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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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tot«, half Lindsey Chuck aus der Patsche.
    »Ich habe heute Morgen das hiesige Krankenhaus angerufen«, berichtete Chuck. »Seit gestern Abend wurde niemand eingeliefert, und es ist auch niemand auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Darüber hinaus wüsste ich nicht, was irgendeiner von uns jetzt noch tun könnte.«
    »Wir könnten uns an die Polizei wenden«, sagte Alison. »Wenn wir ihnen erzählen, was passiert ist, werden sie uns helfen, ihn zu suchen.«
    »Wer? Dieser durchgeknallte Deputy? Ja, der wird uns mit Sicherheit eine große Hilfe sein.«
    »Wir könnten uns an den Sheriff oder an die bundesstaatliche Polizei wenden.«
    Chuck schnitt eine Grimasse. »Na großartig! Verpfusch dir dein Leben wegen Jack gleich noch ein bisschen mehr. Das ist doch sowieso schon ein schlechter Scherz! Aber ich werde mich dir nicht anschließen. Ich wollte schon vor zwei Tagen abreisen, aber dann hatte Ben seinen Unfall, daher bin ich noch ein bisschen geblieben. Seinetwegen, nicht wegen Jack. Ich habe mir in einer entscheidenden chirurgischen Ausbildungsphase eine Woche freigenommen. Wenn ich noch mehr verpasse, kann ich meine Verpflichtungen nicht erfüllen, und dann muss ich bis zum Frühjahr warten, um wieder von vorn anzufangen. Ich werde mindestens ein halbes Jahr verlieren, und wozu? Es ist eine Sache, für jemanden den Kopf hinzuhalten,wenn es dem Betreffenden tatsächlich etwas nützt. Aber im Augenblick tun wir uns nur selbst unnötig weh. Mein Gott, Ben hätte ums Leben kommen können.« Er hielt einen Augenblick inne und sah kurz zu mir hinüber, bevor er sich wieder Alison zuwandte. »Und Jack hätte um ein Haar dieses Haus mit uns allen abgefackelt, falls du das vergessen hast. Und währenddessen hab ich nicht ein einziges Mal daran gedacht, abzuhauen, weil ich immer noch glaubte, wir könnten ihm helfen. Aber jetzt schnüffelt die Polizei hier herum, und ich denke, das ist unser Stichwort, um verdammt noch mal von hier zu verschwinden … Jack ist aus freien Stücken gegangen, und damit hat sich die Sache erledigt. Es ist an der Zeit, dass er selbst die Verantwortung für sein Tun übernimmt. Wir sind hier fertig, Alison. Es war ein edles Bemühen, und es hat nicht geklappt. Es war in dem Augenblick vorbei, in dem er aus dieser Tür spaziert ist, und du bist die Einzige, die das noch nicht weiß.«
    Alison sah ihm jetzt genau ins Gesicht. Ihre Augen hatten sich zu zwei verächtlichen Schlitzen verengt. »Dann fahr doch nach Hause, Chuck. Kümmer dich um dich selbst. Das kannst du doch sowieso am besten.« Ihre Schmährede war fast wortwörtlich das, was Luke zu Han Solo sagt, kurz vor dem Angriff der Rebellen auf den Todesstern, aber ich verkniff es mir, sie auf diesen Punkt hinzuweisen.
    »Du durchgeknalltes Miststück«, zischte Chuck leise.
    »Chuck!«, schrie Lindsey überrascht.
    »Nein!«, brüllte er zurück. »Wir schleichen hier alle auf Zehenspitzen herum, und ich mach das jetzt einfach nicht mehr mit. Ich mache mir Sorgen um dich, Alison. Ich weiß, du glaubst, das stimmt nicht, aber es ist so. Und deswegen sage ich dir das alles. Du liebst Jack nicht, du bist abhängig von ihm. Oder davon, eine Märtyrerin für ihn zu sein, ich weiß es nicht, aber es ist nicht gesund. Du kannst ja nicht einmal den Schaden erkennen, den das bei dir selbst anrichtet. Bei uns allen.«
    »Versuch bloß nicht, mir zu erzählen, wie ich mich fühle!«, fauchteAlison ihn an. »Was zum Teufel weißt du denn schon davon? Du hast doch noch nie irgendjemand anders geliebt als dich selbst.«
    Er wollte schon etwas erwidern, doch dann schüttelte er lediglich den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er sich umwandte und zurück in Richtung Haus ging. »Scheiß drauf«, sagte er. »Ich verschwinde von hier.«
    Ich stand auf. Panik machte sich allmählich in meiner Magengegend breit. Irgendetwas passierte hier mit uns allen, bog sich unter all der Anspannung und Feindseligkeit, und ich hatte das ungute Gefühl, dass es, wenn es einrastete, irreparablen Schaden nehmen würde. Die Grenzen wurden gezogen, und die Seiten, auf denen wir landen würden, könnten uns für immer trennen. »Chuck!«, rief ich ihm nach. »Warte einen Augenblick.« Er runzelte die Stirn, aber er blieb stehen, wo er war.
    »Lass ihn gehen«, sagte Alison. »Er hat seine Prioritäten deutlich gemacht.«
    »Alison«, wandte ich mich zu ihr um, wobei ich mich bemühte, mit leiser, fester Stimme zu sprechen. »Das ist nicht fair. Er hatte

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