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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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tiefer ins Fleisch bohrte.
    Er verspürte kein Verlangen, sich auch nur einer dieser Anschuldigungen zu stellen. Sie ähnelten zu sehr dem, was er regelmäßig von Jesup hörte. Er vertraute seinem Urteil. Er kannte sich selbst und machte sich nichts vor. Sich selbst derartig zu belügen war etwas für Sphärenbewohner und Schneeraben. Nicht aber für einen obKhan der Seefüchse.
    Und trotzdem ...
    Die Frage hing im Raum, balancierte auf der Messerschneide seines Selbstbildes. Wartete wie ein Damoklesschwert darauf, dass er eine falsche Bewegung machte, einen falschen Gedanken fasste, der die Klinge freigab und sein Leben zerstörte.
    »Einen Stone für deine Gedanken.«
    »Savashri!« Der Fluch löste sich, bevor er ihn aufhalten konnte. Er zuckte zusammen und hasste sich dafür. Es kam nicht oft vor, dass es jemandem gelang, ihn zu überraschen.
    Er drehte den Kopf und blickte in die wogenden Tiefen rauchgrauer Augen. Für fast zehn Sekunden versank die Umgebung um ihn herum vollends. Das Schwert in seinen Gedanken, das mit dem Gewicht eines Arcschiffkiels auf ihm lastete, versank in ihren Tiefen.
    In den sturmumtosten Strömungen.
    »Hör mal, Schätzchen, ich hab dir schon letztes Mal gesagt, was passiert, wenn du mich so anstarrst.« Sie flatterte kokett mit den Lidern und neigte den Kopf zur Seite. »Aber da ich sehe, dass du dir das gute Aussehen von jemandem hast wegoperieren lassen, muss ich mir wirklich überlegen, ob ich dich in mein Bett lasse.«
    Petrs Tunnelblick fiel in sich zusammen, und endlich gelang es ihm, sie ganz zu betrachten. Er sah den Dreck und eingetrockneten Schweiß auf ihrem Gesicht, der sich den Hals hinab und bis auf die Kleidung zog und ihre Unattraktivität noch steigerte. Für einen kurzen Moment verspürte er den Drang zurückzuweichen. Bis er bemerkte, dass keine Spur von Abscheu in dem Blick lag, mit dem sie seinen grausam entstellten Kopf musterte.
    »Na, ich könnte ja einfach die Augen schließen, nicht wahr, Schätzchen?« Ihre Worte klangen spielerisch, passten aber nicht zu ihren Augen. Deren offener Blick verriet ihm, dass sie es ernst meinen konnte.
    Obwohl er die Glut seiner Wut seit der gestrigen Begegnung mit den einheimischen Händlern und dem verlorenen Test gegen Sha gehütet hatte, fühlte er jetzt, wie sie allmählich erlosch. Zum ersten Mal gelang es jemandem, der seine Wut eigentlich auf Sonnenhitze hätte schüren müssen, ihn zu beruhigen. Das war beunruhigend, erst recht, da sie es gleichzeitig verstand, ihn bei jeder Gelegenheit zu ärgern.
    Doch er nahm sich nicht die Zeit, über diese seltsame Wirkung nachzudenken, die Snow auf ihn hatte. Er wollte sie ausnutzen, um sie zu überrumpeln. Nach ihrem letzten Treffen hatte er das Bedürfnis, seinerseits einen Treffer zu landen. Außerdem wollte er ihrem vermutlichen Ärger über seine Untätigkeit zuvorko mm en.
    Er setzte an, etwas zu sagen, doch sie schnitt ihm gekonnt das Wort ab und deutete in die Arena. »Sind diese Vorstellungen nicht einfach großartig, Schätzchen? Der Spaß. Die Spannung. Die Erregung.«
    Er warf einen Blick hinab und n ahm das Innere der Arena zum ersten Mal wirklich wahr. Die etwa hundert Meter lange und etwas weniger als halb so breite Arena glich eher einer Grube. Etwa acht Meter senkrecht in den Boden gegraben, mit Erdrampen an beiden Enden. Eine Reihe hölzerner Barrikaden mit Falltüren gestatteten jedem, die Grube zu betreten, niemandem aber, sie ohne Erlaubnis des Arenameisters zu verlassen. Ein Blick auf dessen grausames Gesicht und die lange Peitsche in seiner Hand, zu deren Unterstützung er noch eine altes Blastergewehr über der Schulter trug, machte selbst auf diese Entfernung deutlich, dass nur die Wenigsten jemals durch diese Tore zurückkehrten.
    Petr starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Grube, was ziemlich schwierig war, da der steile Sturz einen Teil des Bodens verdeckte, und bemerkte eine kleine Gruppe groß gewachsener Menschen in Lendenschürzen, das Haar zu einem Dutt hochgebunden, die mit Dreizacken versuchten, ein drei Meter großes, vierarmiges Ungeheuer auf Distanz zu halten. Zum ersten Mal war sein Interesse an dieser Travestie eines Vergnügungsparks geweckt.
    Wie, in allen Welten ... ?
    Der lebendig gewordene Albtraum griff blitzschnell an. Maul und Krallen schnappten nach den menschlichen Kämpfern. Petr beugte sich etwas vor und ignorierte sogar den Schmerz durch den Splitter, um die Reaktion der Kämpfer zu beobachten. Mit geradezu eingeübter

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