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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Schnauze in eines der T-Shirts drückte. »Innenstadt. Dieses Mal Siegesdenkmal.«
    Wieder keine Chance. Zu viele Menschen. Viel zu viele Straßen und ein großer Verkehrsknotenpunkt. Der Hund bellte leise, als wolle er bestätigen, dass er die Duftmoleküle der Kinder aufgenommen und gespeichert hatte.
    Ehrlinspiel kannte das Tier und den jungen, beleibten Polizisten von einem früheren Fall. Im Gegensatz zu normalen Fährtenhunden konnte ein Mantrailer die Gerüche verschiedener Menschen voneinander unterscheiden. Bis zu zwei Tage orientierte er sich an Duftmolekülen aus Haut-, Haarschuppen oder Blut. Und das sogar dort, wo sich große Menschenansammlungen finden: auf dem Wochenmarkt, auf Flughäfen – oder an Straßenbahn-Haltestellen.
    »Zweieinhalb Tage«, sagte Ehrlinspiel zu dem dicken Hundeführer. »So lange sind die Kinder weg.« Sie standen fast neben dem Kiosk in der Günterstalstraße, wo Assmann die Kinder angeblich aus dem Auto gelassen hatte. Kisten mit Äpfeln und Kartoffeln stapelten sich vor dem Kiosk, ein älterer, abgerissener Mann schob gerade einen Lottoschein und ein paar Münzen über den schmalen Tresen und lehnte sich dann neugierig an die Telefonzelle nebenan.
    »Wir versuchen es. Sherlock ist einer der Besten.« Der Hundeführer flüsterte dem Tier etwas zu, und Sherlock senkte den Kopf und lief über zwei Zebrastreifen, vorbei an dem Supermarkt und dem Bäcker mit Café an der Ecke, in dem Ehrlinspiel oft einkaufte, bis zum südlichen Ende der Haltestelle. Autos fuhren vorbei, eine Straßenbahn kam, Menschen stiegen aus und ein, doch Sherlock schien all das nicht zu bemerken. Mit lautem Schnüffeln glitt seine Schnauze Zentimeter für Zentimeter über den Teer.
    Bring uns zum Sternwald, zeig uns ein Versteck, und alles ist gut, dachte der Hauptkommissar.
    Sherlock zögerte, führte sie dann über einen dritten Zebrastreifen auf die andere Straßenseite der Haltestelle, während der Dicke immer wieder »gut, Sherlock« sagte, bis der Hund neben einem gelben Häuschen stehen blieb.
Hochspannung, Lebensgefahr,
stand an dessen Metalltüren. Ein Stromhäuschen. Das Tier schnüffelte um den kiesbedeckten Platz vor dem Haus herum. Suchte unter dem Brunnen, der an die Vorderfront gebaut war. Zögerte. Ging zurück. Scharrte, und in Ehrlinspiels Schläfen begann es zu pochen. Das Grundstück lag zur Günterstalstraße hin, die Haltestelle konnte man von hier aus sehen. Begrenzt wurde es von der Urach- und Prinz-Eugen-Straße. Nicht weit dahinter begann der Sternwald.
    Mit leisem Winseln ließ Sherlock von der Stelle ab, wo er gescharrt hatte. Der Kommissar atmete auf. Doch der Hund lief nicht Richtung Wald, sondern hinter das Haus. Dort lag ein weiterer Platz, auf dem Autos parkten. Begrenzt wurde er von einer Reihe großer Container: dunkelgrüne für Altglas, weiße für Schuhe und Kleidung. Dahinter begann ein breiter Grünstreifen mit Bach, der sich bis weit in den Osten der Stadt zog. Dort zog Sherlock den Hundeführer hin. »Nicht in die Scherben treten«, mahnte der, und der Hund lief vorsichtig zwischen den bunten Glasstücken hindurch, die um die Container herumlagen. Sherlock durchstöberte Flaschen, halb verschimmelte, durchnässte Zigarettenpackungen und Stofffetzen, schnüffelte an einem einzelnen Halbschuh, an Kondomen und anderem Müll, der achtlos neben den Containern entsorgt worden war, schnupperte an dem niedrigen Holzgeländer am Rand des Grünstreifens, sprang darüber und zog dann in das Gestrüpp neben dem Bach. Er bellte. Drehte sich um. Der Hundeführer bückte sich zu ihm, flüsterte ihm etwas zu. Sofort drehte Sherlock sich um die eigene Achse. Drehte und drehte sich, tappte ein paar Schritte nach links, wieder nach rechts, dann setzte er sich hin.
    »Hier endet die Spur.« Der Hundeführer strich dem Tier über die Ohren.
    »Ein Auto?« Freitag schob die Hände in die Taschen seiner Anzughose. Seine Enttäuschung über den verpassten Teil des Kinderchor-Konzertes ließ er sich nicht anmerken.
    »Mhm. Das bedeutet, sie sind entweder allein hierhergelaufen – was ich nicht glaube, denn warum sollten sie das tun? –, oder jemand hat sie hierhergelockt.«
    »Genau. Und wir können noch weiter spekulieren: Man musste sie vielleicht gar nicht locken. Vielleicht kannten sie den oder die Leute. ›Kommt, ich fahre euch in die Schule, das geht viel schneller, mein Wagen steht direkt da auf der anderen Straßenseite, da ist es schön warm drin …‹«
    Ehrlinspiel sah die

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