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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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über die Loge, die man besser verschwieg, ausließ. Natürlich hatten sie etwas unternommen. Er hatte es geahnt. Der Krankenhausdirektor, noch völlig verschlafen, schwor bei allen Heiligen, dass nichts passiert sei. Die Sauerstoffzufuhr war nie unterbrochen worden. Die Sensoren hatten eine Störung angezeigt, die es gar nicht gab. Alle Verteilerkästen und alle Gabelungen waren überprüft worden, ohne Ergebnis.
    – Auf jeden Fall und nur als Vorsichtmaßnahme habe ich den Jungen in eines der „geschützten Zimmer“ verlegen lassen.
    – Führen Sie mich hin. Und zwar sofort!
    An der Schwelle zu diesem Zimmer verabschiedete Lupo brüsk den Krankenhausdirektor. Er ging hinein, gefolgt von Daria.
    Ronzani und Picone sprangen auf und nahmen Haltung an. Blass und kleinlaut kontrollierte Fera Guidos Puls. Der, dachte Lupo beim Anblick von Feras leichenblassem Gesicht, sieht aus als hätte er eine Wachsmaske auf. Er verkniff sich eine Bemerkung, aber nur, weil er diesen Mann noch brauchte.
    – Der Krankenhausdirektor sagt, es war ein Fehlalarm, Doktor Fera.
    – Ach ja? Der Idiot hat ja keine Ahnung, wie ein großes Krankenhaus funktioniert. Wollen Sie wissen, wie er den Posten bekommen hat?
    – Das kann ich mir vorstellen. Immerhin bin ich Italiener, wie Sie. Aber er behauptet auch, dass der Sauerstoff regelmäßig zugeführt wurde, dass es keine Unterbrechung gegeben hat, dass …
    – Ach hören Sie doch auf! Sie haben die Zufuhr gerade so lang unterbrochen, um den armen Teufel umzubringen, es hätte nicht einmal wie ein Unfall ausgesehen, sondern wie ein ganz normaler Todesfall …
    Lupo gönnte sich eine vielsagende Pause. Fera hatte einen Schrecken abbekommen, aber er war auch verärgert. Das war eine hervorragende Ausgangsbasis.
    – Glauben Sie mir jetzt, Herr Doktor?
    – Was soll ich Ihnen sagen. Sie hatten recht. Entschuldigen Sie, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass …
    – Sie hatten auch recht … Was den Stickstoff anbelangt, meine ich. Ich wäre nie draufgekommen.
    – Ja, aber wenn Sie nicht darauf bestanden hätten, wäre der Junge jetzt eine Leiche.
    Lupo flüsterte Daria etwas ins Ohr. Sie nickte und forderte die beiden Wachen mit einer Geste auf, ihr zu folgen. Lupo und der Arzt waren jetzt allein mit Guido. Lupo blickte den Arzt so eindringlich wie möglich an. Schweigend. Und während sich auf seinem Gesicht ein vages Lächeln abzeichnete, schlug der Arzt verlegen den Blick zu Boden. Lupo ging zu ihm hin und sprach leise mit ihm, beinahe flüsternd.
    – Sie haben gerade das Zauberwort ausgesprochen, Herr Doktor. Leiche. Ich brauche eine Bescheinigung, dass der arme Guido di San Piero Colonna eine plötzliche Krise nicht überlebt hat … keine Erwähnung des Stickstoffs, es muss aussehen wie ein ganz normaler Tod … auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen ist die Leiche sofort eingeäschert worden. Ich sorge dafür, dass Sie alle notwendigen Befugnisse bekommen.
    Fera zuckte mit den Achseln.
    – Hören Sie, bis jetzt handelte es sich um … immerhin haben wir ein Leben gerettet! Wir können ihn hierbehalten, bis er sich erholt, die Überwachung intensivieren, aber … aber das … ist zu viel verlangt!
    Lupo runzelte die Stirn. Die Informationen, die er eingeholt hatte, bestätigten den ersten Eindruck, den der Arzt auf ihn gemacht hatte, mit einer Ausnahme. Der Arzt hatte keinen Führerschein. An Ehrgeiz mangelte es ihm jedoch nicht. Als er bei ihrem letzten Gespräch eine Bemerkung über seine Karrierechancen fallen gelassen hatte, hatte der Arzt aufgehorcht.
    – Schade. Ich wollte mich gerade ein wenig mit ein paar guten Freunden unterhalten … sehr guten Freunden vom Krankenhaus Perugia! Schade!
    Er tat so, als ob er gehen wollte. Fera legte ihm den Arm auf die Schulter.
    – Warten Sie. Wollen Sie sagen …
    Lupo drehte sich langsam um. Sein Lächeln war äußerst charmant. Es war das Lächeln des „großen Verführers“, wie seine Mutter einmal zu ihm gesagt hatte, der seine Verführungskräfte Angst machten. Arme Mama. Wenn sie gewusst hätte, dass er sich in gewissen Augenblicken tatsächlich wie der „große Verführer“ fühlte.
    – Sie haben mir einen Gefallen erwiesen, Herr Doktor. Und ich werde Ihnen ebenfalls einen erweisen. Die Verpflichtung beruht auf Gegenseitigkeit, vergessen Sie das nicht. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, versichere ich Ihnen, dass der Chefarztposten Ihnen gehört.
    Die Leichenblässe war aus Feras Gesicht gewichen, das Leben war in

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