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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Krenz. Sollte er doch denken, was er wollte. Sollte die Polizei ihn doch für einen Unmenschen halten.
    »Dann warst du meine Liebe nicht wert.«
    »Du meinst
Gnade.
Ich darf hier leben, ich darf meinen Beruf ausüben, ich darf mir von deinem Geld ein Auto kaufen, ich darf, darf, darf … Leben von deiner vordergründigen Großzügigkeit und deinen hinterhältigen Vorwürfen. Hast du mich denn je als Menschen gesehen? Nur ein einziges Mal? Du hast dich doch nur um die Kinder gekümmert. Jahrelang. Beccis Diabetes hier, Beccis Diabetes da, und Marius, das schüchterne Sorgenkind …«
    »Halt den Mund«, presste sie hervor. »Du brauchst hier keine Tragödie aufzuführen.«
    Er löste die Hände von dem Glas. Feuchte Schlieren blieben darauf zurück. »Entschuldige.« Wie alles an mir klebt, dachte er. Die schweißnasse Haut, die Abhängigkeit von Lene und diese unsägliche Liebe. Und mein verdammtes Versagen, immer und immer wieder. Alles ist zäh. Nur die Chance meines Lebens, diese eine große Chance, das Engagement in Wien, meine Freiheit, die löst sich jetzt in ein Nichts auf.
    Er durfte das nicht zulassen. Zu hoch war der Preis, den er dafür bezahlt hatte. Über Jahre. Jahrzehnte. All die Erniedrigungen, die er ertragen, und die Geheimnisse, die er gehütet hatte. Manchmal hasste er sich. Und das Versprechen, das er seiner Frau an diesem entsetzlichen Abend gegeben hatte. Den Schwur, immer an ihrer Seite zu bleiben, egal, was passierte. Wie sollte er den nur halten? Nach allem, was er getan hatte?
    »Das Haus und Grundstück gehören nach wie vor Ihnen allein?«, fragte Krenz Lene Assmann.
    Sie bejahte.
    »Darf ich fragen, wie es um Ihre Finanzen sonst bestellt ist?« Krenz’ Blick umfasste die schweren Vorhänge und das Ledersofa, die silbernen Vasen und die Gemälde, die Lene zum Preis einer kleinen Wohnung auf einer Auktion ersteigert hatte. »Schön geworden. Guter Geschmack. Fast noch eleganter als früher.«
    »Alles bestens«, sagte Günther. »Wir, nein,
Lene
könnte von ihrem Erbe zehn Entführer mit Millionenforderungen bezahlen. Aber nein,
ich
bin der Buhmann.
Ich
muss bezahlen. Und ich habe keine Ahnung, was das Ganze soll.« Nur eine Idee, dachte er, aber die war so absurd, dass er sie nicht zu denken wagte.

[home]
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    W er lässt es nicht, sein stetes Schrei’n? Wer zeugt’ die Lüge, die erst klein, dann groß und größer wurd’, zur Last, zum Fremdling, den Du so sehr hasst?«
    Ehrlinspiel bremste, blickte kurz auf das knisternde Mikro der Freisprechanlage, und gleichzeitig sah er im Rückspiegel, wie in dem Tunnel zwei Scheinwerfer viel zu schnell zu ihm aufschlossen.
    »Kam vor wenigen Sekunden per SMS an Günther Assmann. Punkt sechzehn Uhr zwölf.« Ein Hupen verschluckte Krenz’ Stimme fast vollständig. »Wieder von Rebeccas Handy aus.«
    »Verdammt.« Er würgte den Rest Zartbitterschokolade hinunter, den er noch im Mund hatte. Zu einem Mittagessen hatte er nicht die Zeit gefunden. Die roten Leuchtziffern der Uhr im Armaturenbrett zeigten
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»Kennt Assmann die Lösung?«
Zur Antwort hast Du fünf Minuten,
hatte es in der letzten Nachricht geheißen, das war bis sechzehn Uhr siebzehn. Aber was, wenn Assmann nicht antwortete? Oder falsch antwortete?
    »Ich habe auf Lautsprecher gestellt«, sagte Krenz. »Herr und Frau Assmann hören mit. Der Provider arbeitet auf Hochtouren am Lokalisieren des Sendemastes.«
    »Wissen Sie, was die Verse bedeuten, Herr Assmann?« Der Hauptkommissar fuhr in eine Nothaltebucht. Die Entlüftung des Kappler Tunnels, der fast den gesamten Osten Freiburgs unterquerte, rauschte laut, und Ehrlinspiels Hintermann hupte im Vorbeifahren erneut und fuchtelte mit einem Arm vor seinem Gesicht herum.
    »Ich habe schon geantwortet.« Assmanns Stimme klang verzerrt.
    »Und was?«
    »Arschloch.«
    »Herr Assmann, das ist keine Show!«
    »Es ist ein hinterhältiges Spiel.«
    Ein Piepsen signalisierte eine eintreffende SMS .
    »Falsch,
schreibt er«, sagte Assmann. »Nein, es ist genau richtig! Er
ist
ein Arschloch!«
    »Denken Sie nach, Herr Assmann«, sagte Jo Krenz. »Spiel oder nicht und hinterhältig oder nicht, Ihre Kinder sind in Lebensgefahr. Die Zeit läuft uns davon. Also: Gibt es jemanden, den Sie hassen? Wer könnte mit Fremdling gemeint sein?«
    Bis auf das Vorbeizischen von Autos war es für Sekunden still. Sekunden, die sich zu einer Ewigkeit dehnten.
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13
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33
.
Noch dreieinhalb Minuten.
Los, rede schon, Assmann!
    »Ich hasse

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