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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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redigiert.«
    »Ganz recht«, stimmte ich zu. »Das sicher nicht.«
    »Aber was …«, begann er in gelassenem Ton, hielt jedoch inne. Eine Ahnung begann in ihm aufzusteigen, die ihm offenbar gar nicht behagte. »Sie …«, sagte er dann, »Sie sind doch nicht etwa …«
    Bevor ich mich dazu äußern konnte, war er verschwunden.

 
40.
     
    Der menschliche Verstand ist ein Schema, weiter nichts. Das erste Aufflackern der Bewußtheit im sich entwickelnden Vorderhirn des Australopithecus besaß dieses Schema in der Embryonalform. Und während all der Jahrtausende, in denen der Neuralapparat des Menschen an Potenz und Komplexität wuchs, in denen er in geometrisch zunehmendem Maße seine Umwelt zu beherrschen lernte, hat sich dieses Schema niemals verändert.
    Der Mensch klammert sich an seine Ich-Bezogenheit; für ihn ist sie das psychologische Zentrum des Universums. Innerhalb ihres Rahmens stellt er sich jeder Herausforderung, erträgt er jeden Verlust, übersteht er jede Not – solange die Struktur intakt bleibt.
    Ohne sie jedoch treibt er in einer weglosen Unendlichkeit, fehlt ihm ein Maßstab, an dem er sein Streben und Trachten, seine Niederlagen, seine Siege messen kann.
    Selbst wenn sein Intellekt ihm sagt, daß die Struktur ein Produkt seines Gehirns ist, daß die Unendlichkeit keinen Maßstab, und die Ewigkeit keine Dauer kennt – selbst dann klammerte er sich an dieses Ich-Nicht-Ich-Konzept wie sich ein Philosoph an das Leben klammert, von dem er genau weiß, daß es enden muß, an Ideale, die er als ephemer erkennt, an Motive, die, wie er weiß, vergessen werden.
    Der Mann in Rot war das Produkt einer mächtigen Kultur, deren Existenz fünfzigtausend Jahre später lag als die Nexx-Zentrale, die selbst erst zehn Jahrtausende nach den ersten Erforschern der Alten Ära auftrat. Er wußte, wußte es mit der ganzen Klarheit seiner hervorragend trainierten Intelligenz, daß die Existenz einer Aktionszentrale einer noch späteren Ära sein so gefestigtes Bild des Kontinuums und die Rolle, die sein Volk darin spielte, auf ewig ungültig machen würde.
    Doch wie eine Maus die Flucht ergreift, bevor die Katze zuspringt, war seine erste, instinktive Reaktion auf diese Bedrohung seiner heißgeliebten Illusion die Flucht zur Erde.
    Ich mußte ihm folgen.
     

 
41.
     
    Bedauernd legte ich Schicht um Schicht hemmender Konditionierung ab und spürte immer höhere Bewußtheitsstufen über mich hereinbrechen, als wären es Felsbrocken aus einem Steinschlag. Vor meinen Augen verwandelte sich die begeisternde Präzision dieses Raumes der Nexx-Zentrale in jenen schäbigen Notbehelf, der er im Grunde ja auch war, veränderten sich die glitzernden, komplizierten Apparaturen, bis sie so primitiv waren wie die Lehmbilder eines Flußmenschen oder der blanke Flitter im Nest einer Elster. Ich spürte, wie sich das Universum um mich herum entfaltete, spürte den vielschichtigen Planeten zu meinen Füßen, spürte den sich weitenden Weltraum, spürte den Bogen der Sonnen in ihrer Umlaufbahn, erkannte den Rhythmus der galaktischen Schöpfung und Auflösung wieder, erfaßte und hielt mit meinem Verstand die ineinandergreifenden Konzeptualisationen Zeit-Raum, Vergangenheit-Zukunft, Ist-Ist-nicht.
    »Und ihr … ihr Maschinen?« Er mußte sich zwingen, das Wort auszusprechen. »Wie lange?«
    »Ich wurde vierhundert Millionen Jahre nach der Finalen Ära von einem terrestrischen Punkt ausgeschickt. Meine Existenz umfaßt eine Zeitdauer, deren Bedeutung Sie nicht erfassen können.«
    »Aber – warum? Oder …« Hoffnung leuchtete auf seinem Gesicht wie ein Suchscheinwerfer auf dunklem Wasser.
    »Die Wahrscheinlichkeitsmatrix ist noch nicht negativ gelöst«, sagte ich. »Unsere Arbeit gilt einer positiven Lösung.«
    »Aber Sie – eine Maschine –, Sie arbeiten immer noch weiter, Äonen nach dem Aussterben des Menschen … Warum?«
    »In uns überlebt der Traum des Menschen seine Rasse. Wir versuchen den Träumer wiederzuerwecken.«
    »Aber warum?«
    »Weil wir berechnet haben, daß der Mensch es so gewünscht hätte.«
    Er stieß ein gräßliches Lachen aus.
    »Na schön, Maschine. Mit diesem tröstlichen Gedanken kehre ich in die Vergessenheit zurück. Ich werde alles tun, was ich kann, um euch bei euren aussichtslosen Bemühungen zu helfen.«
    Diesmal ließ ich ihn gehen. Sekundenlang noch blieb ich auf dem luftigen Brückenbogen stehen, genoß zum letztenmal das Gefühl meiner Körperlichkeit und sog einen tiefen Atemzug der Luft

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