Zeitfinsternis
stimmt ihm Fell zu, dessen Bild zu sehen ist.
„Und du hast keine Ahnung, um was es sich da handelt?“
„Nein.“
„Anders kann es nicht gewesen sein?“
„Da er ebenfalls umgekommen ist, erscheint das unwahrscheinlich.“
„Und wenn nicht – wie kommt es dann, daß er sich nicht wie du gerettet hat?“
Fell zuckt seine Zwergenachseln.
„Das wäre alles“, sagt Erster, und der winzige Bildschirm verblaßt.
Erster ist von der Nachricht nicht überrascht. M ASCHINE sagte es ihm, und dann sagte er es M ASCHINE , und jetzt ist es geschehen. Bald wird M ASCHINE es ihm wieder sagen müssen.
„Was hältst du davon?“ fragt er.
M ASCHINE antwortet: „Da sie eine schwarze Hautfarbe haben, sollen diese Uhrwerkmenschen offensichtlich Neger darstellen – die Menschen, die früher in Afrika gewohnt haben. Die Kleinen sollten für Pygmäen gehalten werden, eine Rasse, deren erwachsene Männer weniger als einhundertfünfzig Zentimeter groß waren. Ihre normalen Waffen waren Pfeil und Bogen. Wie Sie sehen, sind ihre Androiden kleiner als die Pygmäen selbst. Was die Großen betrifft, so bin ich der Meinung, daß dies Zulus sein sollen, ein Stamm aus Südostafrika, und das wiederum ist von dem tropischen Regenwald weit entfernt, den die Pygmäen früher bewohnt haben. Ich bin der Ansicht, daß es eher Zulus sind als, sagen wir mal, Massai, und zwar wegen der kurzen Speere, die viele von ihnen getragen haben.“
„Androiden“, sagt Erster, mehr zu sich selbst als zu M ASCHINE . Uhrwerkmenschen. „Die wirklichen Zulus waren nicht so groß wie die von heute?“
„Nein. Eine Übertreibung, genau wie die Pygmäen.“
„Gibt es noch etwas, was wir von ihnen wissen?“
„Zur Zeit nicht.“
„Werden wir noch weitere Zwischenfälle dieser Art erleben?“
„Ich verfüge noch nicht über diese Information.“
Was bedeutet, daß Erster es ihr nicht gesagt hat. Noch nicht.
Martin Fell packte seinen Kommunikator weg. „Das wäre alles“, hatte Erster gesagt. Aber Fell wußte, daß es noch nicht alles war. Wahrscheinlich war es nur der Anfang.
Erster war anscheinend nicht einmal überrascht gewesen, als er es ihm erzählte; es gab nichts, was ihn zu überraschen schien.
Müde setzte sich Fell in seinem engen Zimmer im Palast auf das Bett. Er war Attilas ,Zauberer’, aber das Zimmer, das ihm zustand, war nicht besser als das einer Küchenmagd. Auf der anderen Seite, überlegte er sich säuerlich, hält der König von Küchenmägden mehr als von mir. Und das vielleicht zu Recht. Schließlich, dachte er, ist das hier nicht meine Welt; ich gehöre hier nicht her. Ich lebe tausend Jahre in der Zukunft, zusammen mit den anderen Maulwürfen. Oder war es die Gegenwart, und die Welt über der Oberfläche war zehn Jahrhunderte zurückgegangen? Es war gleich; so oder so, das machte keinerlei Unterschied.
Wozu war er denn schließlich hier? Um dafür zu sorgen, daß Attila am Leben blieb? Um den Status quo aufrechtzuerhalten? So etwas Ähnliches. Er hatte dem König heute das Leben gerettet, und dafür hatte er nicht einmal ein Dankeschön bekommen. Nicht, daß er eines erwartet hätte. Attila, der Mistkerl.
Aber wie kam es, daß Anders gestorben war? Vielleicht hatte er Pech gehabt, und ein Pfeil hatte ihn getroffen, bevor er sich schützen konnte. Oder hatte seine Pistole versagt? Fells eigene Ausrüstung hatte ihn schon ein paarmal im Stich gelassen, aber bisher war es nichts Ernstes gewesen. Es war ihm trotzdem möglich gewesen, seine Position am Hof zu halten, weil ihm seine ,Kunststücke’ zur Verfügung standen. Attila nahm wahrscheinlich sogar an, er habe etwas damit zu tun gehabt, daß die schwarzen Horden aufgetaucht waren, die seine Gegner überwältigt hatten. Was aber hielt er
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