Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
Vom Netzwerk:
und da habe ich angenommen, daß das auch mit der passiert ist, die ich suche. Daher bin ich hier. Wie habt Ihr mich gefunden?“
    „Es gibt da Methoden.“
    „Aber keine Methoden, jene zu finden, die wir suchen?“
    „Anscheinend nicht. Was hättet Ihr denn jetzt gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre?“
    „Sie gefunden und zu König Attila zurückgebracht, natürlich.“
    „Natürlich.“
    „Zweifelt Ihr an mir?“
    „Nein. Ich habe mich nur gefragt, wie Ihr eine solche Tat vollbringen wollt.“
    „Wenn Ihr mir die Gelegenheit dazu gebt, werde ich es Euch erzählen.“
    „Dann tut das.“
    „Äh… in der Kneipe war ein Mann, der sagte, er habe jemanden gesehen, auf den die Beschreibung zutrifft, die ich von der jungen Frau habe, und ich…“
    „Ihr habt eine Beschreibung?“
    „Ja. Von einem alten Mann in dem Dorf bei der Schlacht. Aber ich versuche, Euch zu erzählen, was…“
    „Bitte tut das.“
    „Äh… also, dieser Mann in der Kneipe sagte, er habe gesehen, wie sie durch die Stadt gegangen ist – die Stadt, in der Ihr mich gefunden habt –, und zwar gestern am späten Abend. Sie war allein. Ich hatte deshalb den Plan, ihr nachzureiten, bis ich sie einhole. Sie kann nicht viele Stunden Vorsprung haben, und sie ist zu Fuß…“
    „Ich verstehe. Sie war allein, deshalb können wir davon ausgehen, daß sie nicht gefangengenommen worden ist – es sei denn, sie ist geflohen – und warum sollte sie in diesem Fall weiter nach Flandern hinein wandern? Wir müssen davon ausgehen, daß sie freiwillig hierhergekommen ist.“
    „Vielleicht hat der Mann sich getäuscht.“
    „Mehr als wahrscheinlich.“
    „Dann ist sie vielleicht gar nicht in Flandern?“
    „Möglich.“
    Die beiden ritten eine Zeitlang schweigend weiter, und ungefähr um diese Zeit fing Sir Guy an, sich zu überlegen, ob die Zauberer vielleicht doch nicht ganz das waren, wofür sie gehalten wurden. Wenn der hier zum Beispiel nicht wußte, wo die Frau war – wußte es dann jemand anders? Er hatte nicht zugegeben, daß er ein Zauberer war, und seinen Namen hatte er auch nicht genannt. Und doch wußte er, wer der Ritter war, und er hatte ihn gefunden. Kam er wirklich von Attila, oder war er einer von den Zauberern Flanderns, der gekommen war, um seinen Auftrag zu vereiteln? War er hierhergeschickt worden, um ihn zu täuschen, in eine Falle zu locken? Warum sollte der König des Saarlands ihm einen Zauberer nachschicken?
    Schließlich sagte er: „Wohin gehen wir?“
    „Ich schließe mich Euch an. Wohin geht Ihr also?“
    Sir Guy nagte eine Zeitlang unruhig an seiner Unterlippe und versuchte, sich eine Antwort zu überlegen. „Ich muß das ausführen, was mir befohlen worden ist“, sagte er schließlich.
    „Ich auch“, sagte der Zauberer.
    „Wir können aber doch nicht ewig weiterreiten. Eine solche Freiheit werden uns die Zauberer nicht einräumen. Wir müssen schnell handeln. Wir müssen etwas unternehmen.“
    „Habt Ihr da irgendwelche Vorschläge?“
    „Wir könnten jemanden fragen.“
    „In Ordnung. Findet jemanden. Fragt ihn.“
    „Aber wen?“
    „Einen Zauberer, wen sonst?“
    „Ist das nicht gefährlich?“
    „Habt Ihr Angst?“
    „Nein!“
    Der Zauberer lächelte. „Gut.“ Er machte eine Geste zu dem Schwert des Saarländers. „Damit könnt Ihr wohl umgehen, nehme ich an?“
    Guy nickte und dachte: Er weiß es nicht; er hat keine Ahnung davon, daß ich damit heute schon getötet habe. „Ja“, sagte er laut und fragte sich, ob er den anderen Reiter umbringen solle. Er hatte sich zwar ihm gegenüber nicht feindselig verhalten, aber er konnte nicht von Attila kommen, wie er behauptete. „Habt Ihr keinen Zauberstab?“ fragte er.
    „Selbstverständlich“, sagte der andere mit einer Betonung, die nicht angebracht schien. Warnte er den jüngeren Mann davor, etwas gegen ihn zu unternehmen? „Das einzige, was ich zu fürchten habe, sind andere Zauberer – und warum sollte ich sie fürchten? Wir sind alle miteinander verbündet.“
    „Habt Ihr vor, sie aufzusuchen?“
    „Ja.“
    „Dann werde ich Euch begleiten.“ Guy wußte, daß ihm keine Wahl blieb, aber es war besser, wenn der Magier dachte, daß er freiwillig mit ihm kam. In gewisser Weise tat er das auch. Vielleicht würden sie zusammen die junge Frau finden – dann mußte er nur diesen einzelnen Zauberer besiegen und nicht jeden in Flandern.
     
     
    Napoleon XV. hatte ein paar Tage dazu gebraucht, um ratlos und verwirrt festzustellen, daß nicht

Weitere Kostenlose Bücher