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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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lehnt sich nach vorn und hält sich fest. Ist er krank? Ist er verletzt? Ist es denen, die ihn töten wollen – falls sie wirklich existieren – gelungen, ihn zu vergiften?
    Die Frau bleibt stehen, als sich ihre Hände trennen. „Was gibt’s?“ fragt sie.
    „Schmerzen“, sagt er. „Es tut weh.“
    Nach ein paar Sekunden sagt sie: „Das ist Hunger. Du hast seit mehr als einem Tag nicht mehr gegessen. Du bist müde. Du hast nur einmal geschlafen, ein paar Stunden, das ist alles.“
    Sie gehen weiter.
    Mehr als einen Tag? Nur einmal geschlafen? Das muß gewesen sein, als er in die Zukunft kam – und alles, was sich abgespielt hat, muß innerhalb der vergangenen vierundzwanzig Stunden geschehen sein. Wenn er wieder schläft, wird er wahrscheinlich zurückkehren, um diese Zeitspanne zu erleben. Auf der anderen Seite hat er nicht die Möglichkeit zu schlafen, solange sie pausenlos weiterhasten. Sie hat ihm gesagt, was sie machen müssen, und er ist damit einverstanden, genau als habe M ASCHINE ihm einen Rat gegeben, den er automatisch annimmt.
    „Wohin gehen wir?“ sagt er. „Soviel kannst du mir doch sagen.“
    Er überlegt sich, ob er sagen soll, daß dies ein Befehl ist, daß er der Erste Wächter ist und daß sie tun muß, was er ihr befiehlt. Er ist sich aber sicher, daß das für sie keinen Unterschied macht – und vielleicht macht es für ihn auch keinen Unterschied mehr.
    „An die Oberfläche“, antwortet sie ihm.
    „Aber warum denn, was ist denn los?“
    Auch das sagt sie ihm.
    Viele Dinge versteht er nicht. Lügt sie ihn an? Es gibt da Dinge, von denen er noch nie gehört hat, Dinge, von denen M ASCHINE nie etwas erwähnt hat.
    Wenn er in seinem nächsten Schlaf mehr als einen Tag zurückgeht, kann er M ASCHINE all das erzählen. Und wenn M ASCHINE dann Bescheid weiß, kann sie das verhindern, was geschehen ist.
    Es ist so offensichtlich, so einfach. Deshalb ist er hier, und ihm fällt ein, daß da einige Tage in der Vergangenheit noch eine Lücke ist, die ausgefüllt werden muß – der Sprung von sieben Tagen, von dem sie ihm erzählt hat und der um die Zeit erfolgt sein muß, als die Schlacht zwischen Saarland und Lothringen geschlagen wurde. Das war vor sieben Tagen; dahin wird er, muß er zurückkehren.
    M ASCHINE wird schon damit fertig; sie weiß immer, was zu tun ist.
    Der Erste wird zurückkehren, und alles wird anders werden. Er wird in seiner Wohnung sicher sein und nicht mehr mit einem stumpfsinnigen Niemand durch dunkle Gänge fliehen müssen.
    Als der Zauberer endlich verstanden hatte und sagte: „Gilbert ist zu der ewigen Weide im Himmel gegangen“, war für Sir Guy die Sache erledigt. Er wollte mit diesem Mann nichts mehr zu tun haben. Der Saarländer wußte genau, daß er weit von seiner Heimat entfernt sein mußte, viel weiter, als er das in Flandern gewesen war. Würde er jemals wieder ins Saarland zurückkehren? Er war sich nicht sicher, ob er das wollte oder nicht. Der Zauberer war so vorsichtig gewesen, ihm nicht sein Schwert zu geben. Obwohl er sich ohne die Waffe nackt fühlte, wollte er sich nicht dadurch erniedrigen, daß er darum bat. Er erinnerte sich daran, daß er das letzte Mal, als er es in der Hand gehalten hatte, wirklich nackt gewesen war und die Froschkreatur in dem Tunnel getroffen hatte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was danach geschehen war; aber hier war er nun, wieder an der Oberfläche, und der Zauberer war immer noch bei ihm. Er hatte sein Schwert an den Sattel gebunden.
    Der Zauberer hatte ihm eine Geschichte erzählt, wonach sie ein fernes Land besuchen wollten. Afrika sollte es heißen, und der Ritter hatte noch nie davon gehört.
    „Der Elefant, der zwischen uns und unseren Verfolgern erschienen ist…“ sagte der Zauberer. „Diese Tiere kommen aus Afrika.“
    „Elefant?“ Nannten die Zauberer so die Drachen?
    „Ja. Und jener, der zwischen Euch und die Lothringer getreten ist.“
    Guy hatte nicht gewußt, daß der andere darüber informiert war. Wußte er auch von den beiden Männern, die er getötet hatte? Ganz sicher.
    „Die menschenähnlichen Dinger, die Euer und das lothringer Heer vernichtet haben“, sprach der andere weiter, „die kamen ebenfalls aus Afrika. Die Menschen, die dort gelebt haben, waren schwarz, nicht weiß.“
    „J-ja“, sagte Guy ein wenig unsicher.
    „Doch, das stimmt. Das einzige Problem dabei ist nur, daß die Schwarzen und die Elefanten nicht mehr existieren. Zumindest glauben wir das. Sie sind

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