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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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aus diesem feindlichen Land brauchten. Was in gewisser Art und Weise nicht weit von der Wahrheit entfernt war.
    Duval: Ich war nicht sicher, was ich mit ihm anfangen sollte. Er war ursprünglich als eine Art Geisel gedacht gewesen, obwohl ich eigentlich nicht so recht sagen kann, welcher Art. Würde die Tatsache, daß sein Leben in Gefahr war, die anderen Renegaten davon abhalten, uns anzugreifen, wenn sie dazu die Möglichkeit hatten? Das glaubte ich nicht. Wir hatten aber verhindert, daß zu früh Alarm geschlagen wurde, weil wir ihn mitgenommen hatten. Wie weit sollten wir ihn noch mitnehmen? Bis wir aus Flandern heraus waren oder bis wir den nächsten Schacht erreicht hatten, wo auch immer das sein mochte? Vielleicht sollte ich meinen Erfolg direkt dem Ersten melden, statt es ihn von einem Beobachter hören zu lassen, sobald wir in Reichweite kamen. Duval aber: Sollte ich ihn laufenlassen oder als Gefangenen mitnehmen? Würde er als Gefangener zu irgend etwas nütze sein? Das würde ich den Ersten fragen müssen, aber ich hatte schon jetzt mehr als einen Verdacht, wie die Antwort aussehen würde.
    Ich selbst: Argumente. Fragen. Überlegungen.
    Das Mädchen: Sie verdiente mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Argumente, Fragen und Überlegungen, als ich opfern konnte. Sie war der wesentlichste unbekannte Faktor. War sie diejenige, hinter der ich her war? Die Beschreibung paßte auf sie, also mußte sie es sein. Wer war sie? Hatte sie einen Namen? Warum war sie bei Duval? Wie kam es, daß sie uns so bereitwillig folgte? Kam das daher, daß ich die Bedeutung des Ersten erwähnt hatte? Was sollte das für einen Sinn ergeben?
    Es war alles zu leicht gegangen, als sei es so geplant gewesen, und wir mußten dann nur noch die Rollen spielen, die für uns geschrieben wurden. Ich sage ,wir’, weil das besser klingt als das Eingeständnis, daß ich nur eine Marionette bin, die sich genauso verhält, wie es vorgesehen ist.
     
     
    Sir Guy von Angel war mehr als leicht verwirrt. Er verließ Flandern, und er hatte die Frau; was aber sollte er mit den beiden Zauberern anfangen? Einer von ihnen schien auf seiner Seite zu stehen, hatte ihm sogar eine ,Pistole’ anvertraut, und der andere war ein Gefangener. Der Ritter machte weiter nichts und wartete auf eine Gelegenheit. Er war sich dabei aber nicht sicher, auf welche Gelegenheit er überhaupt wartete. Er fragte, ob er sie erkennen würde, wenn es soweit war, und ob er der Situation dann gewachsen sein würde. Sie ritten aus Flandern heraus, und das reichte ihm. Da war auch noch die junge Frau. Wenn er sie länger als eine Sekunde anstarrte, mußte er wegsehen, weil er befürchtete, daß sie es bemerken würde. Sie schien allerdings nie etwas zu bemerken. Sie saß ohne Bewegung auf ihrem Pferd, sah sich nie um, rutschte im Sattel hin und her und zeigte keine Regung. Allein der Zauberer führte sie und wußte, wo ihr Weg hinführte.
    Guy war der erste, der ihre Verfolger bemerkte. Er erkannte die Stelle, die weniger als eine Stunde in normalem Reittempo von dem Platz entfernt lag, an dem er den Grenzposten getötet hatte. Er war jedoch nicht so naiv zu glauben, daß sie in Sicherheit wären, wenn sie unversehrt bis dorthin kamen. Er sah zufällig über die Schulter und bemerkte die Staubwolke. Sein Warnschrei durchbrach die Stille.
    „Reiter!“
    Die beiden Männer folgten der Richtung, in die Arm und Hand zeigten und fuhren herum. Die Frau zuckte noch nicht einmal mit den Augenlidern. Duval jedoch starrte nach hinten und zog die Mundwinkel hoch.
    „Weiterreiten!“ befahl der andere Zauberer mit der Hand auf der Pistole. Zu Duval sagte er: „Benehmen Sie sich, oder ich bringe Sie um.“
    Der Mund des Mannes verengte sich, und seine Augen wurden zu Schlitzen. Er nickte. „Wie Sie meinen.“
    Sie ritten.
    Schneller.
    Es hatte keinen Zweck. Ihre Pferde waren müde. Guy spürte, wie Gilbert sich anstrengte, schnaubte und keuchte, als er ihn wie noch nie antrieb. Allmählich fiel der Saarländer hinter den anderen zurück, während die Verfolger immer mehr an Boden gewannen.
    Wie viele mochten es sein? Ein Dutzend, zwanzig? Zu viele. Trotz ihrer Pistolen konnten sie nicht anhalten, um zu kämpfen. Auch die anderen würden solche Waffen haben. Genausowenig konnten sie es mit einem Hinterhalt versuchen. Dazu gab es nicht genug Deckung – Büsche, ein paar Bäume, ein trockener Graben. Die anderen würden es bemerken, wenn sie die Straße verließen, und deshalb konnten sie auch

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