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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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kurzen Augen blick unter der Jalousie hindurch, wobei er achtgab, dass sein Gesicht nicht zu erkennen war, und stieß einen leisen Pfiff aus. »In diesen Kleinstädten sprechen sich Neuigkeiten auf jeden Fall schnell herum.«
    »Erst recht, wenn die Fernsehsender genau vor deiner Haustür ihr Lager aufschlagen«, sagte ich.
    »O Mann«, sagte Chuck, der eine Gruppe junger Mädchen beobachtete, die Poster von Jack hochhielten. »Du wirst bestimmt überall flachgelegt, wohin du auch gehst.«
    »Ja, na ja, wie du meinst«, sagte Jack geistesabwesend.
    »Hey«, rief Lindsey. Sie und Alison saßen immer noch vor dem Fernseher. »Seward ist im Fernsehen.«
    Wir alle wandten uns um und sahen Seward, der draußen in einem schwarzen Anzug und mit einer blauroten Krawatte an ein paar Reportern vorbeiging, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Schweißtropfen standen unter seinem perfekt mit Gel zurückgestrichenen Haar, vermutlich aufgrund der Tatsache, dass er seinen Wagen stehen lassen und die letzte Meile zu Fuß gehen musste, und die Augenbrauen hatte er zornig zusammengezogen, was vermutlich angeboren war. Er strahlte eine nervöse Arroganz aus, und er hatte das wettergegerbte gute Aussehen eines Ex-Athleten, bis auf die Augen, die für sein Gesicht allzu klein und dunkel zu sein schienen. »Wir sind alle erleichtert, dass mit Jack alles in Ordnung ist«, beantwortete er eine Frage, die man nicht gehört hatte. »Darüber hinaus habe ich keinen Kommentar abzugeben.«
    »Haben Sie Jack Shaw schon gesehen, seit er zurückgekehrt ist?«, rief irgendjemand. »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Ja«, log Seward. »Ich habe gestern kurz mit ihm gesprochen.« Er blieb abrupt stehen. »Leute«, wandte er sich herablassend an dieMedien, »ich werde jetzt dort reingehen, um mit Jack zu sprechen. Ich hoffe, dass ich Ihnen danach mehr sagen kann. Im Augenblick möchte ich Sie jedoch bitten, mir den Weg frei zu machen.« Mit diesen Worten schritt er auf die Barrikade zu, wo ein Polizist der bundestaatlichen Polizei ihn anhielt. Der Polizist sprach mit Seward, der zornig dreinblickte und begann, wild mit den Händen zu gestikulieren, bis sich ein zweiter Polizist in das Gespräch einschaltete, gefolgt von Sheriff Sullivan. Seward drückte einen zornigen Finger auf Sullivans Brust, aber Sullivan schien unbeeindruckt.
    »Wir können ihn eigentlich auch ins Haus lassen«, sagte Jack unsicher. »Ich meine, früher oder später werde ich mich sowieso mit ihm befassen müssen.«
    »Nein, das wirst du nicht«, erwiderte Alison. »Du musst ihn niemals wieder sehen. Er braucht dich, du brauchst ihn nicht.«
    »Ganz so läuft das nicht«, widersprach Jack. »Wir haben Verträge. Er ist ein Spieler. Ich kann ihn nicht einfach auflaufen lassen.«
    »Lassen wir ihn rein«, entschied ich. »Was kann er denn schon Schlimmes anrichten?« Ich stand auf und machte die Haustür auf, und ein deutliches »Ooooh« war zu vernehmen, bevor die Menge ehrfürchtig verstummte. Auf einmal war mir überdeutlich bewusst, dass ich live im Fernsehen war. Die Reporter begannen, mir Fragen zuzubrüllen, aber sie standen zu weit entfernt, als dass ich sie hätte verstehen können. Trotzdem, ich wusste, dass sämtliche Kameras auf mich zoomten, und viele von ihnen befanden sich inmitten einer Live-Übertragung, daher lächelte ich nur und machte ein paar Friedenszeichen, wobei ich mir wie ein Idiot vorkam. Wenn man nicht jeden Tag vor der Kamera steht, dann hat man keinen blassen Schimmer, wie man sich verhalten soll, und dann sieht man einfach aus wie ein Holzkopf. Ich rief Sheriff Sullivan, der sich zu mir umwandte, und deutete auf Seward.
    »Ist er okay?«, fragte Sullivan.
    »Nein, er ist ein Idiot, aber er kann raufkommen«, rief ich zurück, in der Hoffnung, dass die Kameras das mitbekommen hatten.
    Seward stürmte mit entschlossenen Schritten an den Polizisten vorbei und den Rasen hoch. Irgendjemand in der Menge begann, »Wir wollen Jack« zu skandieren, und binnen Sekunden schrie und pfiff die ganze Menge, leicht einige hundert Leute, nach Jack. Ich nickte Sullivan zu, der mir ein sarkastisches halbes Grinsen schenkte, als wollte er sagen, seine schlimmsten Befürchtungen hätten sich bewahrheitet. Ich denke, damit hatte er nicht ganz unrecht, wenn man sich überlegte, wie wir seine Stadt in einen Zirkus verwandelt hatten. Er gab uns die Schuld an den Menschenmassen, an der gesperrten Straße, an der Demütigung, die es für ihn bedeutete, die

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