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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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und zerr­te das krei­schen­de Balg zu ih­rem Pick­nick­korb zu­rück.
    Der Mor­gen war schon nicht mehr ganz jung, als Na­po­le­on und At­ti­la auf ih­rem wei­ßen be­zie­hungs­wei­se schwar­zen Hengst ih­re je­wei­li­gen Hee­re ab­rit­ten. Die Tromm­ler trom­mel­ten, die Trom­pe­ter trom­pe­te­ten, und die Pfer­de düng­ten den Bo­den. Je­des Heer be­stand fast aus­schließ­lich aus Fuß­sol­da­ten, die zum Mi­li­tär­dienst ge­preßt wor­den und mit die­ser Re­ge­lung nicht so recht zu­frie­den wa­ren. Die Uni­form der Loth­rin­ger be­stand aus ro­ten Hem­den, und sie tru­gen run­de Schil­der mit ei­nem ro­ten Dra­chen als Wap­pen. Die Schil­der der Män­ner von der Saar wa­ren oval und zeig­ten ei­ne blaß­blaue Schlan­ge. Die Hem­den, mit de­nen sie be­klei­det wa­ren, hat­ten selt­sa­mer­wei­se eben­falls die­se blaß­blaue Far­be. Sonst un­ter­schie­den sich die bei­den Hee­re nicht: Sie tru­gen al­le Sor­ten von Hel­men und Ho­sen, Strümp­fen und Schu­hen, Fri­su­ren und Pe­rücken. Die meis­ten wa­ren nur mit Schwer­tern be­waff­net, ei­ni­ge aber tru­gen lan­ge Spie­ße. Es hat­te ein­mal ei­ne Zeit ge­ge­ben, in der je­des Heer auch ei­ne Ab­tei­lung Bo­gen­schüt­zen be­saß. Man hat­te aber her­aus­ge­fun­den, daß die Bo­gen­schüt­zen da­zu neig­ten, ih­re Op­fer un­ter den Rit­tern auf den Pfer­den zu su­chen, denn ih­re Pfei­le durch­schlu­gen selbst die sta­bils­ten Rüs­tun­gen. Das muß­te auf­hö­ren. Nun wur­den Bö­gen nur noch für die Jagd ver­wen­det; als Kriegs­waf­fe wa­ren sie un­ge­eig­net.
    Die Rit­ter bil­de­ten die Eli­te je­des Hee­res. Sie rit­ten auf stäm­mi­gen, ein­ge­klei­de­ten Ros­sen, und je­de Sei­te ver­füg­te über un­ge­fähr hun­dert da­von. Mit den ge­mei­nen Sol­da­ten ga­ben sie sich na­tür­lich nicht ab. Sie brach­ten selbst­ver­ständ­lich feind­li­che Fuß­sol­da­ten um, wenn sich das oh­ne große Um­stän­de be­werk­stel­li­gen ließ. An­sons­ten er­laub­ten sie es aber nur feind­li­chen Rit­tern, wirk­lich mit ih­nen zu kämp­fen. Die Ent­schei­dung über den Aus­gang der Schlacht, wenn es ei­ne gab, war in der Re­gel schon ge­fal­len, wenn die Rit­ter sich am Kampf­ge­sche­hen be­tei­lig­ten. Un­ter die­sen Um­stän­den gab es un­ter ih­nen nur sehr we­ni­ge, die Ver­let­zun­gen er­lit­ten. Man­che be­trach­te­ten es so­gar als Be­lei­di­gung, ge­gen Fein­de kämp­fen zu müs­sen, die ih­nen we­ni­ger als drei­fach über­le­gen wa­ren. Da die bei­den Sei­ten in der Re­gel gleich stark wa­ren, könn­te dies even­tu­ell zur Er­klä­rung der Tat­sa­che bei­tra­gen, daß es mehr Rit­ter gab, die sich – wäh­rend sie dar­auf war­te­ten, daß et­was pas­sier­te – ver­letz­ten, in­dem sie vom Pferd fie­len, als sol­che, die durch einen fehl­ge­gan­ge­nen Lan­zen­stoß blaue Fle­cken da­von­tru­gen. Und es war über­ra­schend, wie vie­le Lan­zen­stö­ße fehl­gin­gen.
    Die Men­ge wur­de un­ru­hig, die Sol­da­ten wur­den hei­ser, die Rit­ter, de­ren Rüs­tun­gen von der Son­ne auf­ge­heizt wur­den, schwitz­ten und wur­den un­lus­tig, und die bei­den Mon­ar­chen rit­ten sich wund. Doch dann gab At­ti­la den Be­fehl. Sei­ne Sol­da­ten setz­ten sich ge­gen ih­re Fein­de in Be­we­gung, die Rit­ter hin­ter ih­nen, um si­cher­zu­ge­hen, daß sie in Be­we­gung blie­ben. Der Kö­nig des Saar­lands, um­ringt von sei­nen He­rol­den, Ärz­ten, sei­nem Hof­nar­ren, sei­nem Pre­mier­mi­nis­ter, dem Zau­be­rer, zwei Mä­tres­sen und ei­nem Trupp schwer­be­waff­ne­ter Rit­ter, die ihn und die an­de­ren schüt­zen soll­ten, be­ob­ach­te­te sie. Ein Pa­ge brach­te ih­nen Wein, wäh­rend die Loth­rin­ger eben­falls über die Wie­se vor­zu­rück­en be­gan­nen.
    Die bei­den Sei­ten fin­gen da­mit an, sich ge­gen­sei­tig um­zu­brin­gen.
    Al­les ver­lief wie üb­lich. Je­des Heer dräng­te das an­de­re ein paar Schrit­te zu­rück, um dann selbst wie­der zu­rück­ge­drängt zu wer­den. Je­des Ma­nö­ver kos­te­te un­ge­fähr hun­dert To­te. Die Hee­re wa­ren gleich stark.
    Dann be­ka­men die Män­ner in den blau­en Hem­den Un­ter­stüt­zung. Von

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