Zeit des Aufbruchs
zu verteidigen, begriff er: Einige dieser Tong besaßen Metallschwerter. Sie waren eine Rarität im Kaiserreich, von unermeßlichem Wert und wurden niemals im Kampf riskiert, obwohl sie in der Lage waren, die laminierten tsuranischen Rüstungen aufzuschlitzen.
Ein Bontura-Krieger ging zu Boden, als ein Stich seine Brustplatte durchdrang. Lujan änderte seine Taktik; er versuchte, die Schwerthiebe mit den Armschonern abzuwehren. Er rief seinen Kriegern eine Warnung zu, und zwei Attentäter fielen, bevor sie auch nur zwei Meter im Raum waren. Gewöhnliche Klingen konnten den wiederholten Angriffen nicht standhalten; die Metallschneiden ließen Späne von den Kanten absplittern und beschädigten das wertvolle Harz mit tiefen Einschnitten. Sechs Acoma-Krieger gingen zu Boden, und Lujans Männer ließen sich in dem verzweifelten Versuch zurückfallen, den Feind daran zu hindern, zu der Tür zu gelangen, die den äußeren Raum mit dem inneren Komplex verband. Der Kampf wurde jetzt von zwei Seiten zwischen den Türposten geführt, als sich die übrigen Acoma-Soldaten eng mit den Kriegern der Bontura und Xacatecas zusammendrängten, um die hinter einem Wall aus aufeinandergestapelten Möbelteilen kauernden Lords und die Lady zu schützen.
Neben der Lady stand Kevin; er hatte seinen Blick auf die Fenster des innersten Raumes gerichtet. Der Rahmen hüpfte und bebte, und Gips fiel von den Fensterbänken, als die Axthiebe von draußen immer weitergingen. Krieger hämmerten Verstärkungen an Ort und Stelle: Holzlatten, die bei Bedarf von Ladenschienen, Regalen und Kisten abgerissen wurden. Doch das alles würde den Feind nur wenige Minuten aufhalten können, denn die Angreifer gewannen immer mehr an Boden. Nur wenige Minuten nach Beginn des ersten Angriffs gesellten sich zu den Mitgliedern der Tong schwarzgekleidete Krieger ohne Abzeichen und Farben.
Kevin wog die Möglichkeiten ab und traf eine Entscheidung. Die Barrikade aus Möbeln würde dem Angriff von drei Seiten nicht standhalten. »Lady, rasch in diese Ecke da«, drängte er Mara.
Der Lord der Bontura sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie sie sich erhob und einen anderen Platz einnahm. »Ihr hört auf einen barbarischen Sklaven?«
Hoppara wußte es besser. »Der Mann hat recht, Lord Iliando. Wir werden schon bald umzingelt sein, wenn wir bleiben.« Der Lord der Xacatecas gesellte sich rasch zu Mara; dann warf er einen langen und festen Blick auf Iliando, während das Kampfgetümmel immer näher rückte und das erste Fenster nachgab. Erst kurz bevor weitere Attentäter in den Raum strömten, gab der korpulente Herrscher nach.
Die beiden Lords zogen die Klingen und stellten sich schützend vor Mara. Kevin blieb in ihrer Nähe, doch einen deutlichen Schritt weiter vorn, so daß er genug Platz hatte, um sich zu bewegen, sollte es notwendig werden.
Die Kampfgeräusche im äußeren Raum beim Flur nahmen zu; es war unmöglich, die Anzahl der durch die zerborstene Vordertür dringenden Angreifer zu schätzen. Die unheimlichen Geräusche beim Aufprall klirrender Metallschwerter gegen laminierte Waffen erklangen heftig und schnell und vermischten sich mit fürchterlichen Schreien. Die Verteidiger des inneren Zimmers mußten sich in zwei Richtungen orientieren; die einen versuchten, den frontalen Angriff durch die Tür abzuwehren, die anderen beeilten sich, die rasch anwachsende Flut von Attentätern aufzuhalten, die sich durch das zerschmetterte Fenster Zugang zu verschaffen suchten. Plötzlich verstummten die Axthiebe am zweiten Fenster.
Kevin reckte den Hals. Er hörte ein schwaches Scharren an der Wand hinter seinem Rücken, trotz des Kampflärms. »Bei den Göttern! Jemand hat einen Weg ins Schlafzimmer gefunden!«
Er zögerte und eilte dann zu dem Laden, der sich zum Flur hin öffnete. Eine Lampe brannte und tauchte den Korridor in ein unruhiges Bild aus Licht und Schatten. Kevin ging weiter. Seine nackten Füße spürten die Erschütterungen des Holzbodens: fallende Krieger und weitere Axthiebe. Er drückte sich an die Wand bei der Tür zum Schlafzimmer und wartete, die Hand um das Fleischmesser in seinem Gewand gepreßt.
Ein Mann in schwarzer Rüstung preschte heraus. Kevin wirbelte herum. Er stieß dem Mann ein Knie in die Lenden, dann rammte er ihm das Fleischmesser in die Kuhle im Nacken unterhalb des Kinnriemens. Warmes Blut lief über seine Hände, als er den zuckenden, sterbenden Körper nach hinten gegen einen zweiten Krieger stieß. Beide gingen krachend
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