Zeit für Plan B
gesprochen?«, fragte er skeptisch.
»Dem Regisseur«, kam ich ihm zu Hilfe. Er sah zu Jack hinüber und zog ungläubig die Augenbrauen hoch, als würden wir uns vielleicht einen Spaß mit ihm erlauben, aber Jack nickte leise.
Seward wandte sich nun mit voller Aufmerksamkeit mir zu. »Sie haben mit Luther Cain gesprochen«, wiederholte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie viel Schaden Sie damit angerichtet haben? Was zum Teufel glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Jack«, wandte er sich wieder an Jack. »Hast du davon gewusst?«
»Ja«, sagte Jack.
»Natürlich hat er davon gewusst«, sagte ich. »Hören Sie, es mussten Absprachen getroffen werden.«
»Absprachen?«, brüllte Seward ungläubig. »Absprachen! Wer zum Teufel sind Sie eigentlich? Ich bin Jacks Agent, und ich treffe die verdammten Absprachen.«
»Sie waren nicht hier«, bemerkte ich.
Seward machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber das Einzige, was er hervorbrachte, war ein ungläubiges Keuchen, und er ballte sogar frustriert die Hände zusammen. Mir fiel auf, dass eine Vene an seiner Schläfe beängstigend stark pochte, und ich fragte mich einen Augenblick lang, ob er wohl viel rotes Fleisch zu sich nahm. »Wenn Sie Luther Cain angerufen und ihm Scherereien gemacht haben, dann haben Sie Jack vielleicht in eine sehr üble Lage gebracht.«
»Ich fand, ich war ganz gut«, sagte ich.
Seward holte einmal tief Luft und atmete in seine Hände aus. Als er aufsah, hatte er ein neues, gekünsteltes Lächeln im Gesicht kleben, das in Anbetracht seines Wutanfalls von eben doppelt lächerlich wirkte, die Art Lächeln, die oft Anfällen psychotischer Gewalt vorausgeht. »Hören Sie«, sagte er, wobei er sich mit zitternden Fingern durch sein klebriges Haar fuhr und sie sich dann an der Hose abwischte. »Ich bin sicher, Sie dachten, Sie würden Jack einfach nur aus der Patsche helfen, aber Sie müssen begreifen, es gibt da komplizierte Verträge, die jetzt durchgearbeitet werden müssen, Verpflichtungen, die auf die eine oder andere Weise erfüllt werden müssen, und Sie können unmöglich jetzt anfangen, sich da hindurchzukämpfen. Aber trotzdem«, wandte er sich nun wieder an Jack, »ich bin sicher, wenn wir uns mit Cain zusammensetzen, werden wir das alles klären können. Er ist ein aufrechter Typ, und er und ich, wir kennen uns schon lange. Wir werden uns heute Nachmittag in ein Flugzeug setzen, und bis morgen werde ich eine Besprechung anberaumt haben …«
»Jack, du kannst heute nicht zurück nach L. A. fliegen«, sagte ich. »Du hast heute Abend um sieben eine Besprechung.«
»O verdammt noch mal, würden Sie mir jetzt bitte nicht mit diesem Scheiß kommen!«, schrie Seward mich an. Hysterie schwang jetzt in seiner Stimme mit. »Sie sind uns hier keine Hilfe. Haben Sie das begriffen?«
»Nein«, sagte Jack. »Ich habe heute Abend wirklich eine Besprechung.«
»Jack, mit wem solltest du denn heute Abend hier eine Besprechung haben? Ich weiß ja nicht, was dir diese Leute erzählt haben, aber …
»Wir haben eine Besprechung mit Cain und Schiller«, sagte ich. Inzwischen amüsierte ich mich köstlich.
Seward sah mich an, als hätte er eben einen Schlag in die Magengrube bekommen. »Luther Cain kommt hierher?«, fragte er leise. Ich nickte, aber er hatte sich bereits von mir abgewandt und ließ sich neben Jack aufs Sofa plumpsen, wo er stur vor sich hinstarrte, ins Leere. »Jack?«, sagte er leise, ohne ihn anzusehen.
»Ja?«, erwiderte Jack, der ebenfalls vor sich hinstarrte. »Luther Cain und Craig Schiller kommen hierher?«
»Ja.«
Seward nickte, als hätte er Jack eben nur nach der Uhrzeit gefragt. »Was ist los, Jack?«
Jack wandte sich zu Seward um, der immer noch vor sich hinstarrte. »Ich glaube nicht, dass wir unsere Geschäftsbeziehung einfach so fortsetzen können, Paul.« Die Tatsache, dass Jack seinen Agenten mit dem Vornamen anredete, aber auch der sanfte Tonfall in seiner Stimme führten mir deutlich vor Augen, wie schwer dieser Moment für Jack tatsächlich war. Er hatte fast zehn Jahre mit Seward zusammengearbeitet, und sie hatten gemeinsam stratosphärische Erfolge gefeiert. Dann war Jack irgendwann abhängig geworden, und wenn er seine Drogen wollte, hatte Seward sie ihm beschafft, genau, wie er ihm alles andere beschaffte, worum Jack bat. Es war Sewards Job, dafür zu sorgen, dass Jack immer glücklich war, und diesenJob hatte er gut gemacht, aber letztendlich zu gut, und dafür wurde
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