Zeit der Dunkelheit (Band 4)
der Spur, und als sie den Kopf hob, sah sie etwas Dunkles über sich. Eine Brombeerhecke versperrte den Weg. Verbarg sich das Lager dahinter? Mit gespitzten Ohren verlangsamte sie ihre Schritte. Ein Junges maunzte und Brombeerblätter raschelten.
Hier musste das Lager sein!
Sie lief weiter, um die Brombeeren herum, überlegte, wie sie den Eingang finden sollte.
»Wer ist da?« Das Fauchen erschreckte sie. In die Finsternis spähend, sah sie, wie sich vor ihr Kiefernnadeln bewegten. Eine Katze versperrte ihr den Weg. Es war Efeuschweif. Distelpfote kannte die Schildpattkatze mit den weißen Flecken von den Versammlungen.
Sie holte tief Luft: »Ich bin Distelpfote vom DonnerClan. Brombeerkralle schickt mich. Ich muss sofort mit Schwarzstern sprechen.«
Efeuschweif näherte sich vorsichtig, mit zuckenden Schnurrhaaren beschnupperte sie Distelpfote. Dann suchte sie den Wald ab. »Wo ist der Rest eurer Patrouille?«
»Ich bin allein.« Distelpfote entdeckte eine Lücke in der Brombeerhecke. Der Eingang? War Efeuschweif hier, um ihn zu bewachen?
»Kein Krieger würde eine Schülerin allein in fremdes Territorium schicken«, knurrte Efeuschweif.
Distelpfote bohrte ihre Krallen in den mit Nadeln bedeckten Boden. »Ich muss mit Schwarzstern sprechen«, sagte sie noch einmal. Meine Clan-Gefährten werden in Fetzen gerissen.
»Willst du ihn ablenken, damit deine Clan-Gefährten angreifen können?«, fragte Efeuschweif misstrauisch. »Für wie blöd haltet ihr uns eigentlich?«
Distelpfote verlor die Geduld. Sie schob sich an der SchattenClan-Kriegerin vorbei und flitzte auf die Lücke in den Brombeeren zu. Efeuschweif sauste hinter ihr her durch den Tunnel ins SchattenClan-Lager.
»Beim SternenClan, was …?« Ein großer, getigerter Kater wirbelte herum und baute sich vor Distelpfote auf, sodass sie scharf bremsen musste und abrupt auf der Lichtung zum Stehen kam.
»Wo ist Schwarzstern?«, wollte sie wissen.
Das Fell des Katers sträubte sich, seine Augen weiteten sich vor Staunen.
»Distelpfote!« Neben ihr ertönte eine bekannte Stimme.
Distelpfote drehte den Kopf und sah zu ihrer Erleichterung, dass es Bernsteinpelz war. »Du musst mir helfen!«, miaute sie verzweifelt.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Bernsteinpelz sanft.
»Dafür ist keine Zeit«, keuchte Distelpfote. »Der WindClan hat uns angegriffen und Brombeerkralles Patrouille ist zahlenmäßig unterlegen. Er hat mich geschickt, um Hilfe zu holen!«
Bernsteinpelz erstarrte. »Komm mit.« Sie führte Distelpfote über die Lichtung und winkte sie durch eine weitere Lücke in der Hecke. Drinnen war es so dunkel, dass Distelpfote kaum etwas erkennen konnte.
»Schwarzstern.« Bernsteinpelz hatte sich an einen Schatten im hinteren Teil der Höhle gewandt. »Der DonnerClan braucht unsere Hilfe.« Sie strich Distelpfote mit dem Schwanz über die Flanke, und Distelpfote nahm an, dass dies eine Aufforderung war, zu sprechen.
»Schwarzstern.« Sie verneigte sich tief. »Entschuldige, dass ich in euer Lager eingedrungen bin, aber es geht um Leben und Tod. Der WindClan ist in unser Territorium eingedrungen. Sie sind überall in unserem Wald und uns zahlenmäßig überlegen. Ihr müsst uns helfen, sie zu verjagen.«
Schwarzstern trat vor, seine Augen waren groß vor Sorge. »Bring Rostfell her«, flüsterte er Bernsteinpelz zu.
Die SchattenClan-Katze schlüpfte aus dem Bau, Distelpfote blieb allein mit Schwarzstern zurück.
»Wie viele WindClan-Krieger?«, fragte er.
»Es scheint, als ob sie alle gekommen wären, bis auf die Ältesten und die Jungen.«
»Wo sind sie?«
»Brombeerkralles Kampfpatrouille ist beim verlassenen Zweibeinernest.« Distelpfote gab sich große Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Feuerstern ist einigen bis zur Grenze gefolgt und Borkenpelz führt eine weitere Patrouille zum See.«
Eine Stimme meldete sich am Eingang. »Das hört sich nach einer gut geplanten Invasion an.« Rostfell kam mit Bernsteinpelz an ihrer Seite in den Bau geschlüpft.
Distelpfote wandte sich an die Zweite Anführerin. »Das stimmt. Wir waren völlig unvorbereitet.«
Rostfells Schnurrhaare zuckten. »Ein Überraschungsangriff auf den DonnerClan?« War das Spott in ihrem Miauen?
Distelpfote wurde wütend. »Meine Clan-Gefährten sind in Lebensgefahr, während du hier nur redest!«
Rostfell blinzelte. »Ja.« Sie setzte sich neben ihren Anführer. »Das ist eine ernste Sache. Wir können nicht zulassen, dass ein Clan verjagt
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