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ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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abgeschnittenen Fingern der Wollhandschuhe lugten, blätterte er in seinem Notizbuch. Er fuhr sorgfältig mit dem Finger die Zeilen ab – da war der Vermerk! Büttners Versprecher vor mehr als einem Jahr, gelb gemarkert mit drei Ausrufezeichen hinter dem Begriff Siliziumcluster. Noch einen Schluck, jaaah! Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, sein Hirn begann nun immer besser zu funktionieren. Wodka war sein Betriebsstoff. Er überflog noch einmal den zur Hälfte getippten Bericht in seiner mechanischen Reiseschreibmaschine. Gut, dass sich das alte Stück, das er einmal als Deko für seinen Sekretär erstanden hatte, reparieren ließ. Seine Handschrift konnte ohnehin niemand lesen, außer er selbst.
     
    Titelzeile:
    Silizium basierte Halbleiter kurzfristig ersetzbar?
     
    Jetzt, wo es kein Internet mit Suchmaschinen mehr gab, musste er selbst viel mehr als früher raus an die Front. Sein Fahrradmotor funktionierte leider ebenfalls nicht, da auch dieser kleine Antrieb durch Elektronik gesteuert wurde. Er suchte schon seit langem nach einem Motor, der ohne Elektronik auskam, aber in diesen Zeiten war es unmöglich, einen aufzutreiben! Also musste es auch ohne gehen, seiner Kondition tat es allemal gut.
    Okay! Er zog sich die Mütze über die Ohren und trug das Sportrad nach unten. Er musste zu Nele, vielleicht war sie ja  zuhause. Zum Glück war es nicht weit. Also – ran an die Frau und die Jokerkarte gesetzt!
                                                
    ***
     
    Mit derart viel Ausbeute hatte er wirklich nicht gerechnet, dieses Früchtchen! Die Fertigstellung seines Berichtes konnte sich Robert, sein Redaktionschef, abschminken – bis morgen würde er nur die erste, unbedeutende Hälfte des Textes fertig haben. Er würde es dem Redaktionsteam und Robert schon zu erklären wissen, weshalb dem so war. Alle Wetter, es gab reichlich Arbeit. In Gedanken rieb sich Plätschner die Hände, obwohl er wusste, dass er durch den Einsatz seiner Trumpfkarte, die man weniger wohlmeinend auch als Erpressung bezeichnen konnte, nun in Nele eine neue Gegnerin sehen musste. Vorsicht war ab jetzt noch mehr angebracht als bisher. Sei’s drum! Solange er sie am Haken hatte, musste sie tun was er wollte. Manchmal musste man in seiner Branche eben hart sein – zu sich selbst und zu anderen.
    Er tippte bis weit nach Mitternacht, korrigierte, kürzte, verdichtete und bereitete den Text noch einmal neu auf. Danach betrachtete er zufrieden das Resultat: Das Destillat seiner bisherigen Recherchen konnte sich wirklich sehen lassen. Er freute sich schon auf die Gesichter der Redaktionsrunde, wenn er morgen den Zünder an dieser Bombe scharf machte. Darauf gönnte er sich noch einen kräftigen Schluck und legte sich schlafen.
     
    »Leute, ich habe eine Super-Nachricht für euch! Ab sofort können wir wieder mit Bleisatz arbeiten. Unserer Druckabteilung ist es gelungen, die alten Apparate aus dem Archiv zu entmotten, und zum Glück haben wir noch einige Kollegen, die damit auch noch umgehen können« Jubel brach los. Endlich konnte es wieder losgehen, Zeitung zu machen. Diese Nachricht, gleich zu Beginn der Konferenz, wirkte stimulierend, genau der richtige Rahmen für seine Bombe.
    Sie arbeiteten die Tagesordnung routiniert durch. Zum Schluss, als alle ihre Ergebnisse abgeliefert und sie darüber diskutierten, kam endlich die Rede auf den Stand des Fünf-Jahresplans.
    Plätschner lehnte sich, ganz in Erwartung des gleich losgehenden Palavers, entspannt zurück, die Beine, wie immer lässig übereinander geschlagen. Eine Zigarette im Gesicht, begann er: »Zuerst die schlechte Nachricht: Der Bericht ist erst halb fertig!« Geraune entstand und vereinzelt sah er bei diesen Worten in spöttische Gesichter. Robert, ihm gegenüber, blieb ganz ruhig – wartete ab. »Die zweite Hälfte wird noch mindestens einen Monat auf sich warten lassen, aber dann Leute, werden wir mit dem Drucken nicht nachkommen. Ein Riesenhammer, auf den ich da gestoßen bin!«
    »Hört, hört! Der gute Jens Plätschner tönt mal wieder! Du bist hier nicht beim Boulevard, also begib dich gnädigerweise auf Normal-Niveau und sag, was du glaubst, herausgefunden zu haben, statt großmäulig herumzuprahlen. Heiße Luft – oder?« Diese Formulierung war allein schon eine Frechheit. Denis, dieser Blödmann aus der Wirtschaft, würde ihm bald aus der Hand fressen müssen, er freute sich schon darauf. »Okay, Leute. Ihr

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