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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Augen, dann meinte er langsam: »Ich vergebe Euch dieses Mal die Vertraulichkeit, Erster Berater. Aber nur dieses eine Mal.«
    Incomo schob den Tisch beiseite, und Feder und Pergament fielen auf die Erde, während die Tusche beinahe überlief. Steif berührte er mit der Stirn den Boden. »Mylord.«
    Der Sturm nahm zu, während Tasaio sich mit scharfem Blick im Raum umsah. Er gestattete Incomo nicht aufzustehen, sondern betrachtete die Bilder von Vögeln, die Schlafmatratze und schließlich, mit dem größten Genuß, den ausgestreckten Älteren vor sich auf der Matte. »Ja. Tasaio. Lord der Minwanabi.«
    Endlich durfte Incomo aufstehen. »Woher wußtet Ihr –«
    Der neue Herr unterbrach ihn spöttisch. »Incomo! Glaubt Ihr, Ihr wärt der einzige, der Spione besitzt? Niemals würde ich den Namen der Minwanabi entehren, doch in meiner Position hätte nur ein Narr Desio unbeobachtet gelassen.«
    Tasaio wischte sich ein paar nasse Locken aus dem Gesicht, dann rückte er den Schwertgürtel zurecht. »Seit ich den Fuß auf die verfluchte Insel setzte, hielt ich ein Boot in steter Bereitschaft, bemannt und darauf vorbereitet, sofort auszulaufen. Tag oder Nacht, wenn der Ruf kommen sollte, mußten nur noch die Leinen durchtrennt werden.
    Sofort nach dem Tod meines Cousins sandten die, die mir treu ergeben sind, eine Nachricht zum Außenposten.« Tasaio zuckte mit den Schultern und verteilte weitere Tropfen im Lampenlicht. »Ich nahm ein Boot bis Nar und kommandierte gleich das erste Schiff ab. Wann wählt der Hohe Rat einen neuen Kriegsherrn?«
    Incomo hielt seine Augen auf die sich ausbreitenden Pfützen gerichtet, die die Schlafmatratze zu erreichen drohten, und versuchte seine Gedanken zu ordnen. »Die Nachricht traf erst heute morgen ein. Das Licht des Himmels hat den Hohen Rat zu einer Sitzung einberufen, die in drei Tagen stattfinden soll.«
    »Ihr hättet mich dieses Treffen verpassen lassen, Incomo?« fragte Tasaio gefährlich sanft.
    Nasse Kissen schienen plötzlich gar keine Rolle mehr zu spielen. »Mylord!« Wieder preßte Incomo seine Stirn gegen den Boden. «Desios Ende kam sehr überraschend. Unser schnellster Bote ist seit einer Stunde fort mit dem Auftrag, das schnellste Boot zu finden. Ich erkläre bescheiden, daß ich mein möglichstes versucht habe. Tadelt einen Diener nicht für seine Beschränkungen, wenn Mylord klüger war und den erwarteten Ruf zur Pflicht nicht abwartete.«
    Tasaio lachte humorlos. »Ich mag nutzlose Schmeichelei ebensowenig wie nicht überzeugende Demut, Erster Berater. Erhebt Euch und behaltet das gut in Erinnerung.«
    Ein lauter Donnerschlag erschütterte das Haus, und Echos rollten über den nachtschwarzen See. Mit der Fähigkeit eines Kommandeurs in der Schlacht, die Stimme dem jeweiligen Lärmpegel anzupassen, meinte Tasaio: »Hier sind Eure Befehle, Erster Berater. Entlaßt Desios Bedienstete und seine Konkubinen. Ich habe eigene Leute, und sie werden mir helfen, die Trauerkleider anzulegen. Ich werde diese Nacht in den Baracken der Offiziere schlafen. Sagt meinem Hadonra, er soll alles, was Desio gehörte, aus den Gemächern des Lords entfernen. Die Räume müssen leer sein. Meine Kleider und meine persönlichen Gegenstände müssen bis zur Dämmerung an ihrem Platz sein, die alten Kleider des Lords, sein Bettzeug und andere persönliche Dinge werden verbrannt.« Tasaio kniff die Augen zusammen. »Sagt dem Hundeaufseher, er soll den Killerhunden die Kehlen durchschneiden – sie gehorchen keinem anderen Herrn. Bei Anbruch des Tages soll sich jedes Mitglied dieses Hauses auf dem Übungsfeld einfinden. Ein neuer Lord herrscht über die Minwanabi, und alle sollen wissen, daß Unfähigkeit nicht toleriert wird.«
    »Wie Ihr wünscht.« Incomo bereitete sich auf eine schlaflose Nacht vor. Er wollte schon aufstehen, doch sein Herr war noch nicht fertig.
    Der Lord der Minwanabi betrachtete den Ersten Berater mit festem Blick. »Ihr müßt mich nicht so verhätscheln wie meinen Cousin. Ich werde Eure Gedanken zu allen Angelegenheiten hören, selbst wenn ich gegenteiliger Meinung bin. Ihr dürft Vorschläge machen, wenn Ihr es für passend haltet, bis ich Euch etwas anderes befehle. Dann werdet Ihr schweigend gehorchen. Morgen werden wir die Berichte durchgehen und eine Ehrengarde zusammenstellen. Gegen Mittag möchte ich in meiner offiziellen Barke auf dem Weg flußabwärts nach Kentosani sein. Sorgt dafür, daß alles für meine Abreise vorbereitet wird. Denn wenn ich in der Heiligen

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