Zeit der Jaeger
Präzision formierten sie sich zu einer Phalanx. Die vordere Reihe sank auf die Knie, und alle stießen ihre Waffen vor, um eine doppelte Mauer aus hartem Stahl zu bilden, die Enden leicht eingekrümmt, um die Kreatur an einem Flankenmanöver zu hindern. Fast wäre es dem Monster gelungen, einen der Krieger aus der Formation zu reißen, als es abrupt stehen blieb, mit blitzartig vorpeitschender Hand einen Dreizack packte und die Waffe zur Seite riss. Der Kämpfer ließ los, und mehrere Dreizacke schnellten vor. Die Waffen trafen ihr Ziel und lösten einen schmerzvoll wütenden Aufschrei der vierarmigen Monstrosität aus.
»Schätzchen, sag nicht, du stehst auch auf Blutsport?« Er blickte zur Seite und sah, dass Snow den Gladiatorenkampf fasziniert verfolgte. Sie hatte sein Interesse vorhergesehen und diesen Ort ausgewählt, um ihn abzulenken. »Ich könnte dir auf der Stelle einen Heiratsantrag machen, und wir vollziehen die Ehe hier sofort unter den Bänken.«
»Es stinkt nach Urin«, erwiderte er. Ihr Mund verzog sich zur üblichen sarkastischen Entgegnung, aber diesmal kam er ihr zuvor. »Andererseits stinkst du inzwischen selber so, dass ich es vermutlich nicht mal bemerken würde.«
Snow erstarrte kaum wahrnehmbar, obwohl er gerade auf eine solche Reaktion gewartet hatte. Dann sagte sie: »Schätzchen, das sind Worte der Liebe. Ich sage nur: >Worte der Liebe<.«
Er gestattete sich ein dünnes Lächeln, das jedoch breiter wurde, als er ein kurzes Zwinkern auffing. Er hatte sie überrumpelt. Und sie wusste, dass er es wusste.
Ach ja, das Spiel der Verhandlung.
»Ein Nolan«, stellte er fest und versuchte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem er das Thema auf ihren Köder brachte.
»Ja, sie halten ihn schon einige Zeit hier.«
»Wie? Nicht einmal die Seefüchse haben es geschafft, sie fern von Engadine lange am Leben zu erhalten.«
»Woher soll ich das wissen?« Sie verzog den Mund. »Ich weiß, Liebende halten einander gerne für allwissend, aber bitte!«
Er beobachtete, wie sie versuchte, ihrem Haar eine halbwegs erkennbare Form zu geben, und lachte.
»Lachst du mich aus?« In ihren Augen funkelte der Schalk.
Er zog die Luft zwischen den Zähnen ein und fragte sich für einen Moment, ob es ihm je gelingen würde, den Geschmack von schalem Urin aus dem Mund zu waschen. Dann streckte er tatsächlich die Hand aus und tätschelte ihr Knie. Sie starrte ihn überrascht an. »Natürlich nicht, Snow. Ich lache dich an.«
»Na na, ich will keinen Unsinn hören, Schätzchen. Und Finger weg bis zur Hochzeitsnacht.«
Ein entsetzlich gurgelnder Aufschrei unterbrach ihr Gespräch. Sie wandten sich um und sahen, wie ein Armpaar des Monsters einem der Kämpfer den Kopf vom Rumpf riss. Allerdings erlitt der Nolan dabei mehrere tiefe Wunden durch dessen Kameraden und musste tatsächlich einen Schritt zurückweichen.
Petrs Blick wanderte hinüber zum Arenameister und erkannte selbst aus dieser Entfernung die Panik auf dessen Gesicht.
Die Kämpfer schlagen sich weit besser als erwartet. Er könnte seinen Nolan verlieren.
Er nickte den Kriegern anerkennend zu. Ihr Können war offensichtlich.
Dann spielte er mit dem Gedanken, sich auf den Arenameister zu stürzen, um den Kampf zu beenden. Falls es möglich war, Nolans in Gefangenschaft fern ihrer Heimatwelt Engadine zu züchten, versprach dies einen beträchtlichen Profit.
»Und, Schätzchen, was ist mit meinem Angebot?«
Diese Frage holte ihn aus den Überlegungen über ein mögliches Geschäft zurück in die Verhandlung über ein aktuelles.
»Von welchem Angebot redest du?«
»Jetzt spiel nicht den Schüchternen, nachdem du mir gerade noch angeboten hast, mich unter die Sitze zu schleppen, damit ich dir zu Willen bin.« Snow verlagerte das Gewicht und zuckte zusammen. Vermutlich hatte sie sich in ihr ausladendes Hinterteil jetzt ebenfalls einen Splitter eingefangen.
Petr blieb stumm, bis sie tatsächlich verärgert wirkte und das Schweigen brach. Allerdings senkte sie ihre Lautstärke deutlich, so verlor ihre Stimme einiges an Leichtigkeit.
»Die Invasion der Republik. Hast du dich entschieden, welchen Gebrauch du von den Informationen machen willst?«
Petr hob die rechte Hand und rieb die Finger aneinander, ohne den Dreck von den Sitzbrettern zu beachten, der an ihnen klebte. Er musterte sie beiläufig, dann schaute er wieder hoch. »Vielleicht.«
Sie blickte auf seine Hand und dann wieder in seine Augen, und plötzlich schärfte sich ihr
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