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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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erkannte ihn sofort: Es war ich. Und ich war wieder daheim in Buffalo, im Staat New York, im August 1936.
    Mein anders Ich trat von dem Betonweg herunter in den tiefen Schatten. Ich erinnerte mich deutlich an diesen Augenblick: In wenigen Sekunden würde ich den Code gegen die Backenzähne tippen und verschwinden, nach Dinosaurier-Strand, in jenen endlosen Zeitkreis, oder ins Nichts, je nach der philosophischen Einstellung zu eliminierten Phasen der Geschichte.
    Und zu Hause wartete Lisa auf mich – vor dem Kamin, bei leiser Musik.
    Ich hörte das gedämpfte Geräusch implodierender Luft. Er war fort. Vielleicht wäre es gut gewesen, ihm vor seinem Verschwinden zu sagen, daß die Dinge nicht so schwarz waren, wie sie wirkten, daß unsere Partei immer noch ein paar Trümpfe in der Hand hatte. Aber es wäre unklug gewesen, jetzt mit der Struktur der unrealisierten Zukunft aus sentimentalen Gründen herumzuspielen. Ich drehte mich um und ging mit schnellen Schritten in Richtung Zuhause davon.
    Ich war ungefähr einen Block von unserem Haus entfernt, da sah ich den Mann in Schwarz. Er überquerte ungefähr zwanzig Meter weiter vorn in selbstbewußter Haltung die Straße, als wäre er an einem schönen Sommerabend unterwegs zu einem erfreulichen Rendezvous.
    Ich hielt mich im Schatten und folgte ihm – zu meinem eigenen Haus. Er trat durch die Gartenpforte und schlenderte den Plattenweg entlang, stieg die Treppe hinauf, drückte auf die Klingel und wartete.
    Jeden Augenblick mußte Lisa die Tür öffnen. Ich hörte schon, was er sagen würde: »Mrs. Kelly … ich muß Ihnen leider mitteilen, daß es einen kleinen Unfall gegeben hat. Ihr Mann … Nein, nein, nichts Ernstes! Doch wenn Sie bitte mitkommen würden … Mein Wagen steht gleich gegenüber …«
    Und sie würde mit ihm zum Gartentor gehen, den Wagen besteigen – und aus Buffalo, aus dem Jahr 1936, aus dieser Welt verschwinden. Die Techniker der Finalen Autorität würden an ihr eine Gehirnwäsche vornehmen, sie Mellia Gayl taufen und an einen gottverlassenen Ort schicken, um dort auf einen Trottel namens Ravel zu warten, der eines Tages auftauchen und ihren Tod herbeiführen würde.
    Lautlos schlich ich durch den Vorgarten und die Treppe hinauf. Oben machte ich gerade genug Geräusche, daß er herumfuhr und mit einer Hand nach seiner Waffe griff. Ich wartete, bis er sie hatte, dann schlug ich sie ihm in hohem Bogen aus der Hand, wobei ich ihm offenbar Schmerz zufügte. Er stieß einen Laut aus, der wie reißende Seide klang, trat einen Schritt zur Seite und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer.
    »Verschwinde, Schwarzrock!« sagte ich. »Und vergiß auf dem Weg hinaus nicht dein Schießeisen. Ich möchte nicht, daß der Hund von nebenan es findet und seinem Herrchen bringt. Die Leute könnten anfangen, über uns zu klatschen.«
    Er drückte sich an mir vorbei die Treppe hinunter und verschwand in der Nacht. Sekundenlang hatte ich das Gefühl, daß mit ihm noch etwas anderes verschwunden war – irgendeine Belastung, die mich bedrückt hatte. Mir war, als hätte ich etwas vergessen; flüchtige Bilder fremdartiger Szenerien schossen mir durch den Kopf: ein dunkler Hügel, ein Ort, an dem gigantische Maschinen dröhnten, ein Strand mit Dinosauriern. Dann war auch das verschwunden.
    Ich rieb mir den Kopf, aber nicht, um mein Gedächtnis anzuregen. Was immer es war, was ich vergessen hatte – es konnte nicht besonders wichtig gewesen sein –, jedenfalls nicht so wichtig wie die Tatsache, daß ich an einem solchen Abend am Leben war.
    Dann öffnete sich die Tür, und Lisa war da.

 
44.
     
    Mitten in der Nacht wachte ich auf; im Halbschlaf spürte ich die Gedanken der großen Maschine, die über das Ende des langen Dramas ihrer Existenz nachdachte. Und sekundenlang trauerten er und ich, trauerten wir beide dem Untergang eines Dinges nach, das unaussprechlich schön und unwiederbringlich verloren war.
    Dann kam der Zeitpunkt für jenen Akt der Willenskraft des Super-Intellektes, der es in die primordialen Energiequanten, aus denen es entstanden war, auflösen würde. Zuvor jedoch, nur einen Augenblick zuvor noch eine letzte menschliche Geste – an die Zukunft, die kommen, und an die Vergangenheit, die nicht gewesen sein würde. An die unendliche Leere sandten ich/wir eine letzte Botschaft:
    »Leb wohl.«
     
    ENDE
     

 
    Als nächstes TERRA-Taschenbuch erscheint:
     
    DIE GESICHTER
    DER ZUKUNFT
    von Sam Moskowitz
     
    Der absolute Trip – zu

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