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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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auf.
    »Wenn du dich also verwandeln willst, musst du dir echtes Alligatorblut besorgen.«
    »Was bin ich doch für ein Glückspilz, Lenny. Ich habe nämlich welches hier. In den letzten Monaten habe ich so einiges angeschafft. Dein Weston hat in seinen Labors einen schönen Vorrat. Entschuldige mich einen Augenblick.« Er verließ den Raum und mir wurde bewusst, was ich angerichtet hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihn der Versuch umbringen würde, aber es war offensichtlich, dass er als Nächstes mein Blut wollte. Ich hatte meine Geschichte nicht zu Ende gedacht, weil ich zu sehr damit beschäftigt gewesen war, mich zu retten und ihn auszutricksen. Jetzt hatte ich ihm auch noch den Grund geliefert, mich umzubringen.
    Mir entfuhr ein tiefer Seufzer. Ich versuchte verzweifelt, mich zusammenzureißen, und betete um mehr Zeit. Doch da kam Andy auch schon mit einer Spritze zurück, und vom Beten verlegte ich mich aufs Verhandeln. »Was hast du damit vor?«, fragte ich. Er antwortete nicht. »Du bist doch schon gealtert«, fügte ich hinzu und wünschte mir sofort, den Mund gehalten zu haben. Das war kein guter Anfang. Doch der erwartete Schlag blieb aus, und er kicherte.
    »Ach, mir reicht es, wenn ich so bleibe, wie ich bin. Aber um mich geht es hier gar nicht. Weißt du, ich habe einen Enkel. Sein Vater ist im Dienst dieser undankbaren Regierung gefallen, und seine Mutter einige Jahre vorher an Krebs gestorben. Er ist alles, was ich noch habe. Er ist ungefähr in deinem Alter und zieht bereits großen Nutzen aus den Extrakten. Er wird sich sehr darüber freuen, der neue Wes zu sein.«
    »Der neue Wes?«
    »Oh, dein Wes wird sterben, gleich nach dir.«
    Jetzt war ich richtig sauer. »Los, mach schon!«
    »Aber, aber, Lenny. Nun mal ganz langsam. Du kommst schon noch dran.« Er kramte in einer Arzttasche und nahm einen Alkoholtupfer heraus. Dann schob er meinen Ärmel zurück und suchte nach einer Vene. Ich schloss die Augen und machte eine Faust. »Wie ich sehe, hast du Erfahrung damit«, deutete er mein Verhalten völlig falsch.
    In diesem Moment musste ich an Wes denken. Ich wollte mit ihm zusammen sein und bereute es unendlich, mich auf solch dämliche Weise in diese Situation gebracht zu haben. Ich wünschte mir nur noch, dass Andy bekam, was er wollte, und mich in Ruhe ließ. Als er meinen Arm zur Blutabnahme vorbereitete, zuckte ich kurz vor Schmerz zusammen. Er setzte die Nadel sorgfältig an und nahm mein Blut ab. »Wie viel brauche ich?«, fragte er.
    Ich zuckte mit den Schultern und bemühte mich um eine schnelle Antwort. »Nicht viel, nur ein bisschen.« Ich spürte seine Zweifel. »Es ist nicht so leicht, das Blut in die Vene zu spritzen. Aber du brauchst nicht viel. Du wirst schon sehen.« Er nahm mehr Blut ab, als er benötigen würde, und packte dann seine Sachen zusammen.
    »Du wirst jetzt hübsch hierbleiben. Ich bin bald wieder da. Erst mal muss ich jetzt jemanden finden, an dem ich das austesten kann, für den Fall, dass du gelogen hast.« Wenn er das tat, war ich zweifelsohne ebenso erledigt wie ein weiteres unschuldiges Opfer. Ich musste ihn aufhalten.
    »Wenn du das machst, kannst du diese Person nicht mehr töten, weil sie unbesiegbar sein wird.«
    Mein Einwand zeigte Wirkung, denn er drehte sich zu mir um. »Was meinst du damit?«
    »Nach zehn Minuten bringt sie kaum noch etwas um. Ihre Haut wird undurchdringlich und dann gibt es mehr als einen Wes. Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    Er stand regungslos da und sah mich lange an, ohne ein Wort zu sagen. Ich nutzte die Gelegenheit, um noch mehr Zweifel zu säen. »Du solltest dich außerdem besser beeilen, denn wenn Wes dich findet und der Effekt ist noch nicht eingetreten, wird er dich töten . Und glaub mir, du wirst dann mehr als vierzehn gebrochene Knochen haben.«
    Er grinste. »Dann ist es ja gut, dass er keine Ahnung hat, wo er dich finden kann.«
    Ich begann zu lachen. Er machte einen Satz und packte mich an der Kehle. »Was ist daran so komisch?«, wollte er wissen. Ich versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Er lockerte seinen Griff ein wenig. »Was ist daran so komisch?«, wiederholte er.
    »Ich hatte gerade mit Wes telefoniert, als du mich angehalten hast. Als du an mein Fenster kamst, war er noch in der Leitung.«
    »Und?« Er kapierte nicht, worauf ich hinauswollte.
    »Und du hast mich Lenny genannt«, sagte ich krächzend. Seine Augen weiteten sich. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er herausfindet, was

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