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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Lebensgefahr befinden. Na und?
    – Ohne eine schriftliche Anordnung des Ministers oder meines Direktors rühre ich keinen Finger.
    Der Polizist hatte die Fäuste geballt.
    – Wenn ich ein diesbezügliches Ansuchen stellen würde, bekämen die anderen Wind davon. Und wir wären wieder dort, wo wir jetzt sind. Nein. Wir müssen das Problem allein lösen, Sie und ich, Herr Doktor. Und niemand darf etwas davon erfahren.
    – Aber warum ausgerechnet ich?
    – Weil wir denselben Eid geleistet haben, vergessen Sie das nicht. Oder glauben Sie, dass gewisse Verpflichtungen nur dazu gut sind, eine Kinokarte zu bekommen oder die Karriereleiter hinaufzuklettern?
    – Mir haben sie noch nicht sehr genützt.
    – Das werden wir ja noch sehen … vergessen wir das Zimmer mit Sonderausstattung … nehmen wir an, der Junge bleibt hier. Sie könnten den Strom ausschalten.
    – In diesem Fall ginge das Notstromaggregat an.
    – Das könnten sie auch ausschalten.
    – Das ist kompliziert. Dazu wäre wirklich ein „Kommando“ vonnöten, Herr Lupo.
    – Wenn die Bösen Sie um einen Tipp bitten würden, was würden Sie antworten?
    – Jetzt übertreiben Sie aber, nicht wahr?
    – Das Leben übertreibt, Herr Doktor. Los, strengen Sie sich an, verdammt noch mal!
    Fera dachte kurz nach, dann erwähnte er die Möglichkeit, Stickstoff einzuleiten.
    – Erklären Sie mir das bitte besser.
    – Nun, wenn jemand die Verteilerschläuche austauschen und den Sauerstoff, den der Patient einatmet, durch Stickstoff ersetzen würde, den wir für andere Therapien brauchen … dann würde der Patient Stickstoff einamten und binnen kürzester Zeit …
    – … sterben.
    – Ja. Aber glauben Sie mir, das ist unmöglich. Man müsste ganz genau wissen, wo die Schläuche verlegt sind, wo sie sich gabeln, sich Zugang zum Schaltkasten verschaffen, der sich unter der Zwischendecke befindet … unmöglich!
    – Man bräuchte nur den Bauplan des Krankenhauses, einen oder zwei tüchtige Männer, und schon … Jetzt wo Sie davon sprechen, glaube ich mich zu erinnern, dass so etwas schon mal passiert ist, im Süden. Nehmen wir an, sie versuchen es. Wie lange überlebt man, wenn man Stickstoff einatmet?
    – Nur ganz kurz. Man müsste sofort eingreifen.
    – Also? Welche Gegenmaßnahmen können wir ergreifen?
    Fera schnaubte.
    – Was weiß ich … man könnte Sensoren einbauen …
    – Dann tun wir es!
    – Aber dazu muss ich eine Genehmigung einholen.
    – Jetzt reicht es. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, garantiere ich Ihnen die größtmögliche Diskretion. Wenn Sie nicht mit mir zusammenarbeiten und der Junge stirbt, müssen Sie das mit Ihrem Gewissen ausmachen. Und mit mir. Denn jeder einzelne Satz unseres Gesprächs wird von allen italienischen Zeitungen gedruckt und von allen TV-Sendern gesendet werden!
    Also hatte er unter höchster Geheimhaltung ein Stickstoffmeldesystem einbauen lassen. Was in technischer Hinsicht nicht allzu kompliziert war, aber das Gefühl, benutzt worden zu sein, dem aberwitzigen Befehl eines Paranoikers Folge geleistet zu haben, kränkte ihn. Noch dazu hatte ihn Lupo nicht nur gezwungen, die Anwesenheit der beiden Schutzengel zu akzeptieren, sondern hatte ihn mehr oder weniger ans Bett des Patienten gefesselt. Dabei war gar nichts passiert. Noch ein paar Minuten und ich jage diese Verrückten zum Teufel! Und noch heute, sagte sich Fera, nehme ich die drei Wochen Urlaub in Anspruch, die mir seit einer Ewigkeit zustehen. Er war eingeschlafen, als ihn plötzlich ein hartnäckiges Piepen aufschreckte. Der Sensor blinkte. Das Atmungssystem des Jungen drohte zu versagen.
    – Die Flasche! Schnell, die Sauerstoffflasche!
    Die Polizisten schnellten gleichzeitig hoch. Fera stürzte sich auf das Beatmungsgerät und machte es aus. Dann befreite er Guido von den Schläuchen, packte die Flasche, die ihm einer der Polizisten reichte und drückte dem Jungen das Mundstück aufs Gesicht. Augenblicklich normalisierte sich seine Atmung. Aber die Flasche war nur eine Notlösung, der Druck konnte jeden Augenblick ansteigen oder abfallen. Das System musste so schnell wie möglich wieder in Gang gebracht werden.
    – Ruft die Oberschwester! Den technischen Leiter! Schnell!
    Picone riss die Tür auf und stürzte auf den Gang. Die drei Wachebeamten sprangen auf und kamen ins Zimmer gelaufen. Wenige Augenblicke später läutete die allgemeine Alarmglocke.
    Lupo und Daria kamen ungefähr um acht. Unterwegs hatte Lupo Daria informiert, wobei er gewisse Details

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