Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Hilfe.
14. KAPITEL
»Ich halte das nicht aus, tatenlos alles mit anzuhören.« Rauchfell hockte neben Häherpfote auf der Lichtung. Aus der Ferne hallten Schreie und Gejaule durch den Wald.
»Falls das Lager noch einmal überfallen wird, brauchen wir dich hier«, erinnerte Häherpfote.
»Warten ist schlimmer als Kämpfen«, knurrte Rauchfell.
»Du musst dich auf die Geräusche im Lager konzentrieren.«
»Welche Geräusche?« Neben ihm erstarrte Rauchfell und lauschte angestrengt. Hörte sie denn nicht, dass in Feuersterns Bau gemurmelt und gescharrt wurde?
Langschweif und Mausefell hatten dort mit Millie, Minka und den Jungen Schutz gefunden. So, wie es sich anhörte, hatten sie Probleme mit dem Platz.
»Wo soll ich denn sitzen?«, beschwerte sich Langschweif.
»Bleib einfach, wo du bist«, krächzte Mausefell. »Wenn du dich bewegst, könntest du wieder auf ein Junges treten.«
Dann setzte Maunzen ein, gefolgt von Millies beruhigendem Miauen. »Ist schon gut, ihr Kleinen. Findet ihr es nicht lustig, im Bau des Anführers zu schlafen?«
»Ich will raus, um zu kämpfen!«, maunzte Unkenjunges. »Und nicht in diesem Loch festsitzen.«
»Deine Mutter bekommt noch einen weißen Pelz, wenn du so weitermachst«, schimpfte Mausefell. »Du bist zu klein zum Kämpfen. Hör auf zu jammern und mach dich nützlich wie Rosenjunges.« Rosenjunges miaute leise mit den kleineren Jungen, um sie zu beruhigen.
»Glaubst du, sie werden das Lager noch einmal angreifen?«, fragte Minka ängstlich.
»Was auch passiert, unseren Jungen wird niemand etwas tun«, knurrte Millie. Häherpfote war der Einzige, dem die Angst in ihrer Stimme nicht verborgen blieb. Nichts konnte sie tun, um ihren Clan-Gefährten zu helfen, die draußen im Wald kämpften.
Graustreif, Weißflug und Eispfote liefen draußen vor der Dornenbarriere auf und ab, um den Eingang zu bewachen. Sie lauschten so angestrengt auf Anzeichen von Gefahr, dass sie nicht wagten, miteinander zu sprechen. Ab und zu streifte Eispfotes Pelz den Waldboden und ihre Pfoten raschelten im Laub. Wahrscheinlich trainiert sie Kampftechniken.
Im Inneren des Felsenkessels umkreiste Lichtherz rastlos das Lager. Gelegentlich blieb sie stehen, und Häherpfote vermutete, dass sie die Simse über den steilen Felswänden absuchte, ob sich vielleicht auf diesem Weg irgendwelche WindClan-Krieger heimlich hereinzuschleichen versuchten. Häherpfote vertraute auf ihre Sinne, denn mit ihrem einen Auge waren Gehör und Geruchssinn bei ihr fast so gut entwickelt wie bei ihm. Keiner Katze würde es gelingen, sich an ihr vorbeizuschleichen. Und falls doch, war da noch Rußpfote, die mit gesträubtem Pelz auf der Lichtung herumtigerte.
»Bist du sicher, dass dein Bein so lange durchhält?« Häherpfote machte sich Sorgen, dass sie sich zu viel zumutete.
»Nach den vielen Schwimmübungen ist es viel kräftiger«, versicherte ihm Rußpfote.
»Ruh dich doch nur einen Moment aus«, riet Häherpfote.
»Dann setze ich mich kurz auf die Hochnase.«
Häherpfote überlegte, ob er sie davon abhalten sollte, den Steinfall hinaufzuklettern, aber ihre Stimme hatte sich so entschlossen angehört, dass er jede Diskussion für nutzlos hielt. Blattsees Erinnerung an den Dachs blitzte in seinen Gedanken auf – schwarz-weißes Fell, das durch den Brombeerwall brach, schnappende Kiefer, der Gestank nach Blut, panisch wimmernde Junge. Rußpelz war gestorben, um sie zu beschützen. Hallte diese Erinnerung jetzt in Rußpfotes Gedanken nach? Wenn ja, dann würde nichts und niemand sie davon abhalten können, die Jungen zu schützen.
Er hörte sie den Felsen hinaufklettern, betete, dass sie mit ihrem kranken Bein nicht auf losen Steinen ausrutschen würde, und atmete erleichtert auf, als sie auf der Hochnase angekommen war und sich vor den Eingang zu Feuersterns Höhle setzte.
Blattsee war in ihrem Bau, raschelte mit Blättern und sortierte Kräuter. Häherpfote roch, wie sich die intensiven Aromen vermischten, während sie Pasten und Tinkturen für die Verletzten vorbereitete.
»Wir sind auf alles vorbereitet«, versuchte Häherpfote Rauchfell zu beruhigen. »Der DonnerClan wird sich nicht so leicht geschlagen geben, wie Kurzstern glaubt.«
Rauchfell trat von einer Pfote auf die andere. »Und jetzt sag mir, was du wirklich denkst.«
»Wie meinst du das?« Misstrauen passte überhaupt nicht zu Rauchfell.
»Es gehört zu deinen Pflichten, deinen Clan-Gefährten Mut zu machen, aber was hat dir der SternenClan über
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