Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
mich nicht setzen!», schrie sie. «Ich will, dass Sie mich in Ruhe lassen!»
Natali riss die Tür auf, doch ehe sie etwas sagen konnte, schob Guerrini sie sanft wieder hinaus. Laura beschloss zu bluffen.
«Frau Hardenberg, Susanne Ullmann steckt möglicherweise mit den Mördern Ihres Mannes unter einer Decke. Was hat Sie zu Ihnen gesagt?»
«Es geht nicht!»
«Was geht nicht?»
«Ich darf es Ihnen nicht sagen!»
«Hat Susanne Ullmann es Ihnen verboten?»
«Wenn ich es Ihnen sage, dann ist unser Leben in Gefahr.»
«Wessen Leben?»
«Natalis, meins und das von Susanne.»
Wieder wurde es ruhig, und Laura wartete, bis die Stille schwer wurde und den Raum füllte wie unsichtbare Materie.
«Wie können wir Ihnen helfen?»
Diese einfache, freundliche Frage ließ Silvia Hardenberg zusammenbrechen. Sie schwankte, hielt sich mit beiden Händen an einem der weißen Polstersessel fest. Guerrini eilte zu ihr, stützte sie, trug sie beinahe, ehe er sie um den Sessel herum- und in ihn hineinbugsierte. Laura holte das Wasserglas vom Fenstersims und reichte es ihr. Diesmal trank sie.
«Frag sie, ob die Drohung etwas mit den Geschäften ihres Mannes zu tun hat.» Guerrini bewachte weiter die Tür zum Schlafzimmer. Laura stellte die Frage.
«Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es sein verdammtes Hobby war, hinter Leuten herzuspionieren …»
«Hinter Leuten?»
Silvia saß still, hielt den Kopf gesenkt und stützte die Stirn auf eine Hand.
«Fast allen», sagte sie kaum hörbar. «Jedenfalls allen, die für ihn wichtig waren.»
«Geschäftlich oder privat?»
«Beides.»
«Und einer von denen droht jetzt.»
Silvia rührte sich nicht.
«Wenn er Sie bedroht, dann müssten auch Sie etwas über ihn wissen.»
Sie antwortete nicht, stöhnte nur leise.
«Was könnten die Einbrecher in Ihrem Zimmer gesucht haben? Sie haben ja immerhin auch den Tresor aufgebrochen.»
«Ich möchte nach Hause.»
Guerrini zog die Augenbrauen hoch, sah Laura an und nickte leicht. Er hatte verstanden.
«Ich werde morgen zurückfliegen. Der Anwalt kann alles regeln.»
«Glauben Sie, dass Sie der Bedrohung so entgehen können, Frau Hardenberg?»
«Ich weiß es nicht. Aber dort kann ich mich wenigstens verständigen. Hier bin ich … völlig ausgeliefert. So fühle ich mich … ausgeliefert!» Wieder hatte sie geschrien.
«Das verstehe ich.» Laura setzte sich in den zweiten weißen Sessel, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Hardenberg war nach dem Essen mit Massimo angeblich in einen dunklen Geländewagen eingestiegen, und ein Typ mit Sonnenbrille und Baseballmütze hatte ihm die Wagentür aufgehalten. Klang wie aus einem schlechten Film. Andererseits hatte Leo Hardenberg laut Dr. Pellmann, immerhin Vorstandsmitglied seiner Bank, herausgefunden, dass ein Teil des Kapitals der Banca libera aus Quellen des organisierten Verbrechens stammte. Irgendjemand bedrohte sie selbst, ihre Familie und nun Silvia Hardenberg, ihre Tochter und eventuell Susanne Ullmann. Der Banker Massimo versuchte Guerrini zu erpressen. Das alles klang verdammt nach Mafia, es klang, als hätten sie ein Nest von Skorpionen aufgestört. Wo man sich auch hinwandte, lauerten Stachel. Vielleicht war die Vermutung von Capitano Maltempo doch richtig.
«Frau Hardenberg, ich nehme an, dass Ihr Mann seine Ermittlungsergebnisse über andere Leute oder Banken irgendwo festgehalten hat. Wo hat er sie aufbewahrt?»
Silvia Hardenberg fuhr so entsetzt auf, dass sie das Glas umstieß, und wieder schrie sie. «Wie kommen Sie darauf, dass ich irgendetwas über die Dossiers meines Mannes wissen könnte? Er hätte mir nie gezeigt, wo er sie aufbewahrt. Er wusste, dass es gefährlich werden konnte. Das hat er mir immer wieder gesagt. Er wollte mich schützen … aber es funktioniert nicht … Wenn ich wüsste, wo sie sind, dann müsste ich jetzt nicht solche Angst haben!»
«Was hat Susanne Ullmann Ihnen gesagt, Frau Hardenberg?»
«Ich … ich kann nicht!»
«Doch, Sie können, Frau Hardenberg! Ich werde auch bedroht, der Commissario wird bedroht … wir müssen zusammenhalten!»
Ungläubig starrte Silvia Hardenberg Laura an.
«Ich glaube Ihnen nicht. Das … das ist ein Trick, ein ganz gemeiner … primitiver Trick!»
«Ich wollte, es wäre einer. Leider ist es die Wahrheit. Sie können sich jetzt überlegen, ob Sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Wir werden dafür sorgen, dass Ihre Suite von Carabinieri bewacht wird. Derzeit ist es hier für Sie sicherer als in
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