Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)
ich Sklavinnen. Jede Menge sogar. Schließlich kommen wir von einer Plantage, Seine Lordschaft und ich. An eine richtige Zofe werde ich mich allerdings wohl erst gewöhnen müssen. Das solltest du wissen, bevor du hier anfängst.«
»Oh, ich kann alle Aufgaben auf den leisesten Wink erfüllen«, beteuerte Bridget sofort. »Bestimmt so gut wie zehn Sklavinnen auf einmal! Nein, sogar viel besser! Ich sehe auch ohne Befehl, was zu tun ist!«
Ich merkte, dass sie mich missverstanden hatte. »Du musst nicht mehr und nicht besser arbeiten als eine Sklavin. Ich wollte damit nur sagen, dass ich viele Dinge gern selbst erledige, zum Beispiel das An- und Ausziehen und Kämmen.«
»Wofür hatte sie denn haufenweise Sklavinnen, wenn sie das alles selber macht?«, murmelte Bridget. Dann schrak sie zusammen. »Es ist schon wieder passiert! Bitte vergeben Sie mir, Mylady! Ich wollte das nicht sagen!«
»Nein, schon gut. Du hast ja recht. Es ist ein … Widerspruch, nicht wahr?« Ich dachte kurz nach. »Na ja, die Wahrheit ist, ich hasse Sklaverei. Und deshalb habe ich schon immer gerne alles selbst gemacht.«
»Heißt das, Sie wollen gar keine Zofe?«, fragte Bridget ein wenig ängstlich.
»Hm … Ach, doch, irgendwie brauche ich eine, das gehört dazu.« Aufmunternd sah ich sie an. »Wenn du willst, kannst du den Rest des Tages freihaben, was hältst du davon?«
Sie war entsetzt. »Frei? Mylady, ich habe nur einen halben freien Tag in der Woche! Und den möchte ich am Sonntag nehmen, für den Kirchgang.«
»Nein, ich meinte natürlich, dass du heute zusätzlich freihaben kannst.«
»Sie will mich auf die Probe stellen und sehen, ob ich faul bin«, murmelte Bridget. »Damit sie einen Grund hat, mich doch noch auf die Straße zu setzen. Das wäre mein Ende.«
Ich seufzte. Mir fehlte im Augenblick jeder Antrieb, meiner neuen Zofe zu erklären, dass ich nicht vorhatte, sie rauszuwerfen, auch wenn mich ihre Selbstgespräche wirklich irritierten. »Bridget, eigentlich könnte ich doch deine Hilfe brauchen. Was hältst du davon, dieses Kleid hier auszubürsten? Es ist ein bisschen staubig geworden.«
Im Laufe der nächsten Stunde entdeckte ich, dass Bridget wirklich eine hervorragende Zofe war, jedenfalls, soweit ich das mit meinen spärlichen Erfahrungen beurteilen konnte. Sie suchte mit traumwandlerischem Geschick frische Sachen aus dem riesigen Klamottensortiment in meiner Kleiderkammer heraus und legte sie diskret auf mein Bett, und während ich mich umzog, beschäftigte sie sich mit dem Sortieren von Wäsche. Alles, was sie mir rausgelegt hatte, war perfekt aufeinander abgestimmt, das hätte ich selbst nie so hinbekommen – ein fließendes langes Kleid in Türkis und ein Mantel in Mintgrün, dazu ein breiter Seidenschal mit orientalischem Muster, dunkelgrüne weiche Lederstiefeletten und ein cooles kleines Hütchen mit Tüllbesatz. Sogar das Retikül – ein mit Perlmuttpailletten bestickter Handbeutel – passte wunderbar zu der ganzen Aufmachung. Mr Darcy wäre garantiert auf mich geflogen, wenn ich in dem Roman mitgespielt hätte.
Bridget wuselte im Hintergrund herum, während ich vor dem Spiegel stand und versuchte, das Hütchen zu befestigen, und als sie sah, dass ich es nicht richtig hinkriegte, fing sie wieder an zu murmeln.
»Sie könnte mich fragen, ob ich ihr helfe. Dann würde es viel schneller gehen und schöner aussehen. Aber wenn ich mich aufdränge, würde es vielleicht einen schlechten Eindruck machen.«
Ich tat so, als wäre es ganz normal, dass sie mit sich selbst redete, und drehte mich zu ihr um. »Würdest du mir bitte mit dem Hut helfen, Bridget?«
»Gern!« Ihre Augen leuchteten auf, und rasch steckte sie mir mithilfe von ein paar gefährlich aussehenden Nadeln das Hütchen fest.
»Mylady sind wunderschön«, sagte sie, als wir beide anschließend das Ergebnis ihrer Bemühungen im Spiegel bewunderten.
»Danke, Bridget.«
Unten wartete Iphigenia bereits im Empfangssalon. Sie saß in einem zierlichen Sessel beim Fenster und blätterte in einem Modejournal. Wie schon am Morgen sah sie wieder umwerfend aus, ein Regency-Traum in einem azurblauen Samtensemble, eine Farbe, die ihre ausdrucksvollen Augen betonte. Sie erhob sich und blickte mich beifällig an. »Anne, meine Liebe! Wie ich sehe, hat Bridget bereits ganze Arbeit geleistet. Ist sie nicht ein Schatz von Zofe?«
»Ja, sie ist wirklich gut.«
»Ich hoffe, du nimmst keinen Anstoß an ihren Selbstgesprächen. Das ist eine
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