Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
jenes unvorstellbar weit zurückliegenden Zeitalters ein.
    Dann begab ich mich an meinen Ursprungspunkt.

 
42.
     
    Der Ober-Intellekt, von dem ich ein Teil war, empfing mich. Auf mich, der ich soeben erst aus einem körperlichen Zustand zurückgekehrt war, wirkten seine Denkimpulse wie eine tiefe Stimme, die durch eine weite Empfangshalle dröhnt.
    »Das Experiment war ein Erfolg«, stellte er fest. »Der Zeitstamm ist vom Unrat befreit worden. Der Mensch steht am Ende der Ersten Ära. Alles andere ist ausgelöscht. Nun hält er seine Zukunft selbst in Händen.«
    Ich hörte ihn und verstand. Der Auftrag war erledigt.
    Nichts, überhaupt nichts brauchte mehr gesagt, keinerlei Daten brauchten ausgetauscht zu werden. Es gab keinen Grund, den zum Untergang bestimmten Errungenschaften der zahlreichen Menschheitsepochen nachzutrauern.
    Wir hatten den entropischen Hauptstrom in eine Vergangenheit zurückverlegt, in der das Zeitreisen niemals erfunden worden war, in der die Grundgesetze der Natur es auf immer unmöglich machten. Der Weltstaat der Dritten Ära, das Nexx-Gehirn, das Sternenimperium der Fünften Ära, die kosmische Skulptur der Sechsten – alles verschwunden, abgeschoben auf Nebengleise, wie vor ihnen der Neandertaler und die Donnerechse. Lediglich die Alte Ära blieb als entwicklungsfähiger Stamm: der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts, der Mensch der Eisenzeit.
    »Woher wissen wir, wie können wir sicher sein, daß unsere Arbeit nicht ebenso sinnlos ist wie die aller anderen Epochen?« fragte ich.
    »Wir unterscheiden uns insofern von unseren Vorgängern, als wir allein willens waren, unsere eigene Vernichtung als unabdingbare Begleiterscheinung unseres Erfolgs zu akzeptieren.«
    »Weil wir eine Maschine sind«, ergänzte ich. »Aber die Kargs waren ebenfalls Maschinen.«
    »Sie standen ihrem Schöpfer zu nahe, waren zu menschlich. Sie träumten davon, das Leben, das ihnen der Mensch geschenkt hatte, zu genießen. Du/ich jedoch, wir sind die ultimate Maschine: das Produkt einer mechanischen Evolution von Megamilennien, ohne menschliche Gefühle.«
    Ich hatte plötzlich das Bedürfnis zu einer Aussprache, das Bedürfnis, über die Strategie dieser Jagd zu diskutieren, angefangen von der allerersten Ahnung, die mich veranlaßt hatte, mein Opfer, den schwarz gekleideten Vollstrecker, laufen zu lassen und mich statt dessen auf den Karg zu konzentrieren, bis zu dem letzten Duell mit dem Super-Karg, in dem die hilflose Mellia der Bauer war, der geopfert wurde, damit der Maschinenmensch einen zu hohen Einsatz wagte.
    Doch all diese Dinge waren vorbei, waren Vergangenheit.
    Nein, nicht einmal das: Die Nexx-Zentrale, die Kargs, der Dinosaurier-Strand waren ausgelöscht worden. Nachrufe in Gestalt von Reminiszenzen waren etwas für Menschen, die Lob und Ermutigung brauchten.
    »Chef«, sagte ich, »Sie waren ein großartiger Kumpel. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.«
    Ich spürte eine Regung, die, wäre sie von einem lebendigen Verstand ausgegangen, leichte Belustigung gewesen wäre.
    »Du hast unserem Projekt gut und in den verschiedensten Verkörperungen gedient«, sagte er. »Ich spüre, daß du dir die Natur des frühen Menschen in einem Grad angeeignet hast, die über das hinausgeht, was ich der Kapazität einer Maschine zutraute.«
    »Es ist eine merkwürdige, begrenzte Existenz«, gab ich zurück. »Mit nur einem winzigen Bruchteil der vollen Bewußtheitsskala. Doch während ich sie erlebte, fand ich sie auf eine Art und Weise vollkommen, wie wir sie, trotz unseres ungeheuren Wissens, niemals erleben könnten.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sprach er seine letzten, an mich gerichteten Worte: »Als getreuer Agent hast du dir eine Belohnung verdient. Vielleicht ist sie wegen ihrer Sinnlosigkeit um so süßer.«
    Ein unvermitteltes Gefühl der Expansion – des Schrumpfens – des Zerschmetterns …
    Dann – nichts.

 
43.
     
    Aus dem Nichts kam ein winziger Schimmer Licht. Er wuchs, wurde kräftiger, verwandelte sich in eine Glaskugel oben auf einem grün gestrichenen, gußeisernen Laternenpfahl, der auf einem nicht besonders grünen Grasstreifen stand. Das Licht beschien dunkles Gebüsch, eine Bank, einen Papierkorb aus Eisendraht.
    Ich stand auf dem Gehweg; mir war schwindlig. Ein Mann kam den Gehweg entlang, schritt eilig durch den Lichtkreis und verschwand wieder im Schatten. Es war ein großer, schlanker, geschmeidiger Mann in dunkler Hose, weißem Hemd, ohne Krawatte. Ich

Weitere Kostenlose Bücher