspiel nickte ihm aufmunternd zu.
    »Fast ein Jahr lang sind die da draußen herumgelungert.« Er entzog Lene seine Hand und stand auf. Mit dem Kinn wies er Richtung Fenster zum Garten. »Kameras, Fotoapparate, Mikrofone … Das Pack hat an der Tür geklingelt, ans Fenster geklopft, ist sogar auf die Terrasse gekommen und hat mit Geldscheinen gewunken.« Er trat vor die Polizisten. »Und
Sie,
Sie haben es nicht geschafft, uns die Bande vom Leib zu halten. Es gab nicht einen Tag, an dem meine Frau oder ich aus dem Haus konnten, ohne dass hinter einem Baum einer aufgetaucht ist.« Er atmete laut. »Dann haben wir die Mauer bauen lassen. Und vorn das schwere Stahltor angebracht. Alarmanlage inklusive.«
    »Verstehe«, sagte Ehrlinspiel.
    »Nein, das tun Sie nicht!« Hitze stieg seinen Hals hinauf bis in sein Gesicht, und das Make-up verlief. »Oder haben Sie schon einmal ein Kind verloren?«
    »Hören Sie« – Ehrlinspiel stand ebenfalls auf, und die beiden Männer sahen sich direkt in die Augen –, »das tut mir aufrichtig leid mit den Reportern. Doch das ist fast zwanzig Jahre her, und es hilft Ihren Kindern nicht, jetzt darüber zu schimpfen. Wir werden es dieses Mal besser machen.«
    »Dieses Mal«, stieß er verächtlich hervor. »Wenn Sie wieder versagen, ja?«
    »Wir können keinen Erfolg garantieren. Sonst müsste ich lügen. Es gibt zu viele Umstände, die wir nicht kennen.«
    Günther fuhr mit dem Handrücken über seine heißen Wangen. Eine ölige, beige Schicht mit schwarzen Schmierspuren blieb auf der Hand zurück.
    Der Kommissar reichte ihm ein Taschentuch, so wie er es am Nachmittag bei Lene getan hatte, und sagte: »Denken Sie noch einmal nach. Waren Marius oder Rebecca anders in den letzten Tagen? Sind die beiden – oder einer – vielleicht bedroht worden? Hat ein Fremder sie angesprochen?«
    Assmann rieb mit dem Taschentuch über seinen Handrücken. »Nichts, nein. Oder, Lene?« Er wandte sich zu ihr, doch sie schien völlig abwesend, kauerte in dem Sessel wie Gretchen im Kerker, der Kopf war auf ihre Brust gesunken, die Hände lagen in ihrem Schoß. »Lene!« Er küsste sie auf den Scheitel, fuhr ihr über den Rücken, spürte durch den weichen Pullover jeden Wirbel und glaubte, die Vergangenheit reiße ihn aus dem mühsam errungenen, zweiten Leben.
    »Mein Mädchen«, flüsterte sie und lehnte den Kopf gegen seine Beine.
    Günther wusste nicht, ob sie Annika oder Rebecca meinte. »Was sollen wir bloß tun?«, fragte er Ehrlinspiel.
    »Sie könnten uns den Rechner Ihres Sohnes geben. Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf. Er hat doch einen eigenen Rechner?«
    »Ja, sicher. Einen Laptop.« Günther Assmann stieg die Treppen zu Marius’ Zimmer hinauf, spürte jeden Muskel dabei. In der Tür blieb er stehen. Es roch muffig. Wann war er zuletzt hier gewesen? Abgesehen von heute Nachmittag? Hatte es da auch schon so gerochen? Salzig und nach kaltem Schweiß wie im Zimmer eines erwachsenen Mannes? Er setzte sich auf den Bettrand und sah sich um, doch Marius’ Laptop konnte er nirgends entdecken. Am iPod seines Sohnes blieb sein Blick hängen. Was hörte er eigentlich für Musik? Er setzte den Kopfhörer auf, ließ die Finger über den Touchscreen gleiten, und eine Liste öffnete sich.
Evil
von
Dr Cryptic,
Album
Dupstep.
Er tippte auf
Play,
und nach einigen grauenhaften elektronischen Geräuschen scrollte er weiter. Irgendwelche
Monsters of Liedermaching
schrien ihm ein heiseres »Ich bin nicht frei, ich bin nicht frei« entgegen. Und plötzlich, beim nächsten Titel, fand er sich eingehüllt in die zarten Klänge von Tschaikowskys
Romeo and Juliet.
Günther verharrte reglos, lauschte der Harfe, den Streichern. Dann riss er sich den

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