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Zeit der Geheimnisse

Titel: Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ich. »Einen Zauber, damit wieder Frühling wird.«
    »Ah«, sagt Jack und schürt mit einem Stock das Feuer. »Aber derFrühling kommt von ganz allein, auch ohne dass man ihn herbeiwünscht.«
    »Bald?«, frage ich.
    »Recht bald«, sagt Jack und wirft den Stock ins Feuer.

 
     
    Bündnisse aus Ton geformt
     
     
    Mit unserem Kerzenprojekt sind wir noch nicht fertig. Als Nächstes machen wir Kerzenhalter aus Ton, in denselben Gruppen wie zuvor.
    Matthew stöhnt theatralisch auf.
    »Wieso können wir nicht die Gruppe tauschen, Miss? Wieso müssen wir unbedingt mit der da in einer Gruppe sein?«
    »Weil«, sagt Mrs. Angus, »es langsam Zeit wird, dass ihr lernt, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt.«
    Das finden Josh und Matthew zum Brüllen komisch.
    »Sieh dich bloß vor«, flötet Josh Hannah zu. »Ton ist nichts für dich. Du bist eine Dame . Sonst machst du dich noch schmutzig.«
    »Klappe, du Krüppel«, sagt Hannah.
     
    Alexander und Emily und ich formen zu dritt einen großen Kerzenhalter.
    »Einen Kandelaber «, sagt Alexander.
    Er rollt das Wort im Mund herum, als gehörte es zu einem Zauberspruch. Ich mag die Vorstellung, dass Wörter etwas Magisches sind. Dafür schenke ich Alexander meine besten Wörter: Lappalie. Illuminieren. Wirrwarr. Sprotte.
    Alexander mit seinen in die alten Römer verliebten Professoreneltern ist mehr als begeistert.
    »Fisimatenten«, sagt er.
    Emily und ich starren ihn entgeistert an.
    »Das ist kein Wort!«
    »Und ob!«, sagt Alexander. »Das heißt Blödsinn.«
    Emily und ich bleiben misstrauisch. Aber Alexander ist noch längst nicht fertig.
    »Oszillieren«, sagt er. »Das heißt pendeln. Oder dekaptieren – das heißt den Kopf abschlagen.«
    Ich muss lachen. »Das gibt’s nicht – ein extra Wort dafür, dass man jemandem den Kopf abschlägt.«
    »Gibt’s doch«, sagt Alexander. »Dekaptieren. Und nolens volens – das heißt wohl oder übel. Und – «
    »Das hast du dir jetzt ausgedacht!«
    »Hab ich nicht«, sagt Alexander und sieht gekränkt aus. »Zu Hause hab ich ein ganzes Buch mit solchen Wörtern.«
    Wir sehen Emily an. Sie hält den Kopf gesenkt und starrt auf den Ton, der an ihrem Platz liegt.
    »Du bist dran«, sagt Alexander.
    Emily sagt nichts. Sie dreht den Kopf weg.
    »Es müssen keine langen Wörter sein«, sage ich, um ihr zu helfen.
    »Platsch«, sagt Alexander, um ihr ein Beispiel zu geben.
    »Quatsch.«
    »Rums!«
    »Kawumm.«
    Emily lächelt ein kleines, schüchternes Lächeln, es sieht aus, als würde ein rosa Hamster seine Nase aus seinem Haus strecken.
    »Glitzern«, sagt sie.
    »Sterne«, sagt Alexander.
    »Ferne.«
    »Kerne, Laterne, gerne – «
    »Gib her!«
    Drüben, am anderen Tischende, zanken Hannah und Josh malwieder. Josh hält das Tonmesser hinter dem Rücken versteckt. Hannah langt danach, und er stolpert lachend rückwärts.
    »Gib her!«
    » Damen brauchen kein Messer«, sagt Josh. »Messer sind nur was für Jungs. Ein Mädchen könnte sich noch schneiden.«
    Matthew lacht leise, es klingt mehr wie ein Hickser.
    »Ich kann das für dich machen«, sagt Josh. »Zeig mir, wo du’s abgeschnitten haben willst, dann mach ich’s. Bloß – «
    Drüben am Tisch, wo die Kleinen sitzen, quiekt Sascha auf. Mrs. Angus dreht sich um, aber es ist zu spät, sie kann Hannah nicht mehr stoppen. Meine Schwester nimmt Joshs Drachenkerzenständer (mit den abnehmbaren Flammen) und knallt ihn – peng! – Josh mitten ins Gesicht.
     
    Jetzt hat Hannah ein dickes, fettes Problem.
    »Ich hab angefangen, Miss«, sagt Josh, aber das interessiert Miss Shelley nicht.
    »Hannah wusste ganz genau, was sie tat«, sagt sie. Und so muss Hannah Sätze schreiben, viele, viele Male, wie ein Schulmädchen in der viktorianischen Zeit:
     
     
     
    »Tut mir leid«, flüstert Josh ihr zu, als er dicht an ihr vorübergeht. Sein Pullover ist über und über voll mit Ton, und auch in seinen Haaren und hinter den Ohren, da, wo er beim Waschen nicht drangekommen ist, hängen noch Reste. Wie ein Kobold sieht er aus. Hannah sagt nichts, aber sie grinst ihn breit und triumphierend an.
    In der Pause steht Alexander bei Matthew und Josh, aber über die Schulter schaut er immer wieder zu Emily und mir herüber. Josh beachtet ihn gar nicht. Er macht einen Eisball aus den gefrorenen dreckigen Schneeresten am Rand des Pausenhofs. Als Hannah rauskommt, brüllt er: »He! Tontäubchen!«, und wirft.
    Die Kugel trifft Hannahs Jacke von der Seite. Hannah steht ganz

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