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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Rat kein Willkommen geben, Kevin. Zu deiner eigenen Sicherheit mußt du ihnen aus dem Weg gehen.«
    Kevin widersprach nicht; er schämte sich dafür, daß seine Landsleute ihr Versprechen gebrochen hatten. Doch kurze Zeit später, als dreißig Wachen der Acoma im Gleichschritt im Flur verschwanden, fragte er sich, wie er die Wartezeit überstehen sollte. Denn die Lady der Acoma ging nicht in eine Ratsversammlung, sondern in ein beängstigendes Chaos, in dem der Stärkste am schnellsten nach der Macht greifen würde.
    Desio war tot, doch damit besaßen die Acoma nicht etwa einen Feind weniger, sondern sie würden sich schon bald einem gegenübersehen, der im Kampf um die Vormachtstellung viel fähiger sein würde. Denn jetzt herrschte Tasaio über die Minwanabi.

Drei
    Der Graue Rat

    Der Versammlungsraum füllte sich.
    Obwohl es keinen offiziellen Aufruf zu einer Ratssitzung gegeben hatte, waren bereits viele Lords in dem großen Raum versammelt, als Mara und ihre Krieger dort eintrafen. Etwa ein Viertel der Sitze war besetzt, und von Minute zu Minute wurden es mehr. Das Fehlen der Ratswachen hielt keinen Herrscher ab; jeder Lord hatte ein Dutzend bis fünfzig bewaffnete Männer bei sich. Als Mara durch die breiten Türen und die Stufen hinabschritt, war kein kaiserlicher Herold da, um sie anzukündigen. Diesem inoffiziellen Treffen fehlte jeder Prunk, jede zeremonielle Atmosphäre; die Herrscher traten in der Reihenfolge ein, in der sie ankamen, ungeachtet ihres Ranges.
    Es übernahm auch niemand die Rolle des Sprechers. Einige Lords berieten sich in der Nähe des Podestes, auf dem gewöhnlich der Kriegsherr oder in seiner Abwesenheit ein erwählter Erster Sprecher des Rates saß. Jetzt, da Almecho tot war und die Clanlords ebenfalls entweder getötet oder gefangen auf Midkemia zurückgeblieben waren, besaß keines der einzelnen Häuser eine deutliche Vorrangstellung. Doch früher oder später würde irgendein Lord versuchen, die Macht zu ergreifen oder zumindest einen Rivalen daran hindern, sie an sich zu reißen. Die bereits anwesenden Lords standen in engen Grüppchen flüsternd beisammen, säuberlich getrennt gemäß ihren jeweiligen politischen Interessen. Sie beäugten alle Neuankömmlinge mißtrauisch und hielten ihre Krieger dicht bei sich – niemand wollte als erster im Rat das Schwert ziehen, doch jeder war mehr als vorbereitet darauf, der zweite zu sein. Mara warf einen flüchtigen Blick über die Anwesenden und hielt Ausschau nach vertrauten oder ihr freundlich gesinnten Hausfarben. Das Rot und Gelb der Anasati stach auffällig aus einer Schar älterer Edler heraus, die sich im Gang zwischen den untersten Sitzreihen und dem Podest berieten. Mara erkannte ihren früheren Schwiegervater, und sie hastete hinab und auf ihn zu. Lujan folgte ihr mit zwei Kriegern.
    Als Tecuma sah, daß Mara sich näherte, drehte er sich um und verbeugte sich leicht. Er trug eine Rüstung, und die Haare, die unter dem Helm hervorlugten, waren jetzt eher weiß als eisengrau. Sein Gesicht, von jeher eher schmal, schien nun hager, und die Augen waren von dunklen Schatten umgeben.
    Mara anerkannte seinen überlegenen Rang, indem sie seine Verbeugung erwiderte und ihn fragte: »Geht es Euch gut, Großvater meines Sohnes?«
    Tecuma schien beinah durch sie hindurchzublicken. »Es geht mir gut, Mutter meines Enkels.« Seine Lippen schienen dünner zu werden, als er seinen Blick über die Scharen der in der Halle Versammelten schweifen ließ. »Wenn man das nur auch vom Kaiserreich sagen könnte.«
    »Wie geht es dem Kaiser?« fragte Mara, begierig auf Informationen.
    »Das Licht des Himmels ruht sich, wie es heißt, in seinem Kommandozelt auf der Ebene in der Nähe des Spalttores aus.« Tecumas Ton war hart. »Als Ichindar sich von seiner Beeinträchtigung erholt hatte, ließ er seine Offiziere wissen, daß er eine Rückkehr ins Königreich der Inseln anstrebt, um eine neue Invasion zu starten. Doch unser Wunsch, uns an den Barbaren wegen ihres Verrats zu rächen, könnte enttäuscht werden. Die Erhabenen sind vielleicht in der Lage, einen Spalt zu manipulieren, doch sie beherrschen ihn keineswegs voll und ganz. Ob dieser nach Midkemia wieder hergestellt werden kann, ist zweifelhaft.«
    Wieder betrachtete der Lord der Anasati die Herrscher, die sich trotz des kaiserlichen Befehls versammelt hatten. Seine Stimme wurde nicht weicher, als er schloß: »Und in der Zwischenzeit geht das Spiel weiter.«
    Mara verschaffte sich schnell einen

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