Zeit des Aufbruchs
vielmehr aus der besonderen Einsicht, die er aufgrund seines fremden Standpunktes gewonnen hatte.
Mara wog den Rat ihrer Vertrauten vorsichtig ab und versuchte sich nicht von der drohenden Ruhelosigkeit ablenken zu lassen, die sich immer einstellte, wenn sie darüber nachdachte, wie sehr sie ihren Barbaren wohl vermissen würde, wenn sie endlich die Verantwortung auf sich nehmen und einen geeigneten Ehemann wählen würde. So unruhig, wie die politische Situation im Augenblick war, genoß sie den Moment, da sie umgeben war von Menschen, die sich um sie sorgten, in der sanften, vertrauten Wärme der Sommernacht.
Laternenlicht fiel weich über die Gesichter von Keyoke und Nacoya, glättete die faltigen Linien, fing sich in einem kurzen Moment feuriger Leidenschaft in Sarics Augen und verbarg die Müdigkeit in Jicans Haltung.
Nicht ein Tag verging, da der Hadonra nicht auch das entfernteste Feld des Guts besichtigte; seit Dustari nahm er auch noch jeden Tag zwei zusätzliche Stunden auf sich, da er bereits vor Tagesanbruch zur Stadt aufbrach, um dort von den Maklern so früh wie möglich über Veränderungen und Schwankungen des Handels informiert zu werden; erst im Laufe des Morgens kehrte er gewöhnlich zurück. Nur wenige Gelegenheiten entgingen seinem Eifer, doch Mara wünschte sich, die Widrigkeiten würden etwas nachlassen und sie müßte sich nicht so sehr auf seine Kenntnisse verlassen. Jican hatte ihr viel von der komplizierten Welt der Finanzen beigebracht, und ihre anderen Vertrauten hatten die Acoma aus dem Desaster gerettet, das sie in ihrer Unerfahrenheit in der ersten Zeit der Herrschaft angezettelt hatte. Still dankte sie Lashima für diese Menschen an ihrer Seite. Der Schwur gegenüber dem Clan Hadama und die Blutfehde der Minwanabi lasteten schwer auf ihr, und sie wagte gar nicht daran zu denken, daß jemand von den Anwesenden einmal nicht mehr dasein könnte.
Schließlich versiegte das Gespräch. Mara ging die wichtigen Punkte noch einmal durch, die Stirn nachdenklich gerunzelt. »Es sieht aus, als sollte ich einen Boten zu Lord Xaltepo schicken und ein Treffen vereinbaren, bei dem meine Sicherheit aufs höchste garantiert ist. Jican, könntet Ihr eine der Gildenhallen in Sulan-Qu für mich mieten?«
Doch eine trockene Stimme schaltete sich ein, bevor der Hadonra antworten konnte. »Mylady, bei allem Euch zustehenden Respekt, ein öffentlicher Ort ist nicht unbedingt die beste Wahl.«
Unbemerkt und lautlos wie ein Schatten war Arakasi in den Garten geschlüpft, und Keyoke preßte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Er war unzufrieden mit sich, da ihm der Augenblick entgangen war, als die Wachen am Eingang den Neuankömmling hereingelassen hatten. Niemals würde der alte Krieger zugeben, daß die Schärfe seines Gehörs nachließ.
Arakasi verbeugte sich, und die weich fallende Kapuze des Priestergewandes verhüllte sein Gesicht. Er wartete in der für ihn so charakteristischen Reglosigkeit, bis die Lady ihm die Erlaubnis gab, sich zu setzen; dann fuhr er fort: »Ich sollte Euch als erstes mitteilen, daß die Bitte von Lord Xaltepo den Minwanabi bekannt ist. Meinen Quellen zufolge ist Tasaio sehr begierig darauf zu erfahren, wo das Treffen zwischen Euch und dem Lord der Hanqu stattfindet. Wenn Ihr jedoch eine Gildenhalle mietet, könnten sich Spione in den Wänden verbergen, und auch wenn es gegenwärtig noch keine Nischen für ungebetene Lauscher gibt, könnt Ihr davon ausgehen, daß es sie spätestens dann gibt, wenn die Konferenz beginnt. Tasaio ist sehr hartnäckig, wenn er etwas will.«
Der Supai zögerte, als würden ihn seine eigenen Worte anekeln. »Meine Quelle war sehr nachdrücklich, mehr als gewöhnlich. Tasaio muß sehr an Informationen über das Treffen interessiert sein.«
Maras Finger klammerten sich um die Manschetten ihres Gewandes. »Daraus schließe ich, daß das Interesse der Hanqu sich gegen das unseres Feindes richtet.«
»Es besteht Anlaß zu der Annahme, daß der Wunsch der Hanqu nach einer Allianz aufrichtig ist.« Doch Arakasi schien noch nicht ganz zufrieden. »Andererseits bleiben zu viele unbeantwortete Fragen. Die Ausweitung ihres Gewürzhandels scheint ein Motiv der Hanqu zu sein, doch das ist bloße Spekulation. Außerdem munkelt man, daß der Clan Shonshoni auf die Nimboni zugegangen sei.« Die Haltung des Supais verriet seine innere Unruhe. »Es gibt einiges, das zu offensichtlich ist, wo soviel anderes im Verborgenen bleibt.«
»Ihr macht Euch
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