Zeit der Jaeger
Ein Platz für alles - und alles an seinem Platz. Kaum etwas Überflüssiges in Sicht. Ein einfacher, geradliniger Geist mit größeren Zielen als dem Erwerb nutzlosen Schnickschnacks. Dann konzentrierte er sich wieder auf Mikel und wartete. Sich unaufgefordert zu setzen, war eine Sache, zu reden, ohne dazu eingeladen zu werden, etwas völlig anderes.
Er gab den strengen Blick des saKhans mit gleicher Münze zurück. Mikel Sennet ließ sich nicht anmerken, dass er Petrs entstellende Narben bemerkte. Er trug seine eigenen Ehrenmale, wenn auch keine davon so groß oder auffällig war.
Schließlich: »Wie geht es voran?«
»Langsam.«
Der saKhan hob eine Augenbraue. Petr nahm den Tadel an, ohne zu reagieren.
»W ann kann ich mit einem Bericht rechnen?« Sein Tonfall machte deutlich, dass er bis dahin keinen weiteren Besuch Petrs wünschte.
»Vor dem Ende des Regens.«
Eine leichte Spannung um die Augen verriet Zorn oder Belustigung über diese Ausflucht. Petrs Instinkt deutete es als Letzteres. Aber er wusste sehr wohl, dass saKhan Sennets Humor enge Grenzen hatte.
»Warum bist du hier?«
»SaKhan Sennet, ich hielt es für notwendig, Sie auf bestimmte Ereignisse aufmerksam zu machen.«
Petr hätte ebenso gut mit einer Wand reden können. Er atmete tief durch und sprach dann weiter. Dem saKhan gegenüber empfahl es sich, klipp und klar zu sein. »Ich habe den Verdacht, dass obKhan Clarke versucht, Aimag Beta oder sogar das SpinaKhanat aus dem Clan zu lösen.«
Kein Wimpernzucken. Obwohl er darauf trainiert war, kleinste Hinweise zu erkennen und gnadenlos auszunutzen, um sich bei Verhandlungen einen Vorteil zu verschaffen, biss Petr bei saKhan Sennet in dieser Hinsicht auf Granit. Andererseits war Mikel natürlich auch hier ein Könner. Immerhin war er saKhan.
Trotzdem hätte eine derartige Feststellung eine Reaktion auslösen müssen. Welcher Art auch immer. Hatte er die Situation falsch eingeschätzt?
Die Stille dehnte sich, und Fragen schossen wie ein Sturzbach durch Petrs Gedanken. Er verlagerte das Gewicht, vermisste wieder die Berührung seines Zopfes und unterdrückte das Bedauern als unclangemäß. Die Hartplastikschale des Stuhls grub sich ihm unangenehm in den Rücken und die linke Seite. Wenigstens war es nicht die rechte.
»Warum?« Ohne die geringste Änderung im Tonfall. Es war nichts als eine Frage.
Dieser Teil des Gesprächs machte ihm Angst. Obwohl er keine Antworten auf die unvermeidlichen Fragen hatte, wusste er doch, dass es ihn in noch größere Schwierigkeiten gebracht hätte, mit Spekulationen über Shas mögliche Aktionen zu antworten. »Ich weiß es nicht.«
»Wie?«
Petr fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwang sich noch einmal, auf Spekulationen zu verzichten. Mikel Sennet gewährte seinen obKhanen eine außergewöhnlich große Handlungsfreiheit, doch wenn man sich mit einem Problem an ihn wandte, geschah das zu seinen Bedingungen. Man legte die Fakten dar, und der saKhan bildete sich daraus sein eigenes Urteil.
»Ich weiß es nicht.«
»Wann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was weißt du überhaupt, obKhan?« Das war ein klarer und schallender Tadel.
»Ich weiß nichts Genaues. Aber mein Instinkt sagt mir, dass ich Recht habe. Ich habe seit Jahren mit ihm zu tun, und er hatte schon immer nur die Interessen seines Aimags im Sinn.«
»So sollte es auch sein, frapos?«
»Neg, saKhan. Nicht, wenn es den Clan ausschließt. Clan Seefuchs hat zu allen Zeiten Vorrang.« Keine Antwort. »Seine derzeitigen Aktionen auf Ad-hafera, unsere Gespräche ...« Petr machte eine Pause und ging seine Erinnerungen durch. »Ich weiß es einfach. Er versucht, Clan Seefuchs zu spalten. Jemand muss ihn aufhalten.«
»Seine jüngsten Aktionen?«, fragte Mikel und beugte sich etwas vor. Seine Hand glitt über die glatte blaue Tischplatte, und er schaute auf sie hinab. »Sind deine neuen Ehre nm ale das Ergebnis solcher Aktionen?« Er blickte wieder auf - die Bedeutung war klar. Petr erstarrte.
»Falls Sie glauben, ich würde nur wegen meiner Verunstaltung eine solche Anklage erheben«, setzte er wütend an, »dann ... «
Der saKhan hob die Hand und unterbrach ihn. Wieder spannte sich die Haut um seine Augen. Diesmal war sich Petr sicher, dass es Lachfalten waren. Macht er sich über mich lustig? Seine Wut nahm zu.
»Ich denke nichts dergleichen, obKhan Petr. Keiner meiner obKhane könnte jemals so kleinlich sein.« Der Tonfall passte nicht zu den Worten, was die Glut in Petrs Innerem
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