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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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ihn zurückgekehrt.
    – Ich … es ist möglich, sagte Fera abschließend mit einem tiefen Seufzer. Aber ich brauche eine mobile Intensivstation, und solange der Junge nicht selbständig atmen kann, muss er in einer entsprechenden Umgebung behandelt werden, mit den entsprechenden Geräten und allem anderen.
    – Das ist kein Problem, glauben Sie mir.
    Später begrüßten Daria und die anderen Jungs Lupos Idee. Natürlich fragten sie sich, wie zum Teufel ihr Chef den Arzt umgestimmt hatte. Natürlich hütete sich Lupo davor, auch nur die geringste Erklärung abzugeben.

Vierter Teil
Der Kommandant

1.
    Das Wesen des Westens besteht in der Aufgabe, die grundlegenden Werte der Kultur auf der ganzen Welt zu verbreiten. Ich würde sogar sagen: diese Aufgabe ist in seiner … unserer DNA eingeschrieben. Hin und wieder ist und war dafür sogar die Anwendung von Gewalt vonnöten, die im Übrigen nicht einmal von der Kirche explizit verdammt wurde. Wir müssen uns keine Sorgen machen, wenn wir auf diese schmerzvolle
extrema ratio
zurückgreifen müssen. Sie ist die „Bürde des weißen Mannes“, wie die englischen Kolonisatoren sagten, sie ist die große Mission Europas, und dazu gehören auch die USA, die immer eine Rippe Europas waren und es nach wie vor sind: Wir haben die Aufgabe, die primitiven, unzivilisierten oder zurückgebliebenen Völker Afrikas und Asiens zu zivilisieren. Wenn man die chaotische Entwicklung Chinas oder Indiens betrachtet, könnte man glauben, dass das Spiel verloren ist. Dass sie uns nicht mehr brauchen. Manche behaupten sogar, dass nun die Stunde anderer Völker anbricht. Dass die Zeit der Weißen endgültig vorbei ist. Aber es reicht nicht, einen „braun gebrannten“ Präsidenten ins Weiße Haus zu schicken, um die Welt zu ändern. Meiner Meinung nach war das das Schlechteste, was man hatte tun können. Ich verleugne nicht, dass man aus der Entwicklung Chinas – von Indien spreche ich nicht, denn meiner Meinung nach wird die Blase bald platzen – wichtige Schlüsse ziehen kann. So floriert die industrielle Entwicklung nicht ausschließlich auf dem Boden der Demokratie, wie uns die Theoretiker des Liberalismus zwei Jahrhunderte lang weismachen wollten. Unsere Meister, gewiss, denen man allerdings die verdiente Ruhe gönnen sollte … Im Gegenteil, das Beispiel Chinas beweist, dass ein autoritäres Modell noch am ehesten ein reibungsloses Funktionieren der Gesellschaft und ökonomisches Wachstum gewährleistet. Mit anderen Worten, wenn wir etwas von Peking lernen können, dann dass wir auf kluge Weise den Missbrauch von Freiheit beschränken müssen, der heute ein wahrhaftes Krebsgeschwür darstellt, das in der Lage ist, unseren Begriff von Kultur in den Fundamenten auszuhöhlen. Die Meinung, dass es bald zu heftigen Auseinandersetzungen mit diesen neuen Realitäten kommen wird, ist weit verbreitet und wird inzwischen auch von vernünftigen Individuen und Gemeinschaften geteilt. Ich vermeide den Ausdruck
clash of civilisations
, weil ich, wie ich eben zu erläutern versucht habe, nicht glaube, dass es eine andere Kultur außer der unseren gibt. Aber ich bin mir sicher, dass eine Auseinandersetzung bevorsteht oder bereits im Gange ist und dass sie mit den heimtückischen Mitteln eines insgeheimen, nicht erklärten Kriegs geführt wird, der jedoch deswegen nicht weniger schrecklich ist als jeder andere Krieg. Ein obszöner Krieg …
off scene
, denn abseits der Bühne spielt sich das ab, was die Welt wirklich verändert. Nicht nur die sogenannten Wirtschaftsmächte des Ostens stellen eine wirkliche Bedrohung dar. Das Erwachen des religiösen Fundamentalismus in den arabischen Ländern ist offensichtlich nur ein Vorspiel zur Verkündung des Dschihad, des Heiligen Krieges, der den perversen Hirnen der Emire und der Mullahs zufolge eine theokratische Diktatur einführen soll, und ich überlasse es Euch, Euch auszumalen, wie sich diese auf unsere Kultur auswirken würde …
    Der Kommandant gestattete sich eine vielsagende Pause. Die Anwesenden wagten nicht einmal zu atmen. Dabei war der Saal des Tevere-Riva-Zirkels voller angesehener Leute: Diplomaten, Prälaten, Ökonomen, Bankiers, Adelige, hohe Staatsbeamte, Wissenschaftler, Analysten, Militärs … Von jedem einzelnen hätte man sagen können, dass sie einem viel höheren gesellschaftlichen Stand angehörten als der Kommandant. Der Kommandant gehörte eigentlich gar keinem gesellschaftlichen Stand an. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er nicht

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