Zeit der Jaeger
über die Heirat und träumen von der Hochzeitsnacht, und dann lässt du mich vor dem Altar stehen? Was soll sich ein Mädchen da denken?«
Petr kicherte - vorsichtig, um die gerade erst verheilten Rippen nicht zu sehr zu belasten - und bemerkte, dass die Nachricht nur ihr Gesicht zeigte. Vom Hals abwärts sah er nichts von ihr. Das war ein Unterschied zu den früheren Gelegenheiten.
»Also, ich vermute, du hast einfach kalte Füße bekommen, Schätzchen, und tief in deinem Herzen kannst du ohne mich nicht sein.« Sie hob den rechten Zeigefinger, dessen abgekauter Nagel in dieser Nahaufnahme perfekt detailliert erschien, und tippte sich auf die geschürzten Lippen. »Deshalb bin ich bereit, dir zu verzeihen. Es besteht mehr als nur der Hauch einer Chance, dass wir uns wiedersehen, Schätzchen. Und vergiss die Blumen und Pralinen nicht. Ich liebe Pralinen.«
Sie zwinkerte, sein Grinsen wurde breiter.
»Aber jetzt lass uns das Geturtel verschieben und zur Sache kommen.« Obwohl sie versuchte, eine ernste Miene aufzusetzen, sah Petr die Belustigung in ihren Augen funkeln wie ferne Sternennebel vom Beobachtungsdeck aus betrachtet. »Scheint, dass es dir gelungen ist, die Marik-Stewart-Invasion restlos scheitern zu lassen, auch wenn ich sagen muss, dass es nicht wirklich den Anschein hatte, als wären sie mit Leib und Seele bei der Sache. Ich frage mich, ob das Ganze vielleicht nur eine Art Versuchsballon war.«
Er hatte genau dieselbe Vermutung.
»Natürlich hat dein Khanat den Preis dafür gezahlt. Andererseits hast du den alten Sha wohl dran gehindert, deinen Clan von innen heraus zu zerlegen. Also hast du eher dir selbst einen Gefallen getan als der Republik.«
Der nachdenkliche Blick, so, als würde sie ernsthaft überlegen, ob sie die versprochene Belohnung zurückhalten sollte, hätte bei jemandem anders möglicherweise funktioniert, aber auch wenn sie einander nur kurz begegnet waren, kannte er sie besser. Auf eine Weise, wie er noch nie einen Sphärer gekannt hatte. Sie spielte einfach nur gern. Das lag in ihrem Wesen.
Sie strahlte ihn an, ihre prachtvollen grauen Augen leuchteten heller als der Holoprojektor. »Nein, ich denke, ich werde mein Wort halten. Falls du die Hilfe der Republik brauchst - falls du mich brauchst -, bring einfach in Umlauf, dass du nach Snow suchst, und wenn du es am wenigsten erwartest, wirst du einen Datenwürfel finden.« Sie wandte den Kopf kurz zur Seite, dann schaute sie wieder in die Kamera. Senkte kurz den Blick, als wäre sie nicht sicher, ob sie noch etwas sagen sollte. Schließlich schaute sie ihn wieder an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Weißt du, Schätzchen, du warst wirklich sehr daran interessiert, für wen ich arbeite, aber dann hast du das Thema plötzlich fallen gelassen. Ich weiß nicht, wie das mit deinen Clannermädels ist, aber wir Sphärenbräute behalten gern ein paar Geheimnisse ... wir mögen es, wenn ihr weiter fragt, ganz gleich, wie oft wir euch abblitzen lassen.« Sie machte eine Pause und setzte dieses besondere Grinsen auf, bei dem es ihn jedes Mal durchzuckte. »Und ich könnte nackt sein. Jetzt gerade. Nur, um dir was zu geben, wovon du bis zur Hochzeitsnacht träumen kannst. Adios, Schätzchen.« Ihr Lächeln wurde breiter, bis es seine ganze Welt füllte, dann plötzlich war die Nachricht zu Ende, und ihr Gesicht löste sich auf, verschwand so sicher in seine Vergangenheit wie Jesup, Sha und die Geschehnisse der letzten Monate.
Überrascht fiel ihm die Kinnlade herunter. Gerade, als er geglaubt hatte, sie zu kennen und zu wissen, was er erwarten konnte, bewies sie ihm, wie leicht sie ihn restlos überrumpeln konnte. Langsam senkte Petr den Kopf auf den Schreibtisch. Fuhr sich mit beiden Händen über den kahlen Kopf. Eine Seite war vernarbt, auf der anderen waren die Haarfollikel chirurgisch entfernt worden. Sichtbare Narben für die unsichtbaren darunter. Der Preis für seine Entscheidungen.
Kurz bevor er seufzen konnte, brach er plötzlich in Gelächter aus. Der fröhliche Klang warf sein Echo durch die kleine Kabine, zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit. Seine Welt war erfüllt von rauchgrauen Augen.
Irgendwie wusste Petr, dass sie nicht ausschließlich Teil seiner Vergangenheit war. Schließlich hatte sie auch ihre Wahl getroffen. Überdeutlich für jeden, der bereit war hinzuschauen.
Meine ersten Leser, die ein paar gute Hinweise geben konnten: Herb Beas, David McCulloch, Jeff Morgan, Oystein Tvedten und besonders
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