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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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durch die gefrorenen Lippen. »Jetzt.« Das Aufkeuchen einer Frau zu Shas Rechten ließ Petr kurz den Blick auf sie richten, bevor er sich wieder auf das einzige Gegenüber konzentrierte, auf das es ankam.
    Sha zog die Augenbrauen hoch, sein dünnlippiges Lächeln dehnte sich zu einem hässlichen Grinsen. »Vernichtung«, wiederholte er, als wolle er den Klang und die Kraft dieses Wortes erproben. »Und ich dachte, wir würden hier nur freundschaftliche Konflikte austragen.«
    »Es kann nicht anders sein.« Seine Schulter stach in Erwartung der bevorstehenden Schmerzen. Er ignorierte es ebenso, wie er auch alles andere ignorierte. »Es gibt keine Alternative.«
    »Es gibt immer Alternativen, andere Möglichkeiten. Jesup hat mir viel von den Entscheidungen er-zählt, die du getroffen hast. Von deinem Gerede über Entscheidungen. Frapos? Du triffst eine Wahl. Ich treffe eine Wahl. Wir alle treffen ständig irgendeine Wahl. Es gibt immer Alternativen.« Sha blickte über die Schulter zu dem Mann, den Petr verzweifelt zu ignorieren versuchte, drehte sich um und ging auf ihn zu. »Jesup hat vor einer ganzen Weile eine Wahl getroffen. Er sah, was ich und so viele andere schon lange wissen. Er hat gesehen, dass du alle um dich herum nur benutzt hast, ohne einen Gedanken an ihr Potenzial - über die bloßen Zahlenwerte auf einer Bilanz hinaus - zu verlieren.« Er trat in den weiten Kreis, der hastig auf dem Boden eingezeichnet worden war. »Erstaunlich, wozu eine freundschaftlich angebotene Hand fähig ist.«
    Das erdrückende Gewicht dieser Feststellung brach durch alle Schutzwälle, die er sorgfältig errichtet hatte. Bohrte sich geradewegs hindurch wie ein Säbelstich ins Herz.
    Petr wandte langsam den Kopf in Jesups Richtung. Es fühlte sich wie das knirschende Schwenken eines abgenutzten Geschützturms an, der auf ein neues Ziel ausgerichtet wurde. Der andere versuchte, seinem Blick auszuweichen, dann atmete er tief durch und starrte ihn über die Entfernung an. Petr versuchte, tief in diesen Augen eine Erklärung für das zu finden, was geschehen war, aber er kannte sie bereits. Kannte sie und wollte sich ihr nicht stellen, ebenso wenig, wie er sich Jesups Verrat und dem endgültigen Preis für diese Wahl stellen wollte.
    Eine Erinnerung, die ein ganzes Leben alt schien, stieg an die Oberfläche. Endlich hatte er Jesups Wesen unter den Worten gefunden. Es zerbrach ihn fast.
    Das habe ich verschuldet. Seine fahrlässige Arroganz würde ein wertvolles Mitglied des Clans das Leben kosten. Ein für ihn persönlich wertvolles Mitglied des Clans. Einen Freund.
    Er trat in den Kreis.
    »Vernichtungstest«, erklärte Petr noch einmal. Die Worte gruben sich als Feuerschrift in den Nachmittagshimmel, unwiderruflich, gnadenlos, unerbittlich. Falls Sha dieses Duell verlor, würden alle sterben, die bei ihm gestanden hatten, ebenso wie alle Geschkos, die ihre Gene trugen. Jede Unze Blut, jedes einzelne Gen, das ihren besudelten Code enthielt, würde vernichtet werden, aus dem Genfundus des Clans und seinem Zuchtprogramm getilgt. Mit der Präzision eines Chirurgen, der einen bösartigen Tumor entfernte.
    So sah es das Wesen der Clans vor.
    So würden sie alle untergehen. So würde Jesup untergehen.
    Sha nickte einmal kurz. Ein Aufstöhnen unter den Zuschauern war das einzige Geräusch.
    Petr ging einfach langsam auf Sha zu, der in eine breitbeinige, geduckte Haltung sank, die Hände ausgestreckt.
    »Du siehst immer noch nicht gut aus«, bemerkte er. »Sollten wir nicht erst eine Pause einlegen und ein paar Fusionnaires trinken, um die Schmerzen in deinem Arm zu betäuben?«
    Petr zögerte verwirrt. Dieses Gerede passte nicht zu Sha. Mehrere Szenarien zogen durch seinen Geist, aber keines fand genug Halt, um Gestalt anzunehmen. Da war noch immer zu viel Watte, zu viel Taubheit und Abstand. Er zuckte langsam die Schultern, ging weiter, ohne die schnellen Ausfälle Shas nach links und rechts zu beachten.
    Als er fast auf Armlänge herangekommen war, sprang Sha mit einem schnellen Schritt vor und zielte drei Schläge kurz hintereinander auf verschiedene Punkte an Petrs Körper. Hammerhieb rechts, Handkante links, eine Gerade in die Mitte.
    Petr konterte alle drei mit Hand und Unterarm, wenn auch einen Hauch langsamer als Sha. Obwohl Sha schlank gebaut war, waren seine Muskeln hart wie Stahl.
    Petr zog sich einen halben Schritt zurück und versuchte, Sha besser einzuschätzen, doch das anhaltende Desinteresse seines Geistes behinderte

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