Zeit des Aufbruchs
einem Bündnis höflich zurückweisen, wenn wir seine Vorschläge angehört haben, und es wird kein großer Schaden entstanden sein.« Saric nickte kurz und endete wie immer mit einer Frage. »Aber können wir es uns leisten, ihn zurückzuweisen, ohne über seine Gründe informiert zu sein?«
»Ein wichtiger Punkt«, gestand Mara. »Keyoke?«
Ihr Kriegsberater fuhr mit der Hand empor, um einen Helm geradezurücken, der längst nicht mehr da war, und kratzte sich schließlich an den dünner werdenden Haaren. »Ich werde die Umstände Eures Treffens genauestens studieren. Der Lord könnte einen Attentäter auf Euch warten lassen oder Euch in einen Hinterhalt locken. Wir werden einigen Aufschluß daraus erhalten, wo und unter welchen Bedingungen er Euch treffen möchte.«
Mara entging nicht, daß der frühere Kommandeur ein Treffen nicht generell in Frage stellte.
Lujan führte einen weiteren Punkt an, der mit seiner Zeit als Grauer Krieger zusammenhing. »Die Hanqu werden als Abtrünnige der mächtigen Häuser von Pesh betrachtet. Die Frau eines meiner Unteroffiziere hatte einen Cousin, der Xaltepo als Patrouillenführer diente, und ich hatte ein wenig Kontakt zu ihm. Es heißt, daß der Lord der Hanqu ein Mann ist, der sich selten jemandem anvertraut, es sei denn, es wäre von gegenseitigem Vorteil. Es wurde schon erwähnt, daß es sich um ein neues Haus handelt, doch der Aufstieg der Familie hängt mit ihren starken Geschäftsinteressen im Süden zusammen.«
Jican folgte Lujans Gedankengang und führte ihn weiter: »Der Wohlstand der Hanqu gründet sich auf Chocha-la. Solange sie schwach waren, wurden sie erbarmungslos von den Gilden ausgebeutet. Lord Xaltepos Vater war es leid, seine Gewinne an andere abzutreten. Als er an die Macht kam, mietete er sich eigene Bohnenmahler und investierte die Gewinne wieder in dieses Unternehmen. Sein Sohn weitete das Geschäft noch stärker aus, und jetzt sind sie wenn nicht der beherrschende, so doch ein wichtiger Teil des Marktes im Süden. Der Handel mit ihren eigenen Erzeugnissen blüht, und außerdem verarbeiten sie das Korn anderer Anbauer weiter. Möglicherweise wünscht er eine Verbindung, damit die Bohnen unseres Tuscalora-Vasallen in seine Trockenscheunen kommen.«
»In Pesh ?« Mara richtete sich erstaunt auf, und ihre Strähnen rutschten aus Kevins Fingern. »Warum sollte Lord Jidu riskieren, daß sein Korn durch den Transport über den Fluß feucht wird, oder viel Geld für eine Karawane über Land ausgeben?«
»Aus Profitgründen«, spekulierte Jican in seiner unnachahmlieh schlauen Art. »Der Boden und das Klima dort unten am südlichsten Zipfel der Halbinsel sind nicht gut für die Chocha-la. Selbst die minderwertigen Bohnen Xaltepos erzielen dort hohe Einkünfte. Die meisten Pflanzer mahlen ihr Korn in der Nähe ihrer Wohnorte, um zu vermeiden, daß sie auch für die Spelzen noch Frachtkosten zahlen. Doch die Bohnen halten sich besser ungeschält, und die Gewürzmahler der Hanqu könnten enorme Preise für die Weiterverarbeitung jeder Chocha-la während der etwas flauen Zeit zwischen den Jahreszeiten erzielen. Und sie entfernen sehr wirksam einen möglichen Konkurrenten vom örtlichen Markt. Schließlich könnte eine solche Verbindung sogar den Eintritt in das Herzland des Kaiserreiches bedeuten.«
»Warum wendet er sich dann nicht an Lord Jidu?« argumentierte Mara.
Jican breitete beschwichtigend die Arme aus. »Lady, Ihr mögt dem Lord der Tuscalora das Recht gelassen haben, seine Finanzen selbst zu verwalten, doch bei den Kaufleuten und Maklern in den Städten geltet Ihr als sein Oberhaupt. Sie können sich eine Herrscherin, die so großzügig in politischen Dingen ist wie Ihr, nicht vorstellen; deshalb heißt es auf den Märkten, daß Ihr die Kontrolle innehabt.«
»Jidu würde protestieren«, wandte Mara ein.
Jetzt beugte sich Nacoya leicht nach vorn. »Mylady, das wagt er nicht. Er besitzt den Stolz eines Mannes; es zehrt an ihm, daß er von einer Frau besiegt worden ist. Lord Jidu würde alles tun, um zu vermeiden, daß er noch mehr zum Gegenstand des Straßenklatsches wird, als sich mit Klagen an Euch wenden.«
Die Diskussion über diesen Punkt wurde noch intensiv weitergeführt, und Kevin lauschte gespannt. Der Midkemier hielt sich zurück, aber nicht so sehr aus Ehrerbietung, sondern aus Faszination für die Feinheiten der tsuranischen Politik. Als er schließlich seine Meinung einbrachte, geschah es weniger aus einem spontanen Impuls als
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