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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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»Stellt Ihr mir Kenji und zwei Krieger dafür zur Verfügung?« Er begann zu schreiben. »Sie müssen nur in die Stadt gehen und die Nachrichten bei einem bestimmten Sandalenmacher in den Buden am Fluß abgeben. Von dort werden andere Hände sie weitertragen.«
    Mara schloß die Augen, als würde sie unter Kopfweh leiden. »Ihr könnt die Hälfte der Kompanie haben, wenn Ihr sie braucht.« Sie wandte sich an Kevin: »Sieh nach, was Jican zum Essen für uns hat. Wir müssen schon bald wieder zurück in den Rat.«
    Während der Midkemier nachschaute, ging Lujan fort, um seine Truppen zu überprüfen. »Laßt die Männer ausruhen«, erklärte er den Patrouillenführern. »Heute nacht werden wir kämpfen müssen.«
    Als Kevin mit einer Schüssel und Saft zurückkehrte, saß Mara reglos auf ihrer Matte. Ihre Brauen waren gewölbt, und ihr Blick schien in die Ferne gerichtet. »Geht es dir gut?«
    Mara richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihn, als er die Mahlzeit vor ihr auftischte. »Ich bin nur müde.« Sie sah das Essen gleichgültig an. »Und ich mache mir Sorgen.«
    Kevin holte tief Luft und seufzte. »Bei den Göttern, ich bin froh, daß du das sagst.«
    Mara lächelte bei dieser Spöttelei. »Weshalb?«
    »Weil ich mich zu Tode fürchte.« Kevin stieß eine zweizinkige tsuranische Gabel durch eine dicke Scheibe kalten Jiga-Vogel, als würde er einen Feind aufspießen. »Es ist gut zu wissen, daß du unter all der abgebrühten tsuranischen Ruhe doch ein Mensch bist. Wenn ich vorhabe, etwas ziemlich Tollkühnes zu tun, bin ich alles andere als selbstgefällig.«
    Aus dem Nebenraum erklangen raschelnde Geräusche, als die Krieger ihre laminierten Schwerter schärften.
    »Das Geräusch treibt mich noch in den Selbstmord«, fügte Kevin hinzu. Er sah Arakasi an, der vor seinen Zetteln saß, als würde er überhaupt keine Nerven besitzen. »Habt Ihr niemals das Gefühl, etwas gegen die Wand werfen zu wollen?«
    Der Supai blickte auf, das Gesicht vollkommen gelassen. »Ein Messer«, sagte er mit eiskalter, ausdrucksloser Stimme. »Aber in das schwarze Herz von Tasaio von den Minwanabi.« Er war unbewaffnet und bandagiert, ein Mann in übel zugerichteten Kleidern, der in einer überbelegten Wohnung Briefe schrieb. Und doch lief ein Schauer über Kevins Haut, und er hätte in diesem Augenblick nicht sagen können, wer gefährlicher war: Tasaio von den Minwanabi oder der Mann, der Mara als Supai diente.
    Die Krieger standen bereit. Die Wohnung der Acoma hatte sich mit dem Eintreffen der vierzehn Soldaten im Purpur und Gelb der Xacatecas endgültig in ein Heerlager verwandelt. Lord Hoppara hatte sofort Vernunft gezeigt, als Mara ihn in der Ratshalle aufgesucht hatte. Er besaß zu wenig Krieger, um seine größeren Quartiere verteidigen zu können, und da die Minwanabi sich ihm gegenüber ohnehin bereits feindselig verhielten, sah er keinen Sinn darin, sich nur deshalb den Anschein von Neutralität zu geben, um am nächsten Morgen kalt und tot zu sein. Einige der Soldaten der Xacatecas hatten in Dustari gekämpft und kannten Kommandeur Lujan. Die Krieger suchten alte Kameraden und schlossen neue Freundschaften, während sie in den frühen Abendstunden warteten.
    Mara saß im inneren Zimmer der Wohnung hinter einer Barrikade aus Möbeln, umgeben von einem Ring aus Soldaten und den letzten Kissen und Schlafmatten. Sie machte sich Sorgen. »Sie müßten längst zurück sein.«
    Hoppara rührte mit einem Finger im Weinglas, um die Gewürze und Früchte aufzuwirbeln, die wegen seiner besonderen Vorliebe hinzugefügt worden waren. »Lord Iliando war immer schon ein Mann, der logischen Argumenten mit Mißtrauen begegnet.«
    Mara unterdrückte das Bedürfnis, in Kevins Armen ein wenig Beruhigung zu finden, als die Dämmerung herabsank und die ersten Geräusche und Schreie von entfernten Kämpfen durch die Flure hallten. Obwohl sie eigentlich nicht einverstanden gewesen war, hatte sie Arakasis Bitte stattgegeben, und so war er mit Kenji und einer Patrouille von fünf Männern losgezogen, um Lord Iliando von den Bontura aufzusuchen und ihn ein letztes Mal zu bitten, Vernunft anzunehmen. Als jetzt das gedämpfte Geräusch von Schwertkämpfen durch den Palast drang, fürchtete Mara, daß ihre Männer die Rückkehr so lange aufgeschoben hatten, bis es zu spät gewesen war.
    Dann ertönte das Signal, auf das sie sehnsüchtig gewartet hatte, ein vereinbartes Klopfzeichen an der Tür. Lujans Männer schoben rasch die Barrikaden beiseite und

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