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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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fort, »siehst du nicht das, was du hier genau vor dir hast. Ich weiß nicht«, sagte sie, während sie langsam ausatmete. »Vielleicht ist das der Grund, weshalb du schreibst, damit du allem eine Auflösung geben kannst, weißt du? Damit du zu einem Schluss kommen kannst.«
    »Ich weiß, was ich hier habe«, sagte ich. »Und du weißt, dass ich immer verliebt in dich war.«
    »Schon, aber das ist nicht genug. Ich liebe dich, aber ich blicke nach vorn, nicht nach hinten.« Sie beugte sich vor und zog die Knie an die Brust. »Du hast es schon einmal vermasselt. Na ja, das passiert. Man lernt, was man lernen muss, kratzt sich den Dreck von den Schuhen und sieht zu, dass man weiterkommt. Wenn du das nicht kannst, dann wirst du nie die Chance haben, dein Leben so zu leben, wie du es willst.«
    »Ich stand unter starkem Medikamenteneinfluss«, bemerkte ich.
    »Blödsinn, Ben«, sagte sie. »Scheidung heißt, dass du für immer verändert worden bist, und das ist es, was dir Angst macht. Aber ohne Veränderung gibt es auch keine Zukunft für dich. Für uns. Daher muss ich dich dazu bringen, dass du endlich anfängst, dich mit bestimmten Dingen abzufinden. Dass du anfängst, nach vorn zu blicken.«
    Die guten alten Zeiten waren nicht immer gut
, dachte ich im Stillen.
Und morgen wird auch nicht so schlimm, wie es scheint
. Ich dachte eine Zeit lang darüber nach, und dann darüber, wie sinnvoll es wohl war, in Liedtexten nach Richtlinien zu suchen, und dann kletterte ich auf den Felsen, um mich zu ihr zu setzen, mit Blick auf den See. Meine Finger fanden einen kleinen Kieselstein, und ich warf ihn in den See.
Plopp.
Es kam ein zweites
Plopp
zur Antwort, als Lindsey einen Stein warf, und auf diese Weise besiegelten wir unseren Pakt. Ich lehnte mich gegen sie, und sie glitt mit den Lippen über meine Stirn.
    Ich sah unseren Atem, der sich vor uns formte und mischte, ein schwacher weißer Dampf in der kühlen Morgenluft. Es war noch nicht kalt, aber das Wetter schlug allmählich um. Der See lag völlig still unter dem grauen Himmel, seine Strömung war nicht erkennbar, als spürte er ebenfalls das Herannahen eines neuen Winters und stellte sich bereits aufs Zufrieren ein. Auf einmal setzte ichmich aufrecht hin und blickte über den See. »Die Gänse sind verschwunden«, sagte ich.
    Lindsey lächelte mich an und drückte meinen Arm. »Sie werden wiederkommen«, flüsterte sie. Wir saßen noch eine Weile schweigend da, sahen auf den See hinaus und wurden zusammen ein klein wenig älter.

31

    W ir saßen noch immer auf dem Felsen, als Chuck etwas später angestürmt kam, gefolgt von einer wutschnaubenden Alison. Sie hatten sich noch immer heftig in der Wolle. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du auf einmal aussteigst«, sagte Alison, während sie hinter ihm hereilte.
    »Ich bin es nicht, der aussteigt«, brüllte Chuck über die Schulter. »Jack war es, der sich abgeseilt hat.« Er schritt entschlossen zu uns herüber und sagte: »Wir müssen reden.«
    »Wir können nicht einfach abreisen«, protestierte Alison. »Wir müssen irgendetwas tun.«
    »Es gibt nichts, was wir tun könnten«, gab Chuck zurück.
    Alisons Gesicht war vor Zorn gerötet, als sie auf uns zukam. »Seid ihr etwa alle dieser Ansicht?«, fragte sie, etwas außer Puste, nachdem sie Chuck bis zum See hinterhergerannt war. »Meint ihr alle, wir sollten einfach nach Hause fahren?«
    Chuck warf mir einen durchdringenden Blick zu, und ich wusste, dass ich ihn nicht hängen lassen konnte. »Er ist gegangen, Alison«, sagte ich langsam. »Wo immer er jetzt sein mag, wir haben es nicht mehr unter Kontrolle. Er wollte sich schon vorher nicht von uns helfen lassen. Selbst wenn wir ihn jetzt finden könnten, wie kommst du auf die Idee, dass er sich diesmal von uns helfen lassen würde?«
    »Wovon redest du überhaupt?«, sagte Alison. »Er braucht uns.« Sie sah Lindsey und mich an, mit gleichzeitig anklagenden und flehenden Augen.
    »Ich denke, wir sollten die Optionen einmal offen darlegen«, sagteLindsey leise. »Ich meine, im Augenblick denkt keiner von uns besonders klar.«
    »Ich denke völlig klar«, widersprach Chuck, wobei er etwas lauter wurde. »Und ich muss diese Sache nicht in einem Komitee entscheiden. Ich fahre nach Hause. Jack ist gegangen. Entweder hat er irgendwo ein Telefon gefunden und Seward angerufen, damit er ihn abholt, oder er ist wieder high, oder …« Seine Stimme verlor sich.
    »Oder was?«, fragte Alison herausfordernd.
    »Oder er ist

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