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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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rennen!«
    Auf Lujans Befehl wurde die unhandliche Sänfte stehengelassen. Die Wachen formierten sich neu während des Laufens, und die Jagd nach Sicherheit begann von neuem.
    Ein Wind stieg aus der Arena empor, brachte neue Schreie mit sich und ließ die Federbüsche der Offiziere stürmisch wehen. Kevin spürte die Gänsehaut an seinem Körper, und er nahm verwundert wahr, was er seit seinem Weggang aus seiner Heimat nicht mehr erlebt hatte: Kälte. Doch kein natürlicher Windstoß konnte auf Kelewan eine solche eisige Kälte hervorrufen.
    Wie zur Antwort ertönte Milambers schrille Stimme: »Zittert und verzweifelt, denn ich bin die Macht!«
    Klagende Schreie erfüllten die Luft, als die Gruppe der Acoma ihren Weg die unteren Treppen hinab eilig fortsetzte. Der stürmische Wind nahm noch zu, als Milamber rief: »Wind!«
    Der Sturm schwoll zu einem wilden Geheul an. Todesgestank lag in der Luft und brachte Kevin und selbst die standhaftesten Krieger zum Würgen. Sie drängten weiter, zwangen ihre gequälten Lungen zum Atmen. Maras Gesicht verlor jede Farbe, doch sie hielt Schritt mit dem Gefolge, immer weiter die steilen Treppen hinab.
    Ihr Weg glich einem irrsinnig gewundenen Zickzack-Kurs. Sie mußten andere umgehen, die sich krümmten wegen des üblen Geruchs. Lujan rief seinen Soldaten etwas zu, damit sie Schritt hielten. Einige, die ihre Übelkeit nicht bezwingen konnten, wurden niedergetrampelt oder von den sich zurückziehenden Städtern gestoßen und getreten.
    Ein tiefes Stöhnen ließ die Treppe erzittern. Es war nicht von dieser Welt, und der Unterschall des Klanges marterte ihre Ohren. Die Krieger beschleunigten ihren Schritt, und Kevin griff nach Maras Handgelenk, um ihr die letzten Stufen herunterzuhelfen. Die Schatten verdüsterten sich unheilverkündend; die gesamte Atmosphäre wurde dunkler, und die Sonne verschwand, Wolken sammelten sich über dem Stadion und wirbelten in einem gewaltigen Strudel.
    Daß Milamber in seinem Zentrum stand, war für Kevin keine Frage. Er schüttelte mit einem Lachen seine Furcht ab. »Er zieht eine höllische Schau ab!«
    Mara, die atemlos neben ihm lief, warf ihm einen verwirrten Blick zu. Zu spät begriff Kevin, daß er in die Sprache des Königreiches zurückgefallen war. Er wiederholte seine Bemerkung auf tsuranisch.
    Sie zwang sich zu einem tapferen Lächeln.
    Stolpernd erreichten sie das Ende der Treppe. Lujan hielt an, als sich noch mehr Wachen zu ihnen gesellten und die Gruppe zum Schutz ihrer Herrin verstärkten. Die äußeren Reihen verschränkten die Arme ineinander, und sie machten sich gerade entlang der Allee auf den Weg, als der Magier hinter ihnen rief: »Regen!«
    Der Widerhall seiner Stimme war nicht mehr so klar. Kevin sog die Luft in seine brennenden Lungen und hoffte, diese Veränderung würde bedeuten, daß sie sich mittlerweile weit genug von dem Strudel aus Beschwörungen und Erscheinungen entfernt hatten, die Milamber in Verurteilung der Menge herbeigerufen hatte. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und eisige Tropfen prasselten durch die Luft. Der erste Guß wurde zu einem steten Niederschlag, der alle auf der Straße bis auf die Haut durchnäßte. Jetzt erstarb auch das letzte Licht. Kevin blinzelte mit den Augen gegen den Sturm der Elemente und rannte. Er hielt Maras Handgelenk immer noch fest, obwohl ihre Haut schlüpfrig wurde und ihre Schritte von den tropfnassen, schweren offiziellen Gewändern beeinträchtigt wurden. Der Regen prasselte auf das Kopfsteinpflaster und die Rüstungen, und das Geräusch vermischte sich mit dem Trampeln davoneilender Füße. Die Schreie der Menge wirkten schwächer, schienen in Qual und Verzweiflung übergegangen zu sein.
    »Lauf weiter«, drängte Kevin eilig.
    Noch ein paar Meter, und er spürte, wie der Regen mit jedem Schritt schwächer wurde.
    Das Gefolge der Acoma hatte gerade die Straße erreicht, die an die Arena heranführte, als wieder ein Schrei Milambers erklang. »Feuer!«
    Ein einziger, grollender Schrecken erhob sich aus dem Innern des Stadions. Mara blickte entsetzt zurück; sie fürchtete um die Unglückseligen, die dort noch gefangen waren. Kevin drehte sich um, um sie weiterzutreiben, und durch den nachlassenden Regen hindurch sah er ein Schauspiel von schrecklicher, fremder Schönheit. Flammen tanzten um die Wolken, die selbst jetzt noch ihre eisige Nässe über die Erde ausschütteten. Vielfach gezackte Blitze schossen über den Himmel. Ein brennender Stich streifte Kevins Wange, als

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