Zeitfinsternis
und zerrte das kreischende Balg zu ihrem Picknickkorb zurück.
Der Morgen war schon nicht mehr ganz jung, als Napoleon und Attila auf ihrem weißen beziehungsweise schwarzen Hengst ihre jeweiligen Heere abritten. Die Trommler trommelten, die Trompeter trompeteten, und die Pferde düngten den Boden. Jedes Heer bestand fast ausschließlich aus Fußsoldaten, die zum Militärdienst gepreßt worden und mit dieser Regelung nicht so recht zufrieden waren. Die Uniform der Lothringer bestand aus roten Hemden, und sie trugen runde Schilder mit einem roten Drachen als Wappen. Die Schilder der Männer von der Saar waren oval und zeigten eine blaßblaue Schlange. Die Hemden, mit denen sie bekleidet waren, hatten seltsamerweise ebenfalls diese blaßblaue Farbe. Sonst unterschieden sich die beiden Heere nicht: Sie trugen alle Sorten von Helmen und Hosen, Strümpfen und Schuhen, Frisuren und Perücken. Die meisten waren nur mit Schwertern bewaffnet, einige aber trugen lange Spieße. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der jedes Heer auch eine Abteilung Bogenschützen besaß. Man hatte aber herausgefunden, daß die Bogenschützen dazu neigten, ihre Opfer unter den Rittern auf den Pferden zu suchen, denn ihre Pfeile durchschlugen selbst die stabilsten Rüstungen. Das mußte aufhören. Nun wurden Bögen nur noch für die Jagd verwendet; als Kriegswaffe waren sie ungeeignet.
Die Ritter bildeten die Elite jedes Heeres. Sie ritten auf stämmigen, eingekleideten Rossen, und jede Seite verfügte über ungefähr hundert davon. Mit den gemeinen Soldaten gaben sie sich natürlich nicht ab. Sie brachten selbstverständlich feindliche Fußsoldaten um, wenn sich das ohne große Umstände bewerkstelligen ließ. Ansonsten erlaubten sie es aber nur feindlichen Rittern, wirklich mit ihnen zu kämpfen. Die Entscheidung über den Ausgang der Schlacht, wenn es eine gab, war in der Regel schon gefallen, wenn die Ritter sich am Kampfgeschehen beteiligten. Unter diesen Umständen gab es unter ihnen nur sehr wenige, die Verletzungen erlitten. Manche betrachteten es sogar als Beleidigung, gegen Feinde kämpfen zu müssen, die ihnen weniger als dreifach überlegen waren. Da die beiden Seiten in der Regel gleich stark waren, könnte dies eventuell zur Erklärung der Tatsache beitragen, daß es mehr Ritter gab, die sich – während sie darauf warteten, daß etwas passierte – verletzten, indem sie vom Pferd fielen, als solche, die durch einen fehlgegangenen Lanzenstoß blaue Flecken davontrugen. Und es war überraschend, wie viele Lanzenstöße fehlgingen.
Die Menge wurde unruhig, die Soldaten wurden heiser, die Ritter, deren Rüstungen von der Sonne aufgeheizt wurden, schwitzten und wurden unlustig, und die beiden Monarchen ritten sich wund. Doch dann gab Attila den Befehl. Seine Soldaten setzten sich gegen ihre Feinde in Bewegung, die Ritter hinter ihnen, um sicherzugehen, daß sie in Bewegung blieben. Der König des Saarlands, umringt von seinen Herolden, Ärzten, seinem Hofnarren, seinem Premierminister, dem Zauberer, zwei Mätressen und einem Trupp schwerbewaffneter Ritter, die ihn und die anderen schützen sollten, beobachtete sie. Ein Page brachte ihnen Wein, während die Lothringer ebenfalls über die Wiese vorzurücken begannen.
Die beiden Seiten fingen damit an, sich gegenseitig umzubringen.
Alles verlief wie üblich. Jedes Heer drängte das andere ein paar Schritte zurück, um dann selbst wieder zurückgedrängt zu werden. Jedes Manöver kostete ungefähr hundert Tote. Die Heere waren gleich stark.
Dann bekamen die Männer in den blauen Hemden Unterstützung. Von
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