Zeitfinsternis
schreckenerregenden Situation fertig zu werden, bemerkte er, daß die anderen beide gesprochen hatten. Sie mußten ihre Namen ausgetauscht haben, denn sie kannten sich scheinbar nicht. Der ältere Zauberer fragte:
„Und wer ist das?“
„Er heißt Sir Guy von Angel.“
Sie sprachen von ihm. Seine Ohren nahmen zwar das auf, was gesagt wurde, aber es war so, als würde sein Bewußtsein das Gehörte nicht verarbeiten oder sein Gehirn die Worte nicht interpretieren.
„Kann er nicht für sich selber sprechen? Was macht er denn hier?“
„Das gleiche wie ich. Er ist mit mir zusammen, aber schicken Sie ihn hinaus, wenn Sie möchten.“
„Das ist gleichgültig. Was machen Sie hier? Spionieren?“
„So könnte man es nennen. Ich spioniere für mich selbst.“
Den Jüngsten im Trio schienen sie vergessen zu haben. Von Angel starrte vom einen zum anderen und machte noch immer keinen Versuch zu verstehen, was sie sagten, als glaubte er nicht, daß es für einen normalen Sterblichen einen Sinn ergeben könne.
„Und das heißt?“ sagte ihr Gastgeber.
„Ich hatte den Plan, mich hier in der Nachbarschaft niederzulassen. Ich habe mich also umgesehen und gedacht, daß es das beste wäre, wenn ich jemand von den Leuten in der Gegend aufsuchen würde, um zu erfahren, wie es hier aussieht.“
„Stehen Sie nicht auf der Seite des Ersten?“
„Jetzt nicht mehr.“
„Vielleicht will man Sie hier überhaupt nicht. Haben Sie das auch schon in Betracht gezogen?“
„Ich habe gedacht, daß Sie immer eine weitere Pistole noch gebrauchen können – sozusagen.“
„Einen weiteren Rivalen? Konkurrenz? Einen Spion? Nein, da müssen Sie sich schon beweisen. Außerdem habe ich Ihre Pistole ohnehin schon.“
Von Angel bemerkte, daß er auf das Tablett deutete, auf das der Zauberstab gelegt worden war. Vor seinem Gehirn schien sich ein Schleier zu heben: Wie hatte er das genannt – eine Pistole? Er begann langsam, immer mehr von dem aufzunehmen, was um ihn herum vor sich ging. Der Zauberer, den er in der letzten Stadt getroffen hatte, schien den Wunsch zu haben, sich den flämischen Zauberern anzuschließen. Was er aber noch immer nicht verstand war, warum er hierhergebracht worden war. Und warum wurde es ihm gestattet dazubleiben, während sie sich unterhielten? Glaubte der flämische Zauberer vielleicht, daß er der Komplize des anderen sei, während der letztere davon ausging, daß er nicht verstand, worüber sie da diskutierten?
Der erstere aber sprach noch immer: „… heute abend, denke ich. Ich werde eine Versammlung einberufen, damit Ihr Antrag besprochen werden kann, und dort können Sie Ihre Sache vortragen. Haben Sie Hunger? Dann sehen wir uns später?“ Er zog an einem Stück Seil, das an der Wand hing, und ein paar Sekunden später kam der Diener wieder herein, der sie hergebracht hatte. „Bring unsere Gäste in verschiedene Zimmer, Maurice. Sieh zu, daß sie etwas zu essen bekommen und was sie sonst noch so brauchen.“
Sie wurden herausgeführt, eine knarrende Treppe hoch und durch einige düstere Gänge in zwei nebeneinanderliegende Zimmer gebracht, die abgeschlossen wurden.
Wir waren Gefangene – man hatte uns ,festgenommen’ –, würden wir nun ,entkommen’ müssen? Es sah ganz danach aus, obwohl ich zu der Zeit zu sehr mit meiner eigenen Lage beschäftigt war, um an von Angel zu denken und mir Gedanken um ,uns’ zu machen. Davon aber später. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich später am Abend mit dem Renegaten Duval, was mir die Augen über einige Dinge öffnete und mir Klarheit darüber verschaffte, was zu tun war. Wir tasteten uns gegenseitig ab und überprüften uns. Das dauerte recht lange, und es hat keinen Sinn, wenn ich jetzt versuche, mich genau daran zu erinnern oder zu erfinden, was da gesagt wurde. In groben Zügen verlief die Unterhaltung/Befragung ungefähr so:
Duval wollte die letzte Verteilung der Wächter erfahren, ferner die Anzahl der Beobachter, die noch da waren. Mehr oder weniger erzählte ich es ihm, weil er das von den letzten Deserteuren sowieso schon wußte.
Er fragte, ob ich geflohen sei, und ich erzählte ihm, daß ich vom Ersten einen Auftrag hatte, aber für meine eigenen Zwecke nach Flandern gekommen sei. Er fragte, welcher Auftrag das sei. Die Rebellen versuchten, den Anschein zu erwecken, als würden sie sich über den Ersten keine Gedanken machen, da sie sich ziemlich sicher fühlten, weil er gegen sie noch nie etwas unternommen hatte; die
Weitere Kostenlose Bücher