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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ich habe deine Warnungen gehört. Ich danke dir für deinen Rat.«
    Nacoya war zu klug, um fortzufahren. Sie verbeugte sich in tiefer Mißbilligung, dann wandte sie sich um und hinkte aus dem Garten.
    »Sie hat recht, die alte Nervensäge«, murmelte Kevin liebevoll.
    Mara wirbelte herum und fauchte ihn an. »Du also auch! Muß denn jeder Abend aus Warnungen und Ängsten bestehen?« Sie warf ihre schwarzen Haare zurück; der Schmerz in ihrem Innern war stärker, als sie hätte in Worte fassen können. Obwohl Kevin es vielleicht besser wußte, gab er ihrer Laune nach und zog sie zu sich heran. Er küßte die Härte in ihr fort, und auf den Kissen im flackernden Licht der windgeschüttelten Laterne ließ er sie die Feinde vergessen, die ihr nach dem Leben trachteten und die vollständige Vernichtung ihrer Familie anstrebten.

    In den nächsten drei Wochen setzte der Hochsommer ein, und das Gras verlor das letzte Grün, das von der Regenzeit noch übriggeblieben war. Mara trat bereits vor der Morgendämmerung im nebligen Zwielicht aus dem Herrenhaus zu ihrer Sänfte, die von einer ausgewählten Wache von dreißig Kriegern umgeben war. An diesem Tag führte Kenji die Truppe an; er konnte die Übung gut gebrauchen. Mara wollte zu dem Treffen mit dem Lord der Hanqu bereits vor der Hitze des Mittags in den Bergen sein, und auf Arakasis Rat hin hatte sie die Eskorte klein gehalten, damit sie schneller und weniger auffällig waren. Ihr Kriegsberater hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, sich von ihr zu verabschieden, doch Nacoya stand schon seit einiger Zeit nicht mehr so früh am Morgen auf.
    Doch kein Berater stand im Hof, als Mara dort erschien. Kevin folgte den üblichen, angemessenen Schritt hinter ihr, doch ohne auf die Regeln des Anstands zu achten. »Der alte Kauz muß verschlafen haben«, sagte der Barbar leichthin. »Ich hätte die Chance nutzen und mich für die Zeit rächen sollen, als er mich mit den Kriegsschuhen wachgerüttelt hat.«
    »Ich habe das sehr wohl gehört«, rief eine Stimme, der man die Jahre auf dem Übungsplatz deutlich anmerkte. Keyoke trat aus den Reihen von Maras Leibwache, eine kantige Silhouette, die unpassend auf einer Krücke lehnte. Er hielt inne, um Kenji ein paar eindringliche Anweisungen zu geben, dann forderte er einen Mann zischend auf, seine Haltung nicht zu vernachlässigen. Schließlich warf er mit deutlichem Widerwillen, die Soldaten zu verlassen, Kevin einen abschätzigen Blick zu und nahm seinen Posten vor Maras Sänfte ein.
    »Mylady.« Er verbeugte sich mit wohlgeübter Balance und klemmte die Krücke wieder unter seine Schulter. Dann schaute er seine Herrin durchdringend an, als ob er Wörter anstelle von Truppen befehligen wollte. Seine Stimme wurde leiser, damit die Soldaten nicht mithören konnten. »Tochter meines Herzens, ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Reise. Es scheint mir nicht unverdächtig, daß Lord Xaltepo eine mündliche Nachricht durch einen Boten schicken ließ anstelle einer schriftlichen Nachricht mit dem Familiensiegel.«
    Mara runzelte die Stirn. »Sie sind eine kleine Familie mit wenig Verbindungen. Angenommen, ich lehne dieses Bündnis ab und das Pergament mit dem persönlichen Siegel fällt in Tasaios Hände – was glaubt Ihr, wird dann aus ihnen? Die Minwanabi haben schon andere Familien aus weit weniger wichtigen Gründen ausgelöscht.« Sie biß sich auf die Lippe. »Nein. Ich denke, Arakasi hat recht und Tasaio erkennt endlich, daß viel von dem, was wir getan haben, auf finanziellem Gewinn beruht und er verhindern muß, daß wir unsere Handelsbeziehungen noch weiter ausdehnen.«
    Keyoke hob die Hand, als hätte er daran gedacht, sich am Kinn zu kratzen, dann unterließ er es. Statt dessen nahm er Maras Handgelenk und half ihr vorsichtig in die Sänfte. »Die Gunst der guten Götter sei mit Euch, Mylady.«
    Er trat zurück, als Mara ihren Trägern mit einem Wink befahl, die Sänfte aufzunehmen. Dann gab Kenji das Signal zum Abmarsch, und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Als Kevin sich anschickte, seine Position neben der Mistress einzunehmen, hielt Keyoke ihn am Ellenbogen fest.
    »Beschütze sie«, sagte er mit einem eindringlichen Unterton, den Kevin noch niemals zuvor bei ihm gehört hatte. »Wenn du zuläßt, daß ihr Schaden widerfährt, werde ich dich mit mehr treten als nur mit den Kampfsandalen.«
    Kevin grinste unbekümmert. »Keyoke, alter Freund, wenn Mara etwas zustößt, werdet Ihr meinen leblosen Körper treten

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