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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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stehen.
    Doppelte Fußabdrücke, wie die auf den Fotos, die nach dem Mord an Cecelia Pike am Tatort gemacht worden waren. Als diese Spuren ihm das erste Mal aufgefallen waren, hatte er damit die Theorie zerpflückt, dass Gray Wolf da gewesen war, um Cecelia aufzuhängen. Außerdem war davon auszugehen, dass Cissy, wenn sie nach der Niederkunft aus ihrem Zimmer entführt worden war, keine Schuhe getragen hätte. Sie wäre, wie Shelby, direkt aus dem Bett gekommen.
    Die Abdrücke von Pikes Schuhen waren überall gewesen, schließlich hatte er die Tote abgeschnitten. Aber der einzelne Abdruck einer Frau war auf dem des Mannes zu sehen gewesen, wie die Fußabdrücke, die er und Shelby gerade hinterlassen hatten – der kleine Fuß der Frau quer über dem größeren des Mannes, ihr Schritt, nachdem der Mann seinen gemacht hatte.
    Tote Frauen können nicht gehen.
    »Ich weiß, wo das Baby ist«, sagte Eli.

    Ross glaubte an Wiedergeburt. Er glaubte auch, dass die Person, in die man sich in jedem Leben verliebte, dieselbe Person war, in die man sich im Leben davor und dem vorvorherigen Leben verliebt hatte. Manchmal konnte man die Person auch verpassen – wenn sie zum Beispiel nach dem Ersten Weltkrieg wiedergeboren wurde und man selbst erst in den Fünfzigerjahren. Manchmal lief man sich über den Weg und erkannte sich nicht. Aber wenn man es richtig machte – das heißt sich bis über beide Ohren, Hals über Kopf, bis zum Wahnsinn verliebte –, dann erwartete einen vielleicht eine ganze Ewigkeit zu zweit.
    Und wenn Lia Pike die Richtige für Ross gewesen war? Wenn sie getötet worden war, bevor sie ihn finden konnte, und dann als Aimee zurückgekehrt war, nur um bei einem Unfall ums Leben zu kommen, nachdem sie sich in ihn verliebt hatte? Wenn sie ihm als Geist erschien, weil das die einzige Möglichkeit war, mit ihm in Verbindung zu treten?
    Und wenn er deshalb ständig an Selbstmord dachte, weil es eine Möglichkeit war, sein Leben zu beenden, damit er ein neues mit der Frau beginnen konnte, die für ihn bestimmt war?
    Er starrte auf den Nachruf in seiner Hand, den Az Thompson ihm Tage zuvor gegeben hatte. Inzwischen war Lias Körper dort, wo er hingehörte. Aber der Rest von ihr wartete auf ihn. Sie hatte es sogar gesagt, mit seinen Initialen.
    »Ross!«
    Shelbys Stimme rief von unten herauf. Er faltete den Nachruf mit Lias Bild zusammen, steckte ihn in die Tasche und ging nach unten ins Wohnzimmer, wo Eli Rochert und seine Schwester ihn freudestrahlend erwarteten, das Ungetüm von Hund zwischen ihnen.
    »Wo ist Ethan?«, fragte Shelby.
    Ross sah auf die Uhr an der Wand. »Er ist wohl noch draußen Skateboard fahren.«
    »Ich seh mal nach.« Shelby ging zur Küche, drehte sich dann zu Eli um. »Na los. Sag’s ihm schon.«
    »Was sollen Sie mir sagen?«, fragte Ross.
    Eli ließ sich auf der Couch nieder und verteilte einen Wust Papiere neben sich auf dem Kissen. »Pike erstickt das Baby oder glaubt es zumindest. Er lässt es im Eishaus liegen und überbringt seiner Frau die traurige Nachricht. Bei dem Baby kommt es zu einer Selbstwiederbelebung …«
    »Wie bitte?«
    »Glauben Sie mir. Es fängt wieder an zu atmen, doch dann geht es in eine Art Stand-by-Modus, weil sein Körper so kalt ist. Es wirkt tot, ist es aber nicht.«
    Ross setzte sich ebenfalls. »Weiter«, sagte er aufmerksam.
    »Cecelia Pike will die Leiche ihres Kindes sehen. Sie bricht aus dem Schlafzimmer aus, wo sie eingeschlossen war, und findet das Baby im Eishaus, blau verfärbt und kalt, wie tot. Sie nimmt es hoch und weint bitterlich … als Pike dazukommt. Er dreht durch – da trauert seine Frau um ein Kind, das, wie er glaubt, von ihrem Geliebten ist – und erhängt sie. Aber das Baby ist nicht tot .« Er warf Ross ein Foto hin, die grobkörnige Aufnahme von Fußabdrücken. »Jemand ist nach Pike über das Sägemehl gegangen, jemand, der ganz ähnliche Schuhe trug wie die, die Cecelia Pike an den Füßen hatte – ein Mädchen namens Ruby.«
    »Ruby?«
    »Ja. Sie war das Hausmädchen, das bei den Pikes gewohnt hat. Duley Wiggs, der Cop von damals, hat Ruby erwähnt – aber ich hab mir nichts dabei gedacht.«
    »Wieso war von ihr niemals die Rede?«
    »Weil sie eine Bedienstete war. Und weil sie in der fraglichen Nacht verschwunden ist. Pike hat sie mir verschwiegen, weil sie wahrscheinlich weiß, dass er seine Frau auf dem Gewissen hat.«
    »Wenn Ruby also in der Mordnacht das Baby mitgenommen hat …«
    »Dann könnte das Baby noch am

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