Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
Vom Netzwerk:
Angst aber war immer da, daß er doch zur Tat schreiten könnte, und außer ihm wußte keiner, welche Machtmittel ihm zur Verfügung standen. Ich gab ihm zur Antwort, daß ich nach jemandem suchte, jemandem, der möglicherweise mit dem Massaker an den Armeen des Saarlands und Lothringens etwas zu tun hatte. Duval hatte davon und von den Androiden schon gehört, behauptete aber, daß sie hier damit nichts zu tun hätten. Die Unabhängigen, wie er sie nannte, hatten dazu nicht die technischen Möglichkeiten, selbst wenn sie alle ihre Mittel vereinigen würden. Und was sollte denn außerdem ihr Motiv gewesen sein? In einer Nebenbemerkung von Mann zu Mann äußerte er die Meinung, daß der Erste für all das verantwortlich war: Das mußte so sein, weil es sonst niemanden gab. Und wer war das, hinter dem ich her war? Ich beschrieb ihm das Mädchen. Ich hätte das vielleicht nicht tun sollen; wenn es aber irgend jemanden gab, der wußte, wo sie war, dann war er das.
    Er hörte auf zu sprechen, stand auf, murmelte ein paar Worte darüber, daß er mich morgen noch sehen würde, wenn er die nötige Anzahl von Baronen – wieder seine Bezeichnung – zusammen hätte, aber es sei schwer, sie zu erreichen, weil sie so wenige Kommunikationsgeräte hätten und Boten benutzen müßten und…
    Die Tür schloß sich, und der Schlüssel drehte sich im Schloß. Sie war nicht viel wert, diese Tür. Mit einem Stuhl hätte man sie einschlagen können. Keinerlei Schwierigkeit für meine zweite Pistole. Warum hatte Duval mich nicht durchsuchen lassen? Noch nicht einmal meinen Kommunikator hatte er verlangt, obwohl er von dem Mangel an solchen Geräten gesprochen hatte. Er hatte nicht zu Ende gebracht, was er hatte sagen wollen, als er hinausging. Er hatte einen halb verwirrten, halb ärgerlichen und halb überraschten Eindruck gemacht. Was hatte es damit auf sich?
    Als ich das Mädchen erwähnt hatte… Das war der Augenblick gewesen, als er erstarrte und als bei ihm die Klappe fiel. Was wußte er? Oder was wußte er nicht? Was auch immer es war, er verriet es nicht.
    Eines aber wußte ich: Hier mußte ich raus.
    Mir gefiel der Gedanke nicht im geringsten, daß am nächsten Tag all die Leute kommen würden, um mich zu sehen. Ich hatte nie gedacht, daß es so sein würde. Passierte das jedem – ein Gespräch, ein Auswahlkomitee, das darüber entschied, ob jemand dazu geeignet war, ein kleiner Despot zu werden? Oder war ich ein Sonderfall? Hatte ich die Sache falsch angepackt? Es sah so aus. Jemand würde mich durchschauen. Wenn Duval nicht vorhatte, mir Antworten auf meine Fragen zu geben, dann würde ich mich hier nicht länger aufhalten.
    Falls ich aber flüchtete, würden sie alle hinter mir her sein. Nach der Gefangennahme und der Flucht kam immer die Verfolgungsjagd – oder kam die Verfolgungsjagd vor der Gefangennahme? Wahrscheinlich würde das hier auch der Fall sein.
    Es war sinnlos, um Hilfe zu bitten. Ich war einige Stunden weit nach Flandern eingedrungen; es gab keine Möglichkeit für Hilfe von unten – vorausgesetzt, daß der Erste sie überhaupt entsenden würde.
    Nein, ich war auf mich selbst gestellt. Nur ich… und von Angel. Wohin würden wir gehen? Das würde ich entscheiden, nachdem ich noch ein paar Worte mit Baron Duval gesprochen hatte.
    Also brannte ich die Tür aus dem Weg, schaltete die Wachen im Gang für eine Zeitlang aus und stieß die andere Tür auf.
    Guy sah ungefähr zum sechsundachtzigsten Mal aus dem Fenster und überlegte sich, ob er es einschlagen und springen sollte. Es ging nicht allzu tief hinunter. Wenn er das aber machte, was dann? Er würde dann herausfinden müssen, wo Gilbert im Stall stand, um weiterfliehen zu können, und er wußte noch nicht einmal, ob ein Fluchtversuch überhaupt klug war. War er ein Gefangener oder nicht? Und wenn er einer war, würde ihm etwas besonders Schlimmes passieren? Außer getötet zu werden, hieß das, oder vielleicht seine Seele in einen Froschkörper geschickt zu bekommen. Der Zauberer, mit dem er gekommen war, war in der größten Gefahr. Kurz vorher hatte er im Nebenzimmer Stimmen gehört, hatte aber nicht verstehen können, was gesagt wurde. Und als die Tür dann geschlossen wurde, ging er zum Fenster und versuchte, den Eindruck zu erwecken, er hätte die ganze Zeit hinausgestarrt; es kam aber niemand herein, um ihn zu überprüfen. Daher auch sein sechsundachtzigster Blick nach draußen.
    Er hörte ein Geräusch und trat ein paar Schritte zurück, bevor der

Weitere Kostenlose Bücher