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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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wußte noch nicht, wohin oder wie; aber es war klar, daß er hier nicht mehr viel länger bleiben konnte, ohne daß sie ihm etwas taten.
    Der Gang war beleuchtet, aber er ging trotzdem vorsichtig hindurch, hielt sich nahe an der Wand und umklammerte fest sein Schwert. Er fragte sich, wo sein Weg hinführte; wenn er aber weit genug ging, mußte er doch sicher zu einer Treppe kommen, die ihn zurück an die Oberfläche und zur Normalität bringen würde.
    Täuschte er sich, spielten seine Augen ihm einen Streich, oder wurde es wirklich vor ihm dunkler? Er schaute zurück. Hinter ihm sah es deutlich heller aus. Trotzdem kratzte er die letzten Reste seines Muts zusammen und schritt beinahe kühn weiter.
    Als er eine Kreuzung erreichte, an der ein anderer Gang abzweigte, erschien von der Seite eine seltsame menschenähnliche Gestalt – ihre Augen waren riesig und starrten ihn an wie ein Frosch. Weniger als zwei Schritte voneinander entfernt blieben Ritter und Froschmensch stehen und starrten einander an.
    Beide drehten sich im selben Augenblick um und rannten in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
     
     
    In den nächsten Stunden hatte ich viel zu tun und konnte daher von Angel nicht so bald abholen, wie ich das erwartet hatte. Ein einziger Anruf hatte mir verraten, wo er war und daß er nicht schwer verletzt war. Die Zeit verging, während ich mich über Afrika informierte, mir Karten und ähnliches verschaffte und ein paar Artikel las. Ich mußte außerdem dafür sorgen, daß vier Pferde zu einem Treffpunkt weit im Süden gebracht wurden. Eines für jeden und zwei weitere als Tragpferde für unsere Ausrüstung. Wir würden lange wegbleiben, und unterwegs würden wir keine Möglichkeit haben, uns mit dem zu versorgen, was wir brauchten. Dort, wo wir hinwollten, lebte schon seit sehr langer Zeit niemand mehr.
    Als ich im Krankenhaus ankam, war der Saarländer fort.
    „Fort?“ fragte ich.
    „Ja“, sagte der Arzt. „Ich bin zurückgekommen, und da war er nicht mehr da.“
    „Haben Sie ihn allein gelassen?“
    „Also…“
    Zu Fuß konnte er nicht weit gekommen sein, aber welche Richtung hatte er wohl eingeschlagen? Ich stand zögernd in der Tür und versuchte zu entscheiden, wohin ich gehen sollte, als ein allgemeiner Bericht über den Schirm kam: Ein Beobachter war von einem nackten Androiden verfolgt worden, der ein Schwert trug – nur dieses Mal war er weiß statt schwarz gewesen. Eine Übertragung, die genau zur rechten Zeit kommt, dachte ich.
    Das mußte von Angel sein. Ich holte mir eine Impfpistole, die mit einem Betäubungsmittel geladen war, und machte mich auf die Suche. Es war nicht schwer, ihn zu finden. Er kauerte in einem Nebengang an der Wand. Als ich ihm die Injektion gab, leistete er keinen Widerstand. Dann hängte ich mir seinen schlaffen Körper über die Schulter, holte seine Kleider und ging zum nächsten Transporter. Glücklicherweise war es nicht weit.
    Ich machte mir nicht die Mühe, den Bericht über einen weißen Androiden zu korrigieren. Ich glaubte nicht eine Sekunde lang, daß von Angel irgend jemanden verfolgt hatte. Dazu hätte er viel zuviel Angst gehabt. Der Beobachter war wahrscheinlich bei seinem Anblick geflohen – sicherlich einer von den Leuten, die betreffend ich noch vor zwei Tagen der Meinung gewesen war, sie sollten bewaffnet werden, um die Renegaten zu besiegen. Das zeigte mir, welche Folgen das Leben unter der Erde hatte. Ich war weniger als einen Tag zurück, und das reichte mir schon voll und ganz.
    Es war eine sehr lange Reise nach Süden. Nicht so lang wie früher, als alle Transporter noch funktionierten und wir weiter hätten fahren können, aber lang genug. Ich brachte die Zeit damit herum, mir die Sachen anzusehen, die man mir mitgegeben hatte.
    Da war Geld. Gold. Ein ganzer Sack voll schwerer Münzen. Sie waren an sich völlig wertlos, wurden aber überall angenommen. Man konnte es nicht essen, nicht darauf reiten, es nicht trinken oder darauf spielen, aber trotzdem war es das Kostbarste, was es gab. Man konnte nur hoffen, daß dies auch draußen galt – wenn überhaupt draußen noch etwas oder jemand war. Ich erwischte mich dabei, wie ich mit den Münzen spielte, sie zwischen den Fingern rollte und von einer Hand in die andere warf. Eine üble Angewohnheit.
    Afrika war ein riesiges Land, größer noch als ganz Europa, und lag im Süden. Nach unserer Ankunft auf der Oberfläche würden wir durch ein großes Stück des alten Europa reisen müssen.

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