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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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mir an die Nerven. Ich hatte keine Ahnung, ob er tot oder einfach nur weg war. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen. Mit einem Quietschen ging einige Zeit später die Tür auf, und Andy kam herein. Er atmete schwer, und seine Haut war schweißnass. Unwillkürlich begann ich vor Angst zu zittern. Er kam zu mir und kniete sich vor den Stuhl.
    »Einen Moment lang hatte ich gedacht, dass du mich drangekriegst hast.«
    Ich wusste nicht, was er meinte, und schüttelte den Kopf. »Dabei hast du tatsächlich die Wahrheit gesprochen. Ich kann dir sagen, das waren die schlimmsten zehn Minuten meines Lebens. Aber jetzt bin ich wie neugeboren. Ich konnte tatsächlich fühlen, wie sich das Blut einen Weg durch die Adern gebahnt hat. Meine Muskeln sind immer noch ganz hart. Aber mir geht es gut. Es ist wirklich schade, dass du es nicht auch ausprobieren kannst.«
    Ich musste seine Aufmerksamkeit unbedingt auf etwas anderes lenken. »Kann ich bitte mal zur Toilette?«, fragte ich.
    Er wollte sich fast ausschütten vor Lachen. »Das wird nicht nötig sein, Lenny.«
    »Bitte, Andy. Ich schwöre, dass ich mir sonst in die Hose mache. Wenn ich nicht aufs Klo darf, pinkle ich eben hier, glaub mir.«
    Er schniefte, unschlüssig, ob er das mit ansehen wollte oder nicht. »Okay, das ist wohl das Mindeste, was ich für dich tun kann.« Eine nach der anderen löste er meine Fesseln, doch als er zu meinen Knöcheln kam, warnte er mich: »Du wirst doch nichts Dummes anstellen? Denk dran, dass ich jeden Knochen in deinem Körper zerschmettern kann, und ich würde nicht eine Sekunde zögern, es auch zu tun.« Als ich im Dunklen in seine Augen starrte, bemerkte ich ihren neuen Glanz. Statt Angst fühlte ich Ekel. Die Augen waren blau und nicht annähernd so schön wie die von Wes.
    Er führte mich durch einen engen Korridor, an dessen Decke Rohre entlangliefen. Ich vermutete, dass wir in einer Art Kellergeschoss waren, das aber nicht zu einem Wohnhaus gehörte. Der Boden war aus Beton, und die Mauern aus Betonziegeln. Es ging um einige Ecken herum, bis ich zu einem Badezimmer kam. Die Tür hatte einen Metallgriff. Es war definitiv nicht gemütlich, und es gab auch hier keine Fenster, die mir einen Hinweis auf die Tageszeit gegeben oder einen Blick nach draußen ermöglicht hätten. Meine Fluchtchancen waren gering.
    Das Badezimmer selbst war eine Katastrophe. Das Wasser in der Toilette hatte die Farbe von Tee, und an den Wänden hatte sich die Feuchtigkeit hochgearbeitet. Wäre es nicht so dringend gewesen, hätte ich am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Ich wollte auf keinen Fall etwas anfassen, was sich mit meiner zerschundenen rechten Hand allerdings ausgesprochen schwierig gestaltete. Die kleinste Bewegung schickte Schmerzwellen durch meinen Arm und die Wirbelsäule entlang. Es war grausam. Selbst etwas eigentlich Leichtes, wie meine Hose runter- und wieder hochzuziehen, war Schwerstarbeit. Ich ignorierte die Schmerzen und konzentrierte mich auf diese Aufgabe, immer mit der Panik im Nacken, dass diese wenigen privaten Minuten, die er mir zugestanden hatte, jeden Moment zu Ende gehen würden.
    Als ich endlich fertig war, wusch ich mir aus Gewohnheit die Hände, aber das war ein Fehler. Beim Anblick meiner Hand durchfuhr mich eine Welle der Übelkeit. Ich lehnte mich über das Becken und atmete schwer, während ich versuchte, den Gedanken an die Schmerzen zu unterdrücken.
    »Beeil dich«, rief Andy.
    »Ich komme«, antwortete ich frustriert.
    Bevor ich ging, warf ich einen schnellen Blick in den Spiegel und erblickte meine geschwollenen Wangen und die geschwollene Lippe. Niemals zuvor hatte ich in meinem Leben jemandem etwas Böses gewünscht, doch in jenem Augenblick, als ich mich dort im Spiegel sah, wünschte ich ihm die Pest an den Hals.
    Auf dem Weg zurück dachte ich kurzzeitig an Flucht. Ich drehte mich sogar in die entgegengesetzte Richtung, aus der ich gekommen war, doch da ich nicht wusste, wo ich mich befand und zudem Angst vor dem hatte, was er mir antun würde, wenn er mich fand, ging ich wieder in den Korridor, wo er auf mich wartete. Ich musste darauf hoffen, dass das Alligatorblut sein Herz in wenigen Stunden erreichen und ich dann in Sicherheit sein würde. Und vielleicht, ganz vielleicht, würde Wes mich finden.
    Meine Beine wurden mit jedem Schritt in seine Richtung schwerer. Dieser Raum war so ziemlich der letzte Ort, wo ich sein wollte, aber ich hatte keine Wahl. Ich fühlte mich verlassen und

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