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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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die sie niedergemetzelt hatten, nicht tot.
    Sir Guy von Angel schüttelte langsam den Kopf. Nein, das war nicht richtig. Sie waren nämlich tot.
    Nach einiger Zeit bemerkte er vor sich eine Häusergruppe. Eine Stadt. Er wußte genau, daß es keinen Zweck hatte, geradeswegs hindurchzureiten. Er war in Flandern, aber war das Mädchen ebenfalls hier? Er war gezwungen, halt zu machen und zu fragen; er durfte nicht vergessen, weshalb er hier war.
    Einer der ersten Menschen, die er sah, war ein Mann, der den gleichen Mantel wie er trug; ein Soldat, der an eine verfallene Mauer gelehnt stand und sich mit einem Dolch die Fingernägel säuberte. Der Mann sah ihm zu, wie er auf ihn zuritt, und richtet sich dann für den Fall, daß er einen höheren Dienstgrad hatte, auf.
    „Ich versuche, eine junge Frau zu finden“, sagte Guy.
    „Tun wir das nicht alle?“ sagte der Soldat.
    „Das mag wohl sein, aber ich meine eine bestimmte junge Frau. Ich glaube, sie ist möglicherweise hier vorbeigekommen. Langes rotes Haar und mit…“ der Ritter gestikulierte mit seinen Händen.
    „Bedauerlicherweise habe ich sie nicht gesehen. Fragt doch im Wirtshaus. Ich glaube aber nicht, daß ihr sie findet. Bestimmt hätte jemand etwas dagegen.“
    Guy wollte gerade sein Pferd in eine andere Richtung lenken, zögerte aber nun. „Was meint Ihr damit? Wer sollte etwas dagegen haben?“
    Der andere sah sich nach beiden Seiten um, senkte seine Stimme und gab zur Antwort: „Die Zauberer, wer sonst?“
    Sir Guy nickte. Wer sonst?
    „Wo finde ich das Wirtshaus?“
    Der Soldat zeigte ihm die Richtung.
    Wenn sie dort war, dann hatten die Zauberer sie. Er erinnerte sich an das, was die beiden aus dem Bauernhaus ihm gesagt hatten. Und wenn die Frau sich tatsächlich in den scheußlichen Klauen der flämischen Zauberer befand, würde er es nie schaffen, sie zu seinem König zurückzubringen.
    Er ritt in der Richtung weiter, die der Soldat ihm gezeigt hatte. Er brauchte ordentlich etwas zu trinken und Zeit, um sich zu überlegen, ob er ins Saarland zurückreiten oder einfach nie mehr zurückkehren sollte. Er hielt ein paar Münzen in der Hand. Als er die Leiche weggeschleppt hatte, waren sie dem Mann aus dem Hemd gerollt, und er hatte sie in seinen eigenen Geldbeutel gesteckt, fast ohne es zu merken. Fast.
    Er kam wieder heraus, als das Geld verbraucht war. Sein Besuch war nicht völlig umsonst gewesen. Als Gegenleistung für einen Krug Bier hatte ihm ein uralter Gast gesagt, er habe gesehen, wie die Frau am vorherigen Abend allein durch die Straßen gegangen sei. Sir Guy wußte nicht so recht, ob er ihm glauben sollte oder nicht; vielleicht hatte er die Geschichte nur erfunden, um ein Bier zu bekommen. Und was hatte so ein alter Mann um Mitternacht noch auf der Straße zu suchen?
    Aber vielleicht war es egal, ob er ihm glaubte oder nicht. Inzwischen war sie in den Klauen der Zauberer.
    Als er zu Gilbert zurückging, trat ein Mann vor ihn hin und sagte: „Halt, von Angel. Ich weiß, was Ihr sucht.“
    Der Mann war ein Zauberer; etwas anderes konnte er nicht sein.
     
     
    Entweder weiß M ASCHINE , daß Erster etwas geschrieben hat, oder sie weiß es nicht. Wenn ersteres der Fall ist, dann ist es ihr gleich, und er kann schreiben, was er will. Wenn letzteres der Fall ist, dann hat sie nicht bemerkt, daß er schreibt; und es gibt keinen Grund, warum sie es hätte merken sollen.
    Er verbringt eine lange Zeit mit dem Notizbuch und vergleicht das, was er geschrieben hat, mit dem, was M ASCHINE ihm erzählt, um dann noch mehr zu schreiben.
    Erste Person Singular, zweite Person Singular: Sie sind austauschbar.
    Er schreibt alles auf, was ihm in den Sinn kommt, und wiederholt oft, was er auf der vorhergehenden Seite schon aufgeschrieben hat und auf einer anderen Seite davor. Als sich die Anzahl der leeren Seiten zu verringern beginnt, verkleinert er seine Handschrift. Er weiß zwar, daß er jederzeit wieder nach draußen gehen kann, um weiteres Schreibmaterial zu holen, aber irgendwie möchte er das nicht.
    Er ist dort zufrieden, wo er ist.
     
     
    Ich war leicht überrascht darüber, daß niemand den Versuch machte, mich aufzuhalten, und daß Flandern sich nicht von anderen Ländern unterschied: überwachsene Straßen, umgeben von Bäumen und Hecken und Büschen und Feldern.
    Vielleicht wurde ich jetzt nicht mehr beobachtet – und dafür belauerten mich jetzt die Renegaten. Waren bei ihnen noch Bildschirme in Betrieb?
    Ich hatte mein Bestes getan, um

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