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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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nicht. Er hielt die Frage einer Antwort nicht wert. Und Jesup auch nicht.
    Exakt in diesem Augenblick schaltete der Kapitän den Antrieb aus. Er hatte den größten Teil des Schubs für den kurzen Flug von der Gleiter durch die Leere zum Arcschiff Poseidon neutralisiert. Nach dem Erlöschen des gleißenden Antriebsfeuers schob sich die Poseidon ins Blickfeld, oder doch zumindest ein Teil von ihr. Beide Männer verstummten vor Staunen über das, was sich ihren Augen bot.
    Was ihr Clan zustande gebracht hatte.
    Ursprünglich war die Poseidon ein Kriegsschiff der Potemkin-Klasse gewesen mit knapp über 1 500 000 Tonnen Verdrängung und einer Länge von etwas über 1500 Metern: ein riesiger Zylinder mit halbrunder Bugsektion, leicht ausladenden Seiten in der Nähe des gigantischen Sprungtriebwerks und einer Vielzahl von Andockringen im Mittelteil, wo sie ihre fünfundzwanzig Landungsschiffe mit sich trug - wie ein Opossum ein Rudel Junge, die sich am Fell anklammern.
    Jetzt war sie wie ein bis zum Bersten gefütterter Pilz gewachsen und hatte sich weit über die kühnsten Vorstellungen ihrer ursprünglichen Konstrukteure hinaus verändert. Petr verfügte zwar über keine aktuellen Daten, war sich bei diesem Anblick aber sicher, dass sie fast eine Million Tonnen zugelegt hatte, und ihre Länge ebenso wie der Durchmesser waren um über fünfzig Prozent gewachsen.
    >Schön< war kein Wort, das sich hier aufdrängte. Sie hatte schon vor langer Zeit ihre eleganten Linien verloren, aber trotzdem nahm die schiere Gewaltigkeit des Wachstums dem Betrachter den Atem. Mit einer enormen Dockkapazität von fünfzig Landungsschiffen, Dutzende davon permanent befestigte Leviathane, die zu Wohneinheiten oder Nahrungsspeichern umgebaut worden waren, beherbergte die Poseidon fast eine halbe Million Menschen.
    Schön war etwas anderes. Ehrfurcht erweckend war das Schiff aber schon.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Verärgerung breitete sich in Petr aus, als ihn Jesups Stimme aus seinen Betrachtungen riss.
    »Weil wir diese Unterhaltung schon geführt haben. Mehr als einmal sogar.«
    »Dann macht ein weiteres Mal auch nichts aus, frapos?« Sein Lachen besaß eine Sprödigkeit, die Petr zuvor nie aufgefallen war. Er stieß sich zur Luke hin ab.
    Mit der üblichen Eleganz packte er den Rand der Luke - die Jesup nicht hinter sich geschlossen hatte, als er hereingekommen war - und drehte sich in einer flüssigen Bewegung durch die Öffnung in den Korridor, als versuche er vor der Frage seines Adjutanten zu flüchten. Warum hatte er so oft den Eindruck, vor Jesups Worten zu fliehen?
    »Weshalb antwortest du nicht?« Petr hörte die Frage und erkannte, dass Jesup ihm gefolgt war.
    »Warum hörst du nicht auf, mir den Nerv zu töten?«
    »Ich, dir den Nerv töten, Erhabener? Das würde meine Servilität niemals zulassen.«
    Trotz allem musste Petr dünn lächeln, obwohl er sich nicht sicher war, was das bedeutete.
    »Neg, obKhan, ich will dir nicht den Nerv töten. Dieser niedere Diener fragt nur.«
    »Dann stell eine andere Frage.«
    »Aber eine andere Frage wäre auf dieselbe Information gerichtet.«
    Petr hielt an einer Gangkreuzung kurz an, um sich zu vergewissern, dass die Gefahr einer Kollision nicht bestand, dann glitt er hinüber. »Du beschwerst dich zwar ständig über meine Besessenheit, aber du lieferst selbst auch eine akzeptable Imitation. Warum lässt du dieses Thema nicht einfach auf sich beruhen?«
    »Weil du mich nicht lässt.«
    Der leicht genervte Tonfall veranlasste Petr, sich umzuschauen, und unter dem Lächeln, das Jesup aufsetzte, erkannte er eine entschlossene Miene. »Ich lasse dich nicht? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Zwinge ich dich denn zu irgendetwas, Jesup? Halte ich dir eine Gausspistole an die Schläfe?«
    »Bist du nicht mein obKhan?«
    Das ließ sich auf verschiedenste Weise auslegen, aber Petr hatte keine Zeit, das komplexe Webmuster der Äußerungen seines Adjutanten zu entwirren. Er packte eine Haltestange und hielt an, und zwar so plötzlich, dass Jesup fast vorbeigeflogen wäre. »Ich muss mit dem saKhan über Sha sprechen.«
    Wieder erkannte Petr Jesups wahre Gefühle deutlicher, als er es in seiner Erinnerung je zuvor vermocht hatte. Gestattest du deiner Maske zu verrutschen und gibst endlich dein wahres Gesicht preis, ohne das allgegenwärtige Clowns-Make-up? Und was ist die Wahrheit?
    »ObKhan, kannst du das nicht ruhen lassen?«
    »Was?« Petr blickte beiseite, dann fixierte er Jesup

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