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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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zu blättern und hielt schließlich inne. »Hier ist was unterstrichen. Sogar doppelt. Gleich im ersten Akt von Heinrich dem Fünften.« Er las es langsam vor. »Ein Reich zur Bühne, Prinzen drauf zu spielen, Monarchen, um der Szene Pomp zu schau’n!«
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Jerry.
    »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler«, gab Sebastiano zurück. Er blätterte noch ein bisschen, fand aber auf Anhieb keine unterstrichenen Stellen mehr. »Wir suchen zu Hause weiter«, sagte er schließlich. »Ich nehme das Buch mit, wenn Sie erlauben.«
    »Natürlich.« Mr Scott begleitete uns zur Ladentür. »Zögern Sie nicht, mich jederzeit aufzusuchen, wenn Sie Fragen haben.«
    Jerry hob Sisyphus auf, der hinter mir her gezockelt war. »He, wo willst du hin, du Naseweis?« Ein Grinsen trat auf sein sommersprossiges Gesicht. »Ich glaube, er hat sich in Sie verliebt, Mylady.«
    Wie zur Bestätigung gab Sisyphus ein kleines Winseln von sich. Mir wurde ganz wehmütig zumute, als ich in die großen Hundeaugen blickte, doch Sebastiano nahm meinen Arm und zog mich aus dem Laden. »Ich sagte doch, denk nicht mal dran.«
    Jerry übergab den Welpen seinem Großvater und folgte uns zur Kutsche.

    Während der Fahrt zum Grosvenor Square suchten wir in dem dicken Shakespeare-Band nach weiteren Hinweisen, fanden aber bis zu unserer Ankunft keine mehr. Wir kamen genau passend – unser neuer Vetter, Lord Reginald Castlethorpe alias Bräutigam-Ken, stand vor dem Haus und winkte uns erfreut zu.
    »Ich wollte gerade wieder gehen!« Höflich verbeugte er sich vor mir. »Cousine Anne.« Dann musterte er mit hochgezogenen Brauen Sebastianos Erscheinung. »Du liebe Güte. Dein Halstuch ist völlig derangiert. Und ist das da auf deinen Schultern etwa Staub?« Er runzelte die Stirn. »Ich fürchte, so kannst du nicht zu White’s, Cousin. Das wirst du vorher in Ordnung bringen müssen.«
    »Keine Sorge, das werde ich. Komm mit rein und lass dir von meinem Butler in der Bibliothek etwas zu trinken servieren.«
    »Gern.« Reginald deutete auf den voluminösen Shakespeare-Band. »Du schätzt das Theater?«
    »O ja, ich liebe es«, behauptete Sebastiano.
    »Dann wirst du in dieser Stadt auf deine Kosten kommen. Theater und Oper – dafür ist London berühmt. Ich habe eine Loge im King’s Theatre, wir könnten einmal zusammen eine Aufführung dort besuchen.«
    »Da gehen bestimmt eine Menge einflussreicher Leute hin, oder?«
    »In der Tat«, bestätigte Reginald. »In den Logen finden sich die höchsten Kreise ein, bis hin zum Prinzregenten. Schließlich kostet der Spaß zweieinhalbtausend pro Saison, das können sich nur wenige leisten.«
    »Meine Schwester und ich werden dich bestimmt gern einmal begleiten, Reginald.« Sebastiano blieb unter dem säulengestützten Vordach des Hauses stehen und betätigte den Türklopfer. Mr Fitzjohn öffnete uns und ließ uns mit einer Verbeugung hinein. Seine Miene zeigte außer distanzierter Freundlichkeit keine einzige Regung. Falls er erstaunt war, dass unsere Sachen so staubig und verknittert waren, ließ er es sich nicht anmerken – ganz der diskrete Butler.
    »Mr Fitzjohn, bitte reichen Sie Lord Castlethorpe in der Bibliothek eine Erfrischung.«
    Ich betrachtete Sebastiano bewundernd. Er sprach exakt in der richtigen Mischung aus Herablassung und Vornehmheit. Nicht zu blasiert, aber auch nicht zu freundlich. Eben ganz wie ein richtiger Lord, als wäre er zeitlebens immer schon der fünfte Viscount of Foscary gewesen (inzwischen hatte ich herausgefunden, dass das sein korrekter Titel war).
    Er ging zur Treppe. »Ich ziehe mich rasch um.«
    »Warte, ich komme mit.« Eilig folgte ich ihm, begierig darauf, den Shakespeare-Band nach weiteren Hinweisen zu durchforsten. Doch oben trat mir wie aus dem Nichts Mrs Fitzjohn in den Weg und informierte mich, dass meine neue Zofe bereits eingetroffen sei.
    »Lady Winterbottom war vor einer halben Stunde hier und brachte sie mit. Leider konnte sie nicht warten und lässt daher ausrichten, dass sie gegen fünf wiederkommt, um Sie zu der versprochenen Ausfahrt in den Hyde Park abzuholen. Die Zofe hat sie hiergelassen. Sie heißt Bridget und wartet unten in der Küche.«
    »Ach«, sagte ich wenig begeistert. Ich fragte mich, ob ich wirklich unbedingt eine Zofe brauchte. Die meisten Kleider aus meinem übervollen Kabinett konnte ich bestimmt ohne Hilfe anziehen, und mit meinen Haaren kam ich auch alleine klar. Doch dann fiel mir ein, dass dieses ganze Brimborium

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