Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
Fitnessprogramm im zweiten Stock. Da steige ich aus.»
    «Wie Sie meinen, Commissario.» Er zog den Kopf ein bisschen zwischen die Schultern.
    Laura wirkte völlig unbeteiligt, verhielt sich, als hätte sie kein Wort verstanden. Leise Furcht kroch durch Guerrinis Eingeweide, zog von der Magengegend hinauf bis in seine Narbe. Plötzlich zweifelte er an der Wirksamkeit seines Nicht-Tuns.
    Der Lift hielt wieder an, und Guerrini überlegte kurz, ob er nicht weiterfahren solle, einfach, um etwas Widersinniges zu machen. Doch dann folgte er Laura, vorbei an Susanne Ullmanns Suite, vor der keine Bewacher zu sehen waren. Aber Maltempo war ja bei ihr. Guerrini hoffte nur, dass er ausschließlich für ihre Sicherheit sorgte.
    «Na bitte», sagte Laura, nachdem sie ihre Tür aufgeschlossen hatte, und breitete die Arme aus. Auch ihr wunderbares rotgoldenes Zimmer war durchsucht worden und sah aus, als hätte ein Tropensturm darin gewütet.
    «Wer kennt dich hier?» Guerrini schaute sich interessiert um.
    «Nur du.»
    «Dann werden wir beobachtet.»
    «Natürlich werden wir beobachtet!»
    «Konnten sie etwas finden?»
    «Nein. Alles, was verräterisch und wichtig ist, trage ich immer mit mir herum.»
    «Sollen wir die Kollegen von der Spurensicherung rufen?»
    «Nein.»
    «Was ist los, Laura?»
    Sie verriegelte die Zimmertür, wandte sich langsam um und lehnte sich dagegen.
    «Ich muss mit dir reden.»
    Sie will Schluss machen, dachte Guerrini und versuchte sie am Weitersprechen zu hindern.
    «Anch’io. Ich auch! Laura, ich …»
    «Warte, ich muss dir etwas sagen, und bitte hör mir zu …»
    «Ich weiß, was du sagen willst, und ich will es nicht hören!» Sein Magen fühlte sich an, als hätte er Eisstücke verschluckt.
    «Wieso weißt du, was ich sagen will?»
    «Weil du dein Gesicht nicht unter Kontrolle hast und deshalb gar nichts sagen musst.»
    «Und was liest der allwissende Commissario in meinem Gesicht, eh?»
    «Ich spreche es nicht aus. Ich nicht! Das musst du schon selber machen!» Wütend hob Guerrini eines der rotseidenen Kissen auf, die am Boden lagen, und knallte es aufs Bett.
    «Du hast absolut keine Ahnung, was mein Gesicht sagt. Ich bin einfach nur ernst, verstehst du. Wahrscheinlich willst du mir genau das sagen, was du jetzt in mein Gesicht hineindeutest. So etwas nennt man Projektion, Commissario Guerrini!»
    «Laura, was soll das? Wir machen hier keine Therapiestunde.»
    «Nein? Aber das wäre vielleicht nötig. Du willst mir ja nicht zuhören. Ich rede jetzt einfach weiter, dann musst du zuhören. Ich mache keine Pause mehr, dann kannst du mich nicht mehr unterbrechen. Es geht mir nicht gut, Angelo. Ich habe Angst, dass wir uns verlieren! Die Zeit in München war nicht leicht für dich. Ich weiß das, und seitdem hat sich etwas zwischen uns verändert. Ich kann nicht damit umgehen, dass wir kindische Spiele veranstalten. Erst hat es mich wütend gemacht, dass du nicht angerufen hast, dann habe ich Angst bekommen. Es hat mich gelähmt, und ich hatte plötzlich keinen Mut mehr, dich anzurufen. Einmal hab ich’s versucht, aber du warst nicht da. Ja, ich war plötzlich feige, total feige und ängstlich. Und ich bin nicht nur hier, um die Hardenbergs zu retten, sondern um mich selbst zu retten. Ich bin hier ohne Wissen und Genehmigung meines Vorgesetzten, und wenn ich nach Hause komme, habe ich vielleicht keinen Job mehr. Aber ich musste kommen, weil ich …»
    Guerrini starrte sie an, litt mit ihr, war hingerissen. Sie sah nicht mehr abweisend oder ernst aus – doch, ernst war sie noch immer, aber auf so offene und verletzliche Weise, dass er den Atem anhielt. Noch immer lehnte sie an der Wand, die Hände hinter dem Rücken, ihre Wangen waren ganz rosig geworden, glänzten vor Anstrengung.
    «Ich musste kommen, weil ich dir sagen will, dass ich vielleicht ohne dich leben könnte, aber dass ich nicht ohne dich leben will und dass ich dich liebe, sogar wenn du manchmal ein verdammter arroganter Toskaner bist! Nicht nur manchmal, sondern ziemlich oft. Dass ich im Augenblick nicht die geringste Ahnung habe, was in dir vorgeht …»
    Guerrini ging langsam auf sie zu. Es verlangte ihn so heftig nach ihr, dass er ein Stöhnen unterdrücken musste und sich mit einem Arm an der Wand abstützte, als er Laura erreicht hatte. Mit der freien Hand umfasste er ihr Kinn. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nah, dass er ihren Atem spüren konnte. Sie wich seinem Blick nicht aus, und er hatte das seltsame Gefühl, als

Weitere Kostenlose Bücher