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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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mir zurückgekehrt«, antwortete Arakasi überraschend gereizt. Er warf der Zofe einen düsteren Blick zu, dann beendete er den Bericht. »Obwohl einer der Krieger von einem – es ist kaum zu glauben – herabfallenden Topf am Kopf getroffen wurde und vermutlich an dieser Verletzung sterben wird.«
    Mara blickte auf den Schmutz und das getrocknete Blut, das jetzt an den Tüchern hing. »Das ist mehr als nur ein Kratzer. Der Knochen ist sichtbar.« Sie fügte die Frage hinzu, die sie brennend interessierte: »Was ist mit der Stadt?«
    Arakasi schob die Hand der Zofe beiseite und hatte im nächsten Augenblick selbst ein frisches Tuch in der Hand, das er gegen die Wunde drückte. »Mylady sollte sich nicht mit den Schmerzen und Qualen eines Dieners belasten.«
    Im sanften Licht der Dämmerung wölbte Mara die Brauen. »Und Diener sollten sich nicht damit belasten, ihrer Herrin zu helfen, indem sie ernste kaiserliche Strafen riskieren, weil sie einem Sklaven ein Messer aushändigen! Nein« – sie hob rasch die Hand, als Arakasi tief Luft holte –, »antwortet nicht. Lujan schwört, er hätte nichts gesehen. Es ist ein blutiges Messer in der Speisekammer aufgetaucht, doch der Koch besteht darauf, daß es zum Schlachten von Jiga-Vögeln benutzt wurde.«
    Arakasi ließ ein hartes Lachen hören. »Jiga-Vögel! Wie passend!«
    »Ja. Und jetzt beantwortet meine Frage«, verlangte Mara.
    Immer noch erheitert gehorchte Arakasi. »Es herrscht totales Chaos. Überall brennt es, und viele Menschen sind verwundet. Kentosani sieht aus, als wäre es in den Vierteln rund um die Arena von einer Armee überrannt worden. Der Kriegsherr hat sich voller Scham zurückgezogen, entwürdigt durch den Erhabenen, Milamber. Das Schauspiel war zu öffentlich und hat zu viele unschuldige Opfer gefordert. Ich nehme an, daß Almecho noch vor Ende des Tages sein trauriges Leben beenden wird.«
    »Der Kaiser?« Trotz ihrer Aufregung über diese Neuigkeiten hielt Mara sich nüchtern an das Wesentliche. Sie entließ die Zofe mit dem Befehl, ein Tablett mit Essen zu holen.
    »Das Licht des Himmels ist in Sicherheit«, sagte Arakasi. »Doch die Kaiserlichen Weißen haben sich aus allen Teilen des Palastes außer den Familiengemächern zurückgezogen, wo sie den Kaiser und seine Kinder beschützen. Die Wachen des Rates bleiben im Dienst, doch ohne Befehle vom Kriegsherrn werden sie nichts unternehmen. Man darf wohl annehmen, daß bei Einbruch der Nacht die Loyalität gegenüber dem eigenen Haus sich durchsetzen und jede Kompanie zu ihrem Herrn zurückkehren wird. Die Gesetze, die wir kennen, sind zur Zeit außer Kraft gesetzt, da der Rat geschwächt und der Kriegsherr entehrt ist.« Arakasi zuckte mit den Schultern. »Es gibt kein Gesetz – außer dem Recht des Stärkeren.«
    Mara fröstelte in dem Raum, der plötzlich auch dunkler wirkte. Sie klatschte nach Dienern, die die Lampen entzünden sollten, dann meinte sie: »Lujan sollte dies hören. Glaubt Ihr, daß wir angegriffen werden könnten?«
    Arakasi seufzte. »Wer kann das wissen? Da draußen herrscht blanker Wahnsinn. Doch wenn ich eine Vermutung äußern soll – ich nehme an, für die Nacht sind wir sicher. Wenn der Lord der Minwanabi die Zerstörung der Spiele überlebt hat, wird er sich vermutlich genauso in seinem Haus verstecken wie wir, eine Bestandsaufnahme der persönlichen Verluste machen und darauf warten, daß die Vernunft in die Straßen zurückkehrt.«
    Ein Diener brachte ein Tablett, und ihm auf dem Fuß folgte Lujan. Mara winkte ihm, sich zu setzen, dann ließ sie eine Runde Chocha eingießen. Sie lehnte sich zurück und nippte an der heißen, beruhigenden Flüssigkeit, während Lujan auf Arakasi einredete und ihn dazu brachte, seine Wunden mit Salben behandeln zu lassen. Die drastischen Beschreibungen des Kriegers von eiternden Schwertwunden genügten, um auch den tapfersten Mann zu erschrecken, und Arakasis Mut rührte überwiegend von Dickköpfigkeit her. Mara empfand Mitleid angesichts des verunsicherten Gesichtsausdrucks ihres Supais, doch nicht genug, um ihm den Verband zu ersparen, den ihr Kommandeur mit fähigen Händen anlegte. Sie wartete auf einen geeigneten Moment und warf dann ein: »Wenn Almecho sich das Leben nimmt, wird es eine Aufforderung zur Ratsversammlung geben.«
    Arakasi, eifrig bestrebt auf eine Ablenkung, nahm ein Stück kaltes Fleisch. »Ein neuer Kriegsherr muß gewählt werden.«
    Lujan warf die unbenutzte Binde zurück in den Korb mit den Heilmitteln.

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