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ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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musste es erst ihrer Freundin ergehen? Wie sollten sie alle diesen Tag überstehen, an dem noch mindestens weitere fünf Veranstaltungen geplant waren?
     

17.04.2013; Mittwoch; 18:27 Uhr/MEZ; Kiel-Brunswik, Mietshaus
     
     
    Dankbar nahm er die Flasche guten russischen Wodkas von dem Aalglatten entgegen. Es war schwierig in diesen Zeiten an Alkohol heranzukommen. Das einzige, womit er sich revanchieren konnte, waren Informationen. Dafür war er schließlich Reporter, und – Neugier verlangte überall auf der Welt nach Befriedigung. Es galt, die Sucht nach Neuigkeiten bei den Konsumenten durch geschicktes Taktieren aufrecht zu erhalten.
    Darin war er ein Meister seines Fachs. Nur, dass der Wissensdurst dieses BND-Mannes hinsichtlich der Kieler Uni schier unstillbar zu sein schien. Der Mann kreuzte nun mindestens einmal pro Woche auf um nach neuen Informationen zu fragen. Auch wenn dieser Typ glaubte, dass seine Vorliebe für Wodka ihn erpressbar machte, er, Plätschner, bestimmte noch immer selbst darüber, welche Informationen jemand von ihm zu welchem Zeitpunkt bekam – Information war ein empfindliches Handelsgut. Manchmal war es deshalb wichtig, mittels wohl dosierter Desinformation den Wert weiterer Neuigkeiten zu erhöhen.
    Plätschner liebte es, auf dem Instrument der Nachrichtenverteilung zu spielen, und er agierte in dieser Hinsicht wirklich geschickt, ohne sich selbst loben zu wollen. »Also, was ist, Plätschner? Was wissen Sie über Simon Büttner? Heraus damit! Ich will alles über ihn wissen« Na gut, damit konnte er dienen. »Chemiker an der Christian-Albrechts-Universität. Fachmann für Nanocluster, gegenwärtiges Projekt: Goldcluster – ein moderner Alchimist sozusagen, hihihi«
    »Weiter!«
    »Ist ein Intimus von Professor Stettner, Markus Stettner, seines Zeichens Physiker und Abteilungsleiter im Dekanat Halbleiterphysik«
    »Womit befasst der sich?« »Ebenfalls mit Cluster-Technologien, zieht einen Forschungsauftrag nach dem anderen für seinen Arbeitgeber an Land, internationale Kontakte, gefragter Mann«
    »Hobbys? Vereine? Freizeitverhalten?«
    »Der Mann hat Familie. Geht mit seinem Kumpel monatlich einmal in die Sauna, ansonsten lebt der solide«
    »Okay, halten Sie die Ohren weiterhin offen! Sie wissen ja, mein Wodka-Vorrat ist unerschöpflich«
    Plätschner atmete tief durch, als der Typ endlich Ruhe gab und verschwand. Er hörte ihn die Holzstiegen hinab gehen, schloss die Tür seiner Bude hinter ihm ab. Ihm war saukalt, es wurde Zeit, dass dieser frostige April endlich wärmer wurde und das Frühjahr begann. Aber noch herrschte Winter, der nicht weichen wollte.
    In diesem verdammten Haus aus den Sechzigern des vorherigen Jahrhunderts gab es überhaupt keine funktionsfähige Heizung, alles war klamm und kalt und zum Verzweifeln. Er war der Letzte, der hier geblieben war. Die anderen Bewohner hatten Unterschlupf bei Freunden und Verwandten gefunden, deren Wohnsituation besser war. Nur für ihn interessierte sich keine Sau, außer diesem Wodka-Futzi, aber immerhin… hihihi.
    Er befüllte seinen Flachmann mit dem neuen Nachschub, seine Hände waren wieder erstaunlich ruhig, Wodka wirkte immer beruhigend auf ihn. Nach einem weiteren Schluck aus der Flasche setzte er sich an den Sekretär aus den Gründerjahren, das einzige Möbelstück, das ihm aus besseren Zeiten geblieben war. An dessen ausklappbarer Schreiblade spürte er die Inspiration, die ihn zum guten Nachrichtenmann machte. Ohne dieses Utensil war an Arbeit nicht wirklich zu denken. Aberglaube, was bin ich doch für ein verdammter, abergläubischer Sack, hihihi.  
    Morgen früh erwartete Robert bei der Redaktionssitzung den fertigen Bericht über den Stand des Fünf-Jahresplans. Schließlich stand im Sommer die nächste Reunion an. Um bei diesem Thema am Ball zu bleiben, war er mit Nele häufiger mal zusammen ein Bierchen trinken gegangen. Die Kleine war aber leider keine Quelle, die von allein sprudelte, wenn man nicht an den richtigen Strippen zog. Sie kannte ihn schon zu lange, vielleicht sollte er es ihr gegenüber einmal mit einer neuen Taktik versuchen?
    Mehr als einmal hatte er sich schon darüber geärgert, dass es ihr in letzter Zeit gelang, mehr Infos zu bekommen als zu geben. Das musste ein Ende haben. Vielleicht war der Zeitpunkt jetzt gekommen, an dem er endlich seine alte Trumpfkarte aus dem Ärmel ziehen sollte?
    Wenn nicht jetzt, wann dann? Verdammt noch mal! Mit nikotingelben Fingerkuppen, die aus den

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